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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Werlin
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Schock für einen Moment durchgedreht bin und mir das eingebildet habe, oder nicht. Aber irgendwie möchte ich glauben, dass er besessen war, oder so was. Weil er tot ist, und weil– und weil– ich ihm vergeben möchte.«
    » Oh, ich verstehe.«
    Zach und Lucy saßen noch eine Weile schweigend und Händchen haltend da. Zach fiel ein, dass er am Abend zuvor gehört hatte, wie Soledad und Leo etwas von Verheilen gesagt hatten. Dass es ein schwieriger Prozess sei und Zeit bräuchte, und dass Lucy erst am Anfang stünde. Es sei etwas Furchtbares passiert– genau genommen zwei furchtbare Dinge–, aber nun sei es vorbei.
    Und am Ende werde es Lucy gut gehen.

Kapitel 17
    Vor lauter Sorge um Lucy hatten Soledad und Leo ganz vergessen, sich bei der Polizei nach Miranda zu erkundigen. Daher erfuhren sie erst Tage später, dass Miranda bereits am Tag nach dem Abschlussball aus der Haft entlassen worden und in ihr altes Leben zurückgekehrt war– wie auch immer das aussehen mochte.
    Zach hingegen hatte sich die ganze Zeit gefragt, was wohl mit Miranda los gewesen war, denn er war derjenige, der im Vorgarten aufräumte. Aber schließlich dachte er nicht weiter darüber nach. Verglichen mit Lucy war Miranda unwichtig. Erst eine Woche später fiel sie ihm wieder ein, als er ihren Einkaufswagen loswerden wollte.
    Der Einkaufswagen, der immer noch zur Hälfte mit leeren Flaschen gefüllt war, nahm in der Garage wertvollen Platz weg und weckte unschöne Erinnerungen an den Abend des Balls. Er musste weg. Deshalb schob ihn Zach am Samstagmorgen in aller Frühe elf Häuserblocks weit zum nächsten Supermarkt, um die Flaschen zu recyceln und den Wagen dort stehen zu lassen.
    Zufrieden hörte er zu, wie eine Flasche nach der anderen im Altglasverwerter zerkleinert wurde. Als Zach fast alle Flaschen aus dem Einkaufswagen genommen hatte, entdeckte er ganz unten im Wagen einen Müllsack, in den ein kleiner Gegenstand eingewickelt war, der nicht nach einer Flasche aussah. Der riesige zerknautschte Müllsack war besonders dick und reißfest und trotz seines offensichtlichen Alters noch in einem sehr guten Zustand. Zach brauchte eine Weile, um den flachen, rechteckigen Gegenstand auszuwickeln.
    Es handelte sich um ein Tagebuch mit einem Stoffeinband mit lila Stiefmütterchen darauf. Das erste Drittel der Seiten war von Hand beschrieben. Die Schrift war winzig, an manchen Stellen verschmiert, und die Seiten waren vergilbt. Es würde Konzentration und Zeit kosten, das Tagebuch zu lesen.
    Hatte Miranda es geschrieben? Ein unglaublicher und zugleich erschreckender und aufregender Gedanke. Zach warf einen kurzen Blick auf die erste Seite und las:
    Ich bin schwanger. Ich hab es schon letzte Woche vermutet, deshalb hab ich mir in der Apotheke so einen Test besorgt. Und jetzt bin ich sicher. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich muss nachdenken. Ich wage nicht, es IHNEN zu sagen, aber vielleicht hat Kia eine Idee. Gott sei Dank hab ich wenigstens eine Freundin auf der Welt. Morgen kann ich sie nach der Schule allein erwischen.
    Ich muss mir auch einen Arzt suchen. Vielleicht ist das Testergebnis ja falsch, aber ich glaube es nicht.
    SIE werden wissen wollen, wer der Vater ist und so. Natürlich kann ich es ihnen nicht sagen. Ich weiß nicht mal seinen Namen.
    Wie konnte das nur passieren?
    Oh, Gott. Ich bin so allein.
    Ich bin so DUMM.
    Bei dem Wort dumm hatte die Verfasserin den Stift so fest aufgedrückt, dass das Papier eingerissen war.
    Zach bemerkte, dass er schon die ganze Zeit die Luft anhielt, und atmete tief aus. Wenn es das war, wofür er es hielt, dann hatte niemand ein Recht es zu lesen, außer Lucy. Aber jetzt war nicht der beste Zeitpunkt dafür. Vielleicht sollte er noch eine Weile warten, bevor er es ihr gab.
    Er musste sich geradezu zwingen, das Tagebuch zu schließen.
    Zach recycelte die letzten Flaschen, wickelte Mirandas Tagebuch wieder in den Müllsack und trug es so vorsichtig nach Hause, als wäre es eine Bombe.

Kapitel 18
    In den nächsten Wochen befand sich Lucy in einer ihr völlig fremden Gemütsverfassung. Es war so, als stünde sie mitten auf einer Lichtung, die von einem düsteren Wald umgeben war. Die Lichtung selbst bedeutete Sicherheit. Aber wenn sie nachts allein war, hatte sie das Gefühl, als rücke eine Armee von Bäumen und Dornbüschen Stück für Stück gegen sie vor. Sie hatte schlimme Träume, in denen Miranda immer wieder zu ihr sagte: » Du darfst dich wehren! Du darfst dich wehren!«
    Egal wie oft

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