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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Werlin
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eingeschaltet.
    Im Gegensatz zu seiner Ex-Frau weinte Mr Spencer nicht in der Öffentlichkeit.
    Ein paar Tage lang herrschte in der ganzen Stadt große Aufregung. Es gab gegenseitige Schuldzuweisungen und endlose Diskussionen über unkontrollierten Alkoholkonsum bei Teenagern, und was Eltern und öffentliche Schulen dagegen tun konnten. Dabei rückte das, was mit Grays Begleiterin Lucy Scarborough passiert war, unbeachtet in den Hintergrund, was Lucy offenbar nur recht war.
    Leo und Soledad parierten die Fragen der wenigen Anrufer und erzählten einfach die Wahrheit: Dass sie einen Freund der Familie losgeschickt hatten, um Lucy nach dem Ball vom Hotel abzuholen und zur Afterparty zu bringen, zu der sie dann aber nicht mehr gehen wollte. Die Reporter machten daraus folgende Version: Lucy wusste, dass Gray betrunken war, und weigerte sich, zu ihm in den Wagen zu steigen, woraufhin Gray wütend davonfuhr und in den Tod raste.
    Obwohl niemand behauptete, dass Grays Tod zum Teil Lucys Schuld war, fragte sich seine Mutter insgeheim, was wohl passiert wäre, wenn Lucy mit ihm gefahren wäre. Ob er dann vorsichtiger gewesen wäre?
    Die Öffentlichkeit war sich einig, dass Lucy vermutlich auch den Tod gefunden hätte, wenn sie mit Gray gefahren wäre, und dass ihre Eltern klug gehandelt hatten, als sie einen Freund losschickten, um sie abzuholen.
    Höchstwahrscheinlich wäre die Beifahrerin in dem winzigen Cabrio bei diesem Crash sogar noch eher ums Leben gekommen als der Fahrer.
    Zwischen den Spencers und der Familie Markowitz gab es keinerlei Kontakt.

Kapitel 16
    Einige Tage nach dem Ball, als sich der Wirbel langsam legte, sehnte sich Lucy nach etwas, das sie nicht benennen konnte. Trotz aller Bemühungen, logisch und praktisch zu denken, war sie immer noch ziemlich verwirrt.
    Ihr ganzer Körper schmerzte. Obwohl Soledad und ein Arzt sie gründlich untersucht und ihr versichert hatten, dass sie physisch gesund sei, war sie nicht sicher, welche Schmerzen psychische und welche physische Ursachen hatten.
    Trotz der Unterstützung ihrer Eltern war sie bislang nicht imstande gewesen, mit ihnen ausführlich über das Vorgefallene zu sprechen. Sie hatte Angst, sie könnte ihnen versehentlich von den Dingen erzählen, die sie sich eingebildet hatte. Auch mit der Therapeutin, die Soledad ihr besorgt hatte, wollte sie nicht darüber sprechen. Und obwohl sie sich fragte, ob sie mit Sarah reden sollte, war sie im Grunde nicht bereit dazu. Es war einfach zu kompliziert, vor allem weil Sarah noch nichts von der Vergewaltigung wusste, sondern nur von Grays Tod.
    Manchmal dachte Lucy, sie würde am liebsten für immer zu Hause bleiben und nur noch mit Pierre zusammen sein. Pierre hatte sie ihr verrücktes Geheimnis anvertraut. Das wirkte beruhigend, wenn auch nur für kurze Zeit.
    Lucy wollte auf keinen Fall für wahnsinnig gehalten werden, aber sie musste ihr Geheimnis einfach jemandem mitteilen. Jemandem, der zuverlässig war und der sie nicht verurteilen würde.
    Dafür kam eigentlich nur einer in Frage.
    Sechs Tage nach dem Ball ging Lucy abends mit Zach aus. Nach einem Abendessen, das Lucy kaum angerührt hatte, lud Zach sie noch auf ein Eis ein. Sie saßen in Soledads Wagen auf dem Parkplatz der Eisdiele, während die Sonne langsam unterging. Beide blickten stur geradeaus und aßen ihr Eis. Lucy überlegte krampfhaft, wie sie das Gespräch beginnen sollte.
    Zach aß eine Waffel mit Chocolate Coffee Crunch und für Lucy hatte er einen Becher Mint Chocolate Chip besorgt, obwohl sie eigentlich nur ein Sodawasser haben wollte. Jetzt stellte er mit Genugtuung fest, dass Lucy doch ihr Eis löffelte.
    Sie war sehr still. Zu still.
    Zach nahm fast schmerzlich jede ihrer Bewegungen wahr, selbst wenn er sie nicht direkt ansah. Das war das erste Mal, dass er mit ihr allein war, seit er sie in » jener Nacht« nach Hause gebracht hatte. Er hatte sich vorgenommen, sämtliche Überredungskünste einzusetzen, damit sie wenigstens ein bisschen Eis aß. Und jetzt fühlte er sich als Sieger. Immerhin war er zu etwas nütze.
    » Geht es dir heute gut?«, fragte Zach schließlich.
    » Ja. Es ist gut.« Lucy klang überrascht. Zach musste an früher denken, als sie Nachbarskinder gewesen waren und Lucy immer nur grünes Eis gegessen hatte.
    Eine Weile herrschte wieder Schweigen. Dann sagte Lucy: » Ich hatte recht.« Ihr Ton war nicht ganz so bestimmt wie ihre Worte.
    » Ja«, erwiderte Zach. » Du hattest recht. Absolut. Ähm, womit eigentlich?«
    »

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