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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Werlin
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entscheiden.«
    Soledad war geschockt.
    » Du weißt es doch erst seit Kurzem. Du hattest noch gar keine Zeit zum Nachdenken. Und du bist keine Frau, sondern ein junges Mädchen.«
    Und das war in der vergangenen spannungsgeladenen Zeit ihr und Leos Standpunkt gewesen.
    Aber Lucy war anderer Meinung, und die hatte sich in den letzten vier Wochen, seit sie mit Bestimmtheit wusste, dass sie schwanger war, nicht geändert.
    Es gab sogar Momente, da war sie regelrecht in Hochstimmung. Sie begriff zwar, dass sie sich über bestimmte Dinge Sorgen machen sollte, hielt es aber in diesen Augenblicken nicht der Mühe wert.
    Sie hatte versucht, Soledad dieses Gefühl zu beschreiben, aber diese hatte nur grimmig erwidert: » Das sind die Hormone. Du bist jung und stark. Die Natur will, dass du dich fortpflanzt.«
    Aber Lucy fühlte sich nicht stark. Die meiste Zeit über ging es ihr schlecht, ihr war elend und sie war erschöpft. Außerdem fand sie den Gedanken deprimierend, dass sich die Kluft zwischen ihr und Sarah und ihren anderen Freunden vermutlich immer mehr vergrößerte, je weiter die Schwangerschaft voranschritt. Und ihr war klar, dass ihr letztes Jahr auf der Highschool jetzt ganz anders aussehen würde als geplant– ganz zu schweigen von ihrem Leben danach.
    Trotzdem war sie sich noch nie einer Sache so sicher gewesen. Sie hatte keine Erklärung dafür, aber sie wollte das Kind unbedingt bekommen. Es lebte, und sie trug die Verantwortung.
    » Ist es, weil Gray tot ist?«, fragte Sarah zögernd, nachdem Lucy ihr einiges erklärt hatte. » Willst du das Baby deshalb haben?«
    » Es hat nichts mit Gray zu tun«, erwiderte Lucy scharf. » Es ist mein Baby und ich will es, basta!« Und nach einer kurzen Pause sagte sie: » Eigentlich will ich es nicht, aber gleichzeitig will ich es doch. Ich weiß nicht, Sarah. Ich hab einfach das Gefühl, dass es sein muss. Ich kann den Gedanken an eine Abtreibung nicht ertragen.«
    » Ich glaube, ich verstehe dich.« Das war eindeutig geschwindelt.
    Lucy zog die Augenbrauen hoch.
    » Wie du schon sagtest, die Sache ist zwar kompliziert«, fuhr Sarah fort. » Aber glaub mir. Immerhin sehe ich ein, dass es für dich schwierig ist.«
    » Und einfach zugleich.«
    » Ja.« Wieder umarmte Sarah Lucy ganz fest.
    Dann trat sie einen Schritt zurück und betrachtete neugierig Lucys flachen Bauch. Lucy blickte an sich hinunter und meinte: » Nichts zu sehen.«
    » Noch nicht«, sagte Sarah.

Kapitel 25
    » Zach! Oh, Entschuldigung!«
    Vorsichtig hatte Lucy durch die halb offene Tür von Zachs Schlafzimmer gespäht und ihn mit nacktem Oberkörper und dem Handy in der Hand vorgefunden.
    Verlegen wandte sie sich zum Gehen, und Zach sagte rasch: » Nein, Lucy, komm ruhig rein. Ich hab nur Mitteilungen gecheckt.« Er klappte das Handy zu und legte es weg. » Es war nur mein Mitbewohner vom College.«
    Lucy blieb unschlüssig auf der Türschwelle stehen. » Bist du sicher?«
    » Ja.« Zach winkte sie herein und bemühte sich, seinen Blick nur auf Lucys Gesicht zu richten.
    Lucy war jetzt am Anfang der vierzehnten Schwangerschaftswoche, und allmählich war es nicht mehr zu übersehen. Zach hatte sich dabei ertappt, wie er fast zwanghaft jeden Tag ihre Taille musterte. Zugegeben, er hatte immer noch die Hoffnung, dass sich alles als großer Irrtum herausstellte oder dass etwas schiefging. Manchmal kam es zu spontanen Fehlgeburten, ohne dass jemand daran schuld war.
    Zach fragte sich, ob Lucy auch schon daran gedacht hatte. Er konnte verstehen, dass sie sich nicht zu einer Abtreibung durchringen konnte, aber vielleicht wäre sie insgeheim froh, wenn das Schicksal ihr die Entscheidung abnehmen würde.
    Manchmal verspürte er ein so großes Unbehagen, dass er Lucy einfach aus dem Weg ging.
    Auf einmal bemerkte Zach, dass Lucy es vermied ihn anzusehen, und ihm wurde bewusst, dass er kein Hemd trug. Er wurde verlegen, obwohl Lucy ihn bestimmt schon tausend Mal ohne Hemd gesehen hatte.
    Natürlich war er inzwischen älter und, nun ja, stärker entwickelt.
    Schließlich wurde ihm klar, dass er wollte, dass sie ihn ansah.
    Aber Lucy betrachtete die Möbel in seinem Zimmer, als hätte sie sie noch nie zuvor gesehen.
    Na schön. » Warte einen Moment. Ich will nur schnell–« Zach öffnete eine Schublade, nahm ein frisches Red-Sox- T-Shirt heraus und drehte Lucy höflich den Rücken zu, während er es überstreifte.
    Als er sich umdrehte, bemerkte Lucy stirnrunzelnd: » Hübsches T-Shirt.«
    Zach grinste. Er

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