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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Werlin
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Freund.«
    » Wirklich?«
    » Wirklich.«
    Lucy drehte sich um und betrachtete das T-Shirt noch mal im Spiegel. Aus irgendeinem Grund fiel es ihr leichter, Zachs Blick im Spiegel zu begegnen. » Ich will das Baby, Zach«, erklärte sie mit fester Stimme. » Ich möchte, dass du das verstehst. Ich weiß nicht warum, aber ich liebe das Baby. Ich will es. Jeden Tag will ich es mehr. Ich werde mir ein eigenes Leben aufbauen, ich weiß noch nicht wie, aber ich werde es tun. Wie du schon sagtest, habe ich ja meine Eltern. Ich werde trotzdem aufs College gehen und ein eigenes Leben führen.«
    » Das weiß ich. Ich–«
    Auf einmal fiel ihm Lucy heftig ins Wort. » Aber lass mich noch eines sagen. Wenn du nicht der Freund sein kannst, den ich jetzt brauche, wenn es dir unangenehm ist oder es dich zu traurig oder wütend macht oder so, dann kannst du gehen. Lass dich nicht aufhalten. Ich werde bessere Freunde finden als dich. Ich meine es ernst, Zach.«
    Zach starrte sie mit offenem Mund an.
    » Und weißt du was? Es wird mir auch ohne dich gut gehen. Ich brauche keine halbherzige Freundschaft mit jemandem, den ich in Verlegenheit bringe. Du kannst gehen. Geh und führ einfach dein normales Leben.«
    Die Worte schnürten ihr die Kehle zu und sie konnte nicht weitersprechen. Lucy schloss die Augen.
    » Ich bin dein Freund, Lucy«, hörte sie Zach sagen. » Das war ich immer und werde ich immer sein.«
    Lucy konnte ihn und sich atmen hören. Sie wollte gerade die Augen öffnen und sich zu ihm umdrehen, als sein Handy klingelte. Geh nicht ran, dachte sie.
    Aber Zach ging ran. Seine Stimme klang fast normal, als er seinem Mitbewohner vom College eine Frage zum geplanten Umzug in ihre Studentenbude beantwortete. » Ich bin gerade beschäftigt«, sagte er schließlich. » Ich ruf dich später zurück.«
    Mittlerweile hatte Lucy die Augen aufgemacht und innerlich Abstand gewonnen. Mit dem Anruf hatte sie nicht mehr das dringende Bedürfnis, ihrem Herzen Luft zu machen. Sie war nur noch wütend und resigniert. Was spielte es für eine Rolle, ob Zach tatsächlich für immer ihr Freund war, oder ob er sich aus Verlegenheit oder Befremden über ihre Schwangerschaft davonmachte? Warum hatte sie diese Diskussion überhaupt begonnen? In ein paar Wochen würde er wieder aufs College gehen und in seine Alltagswelt mit Zimmergenossen und Seminaren zurückkehren. Sein Leben würde weitergehen wie bisher, während ihr Leben nie mehr dasselbe sein würde.
    Lucy kam es vor, als sei sie wieder sieben und er neun, und sie konnte nichts tun, um ihn zu halten. Nur fragte sie sich jetzt, ob er es wirklich wert war. Sie hörte, wie Zach sich von seinem Mitbewohner verabschiedete. Er schaltete das Handy aus und kam zu ihr. Lucy sah ihn nicht an.
    Aber sie hörte ihn sagen: » Was kann ich für dich tun, Lucy? Wie kann ich dir helfen? Was würde dein bester Freund, den du dir immer gewünscht hast, tun?«
    » Ich weiß nicht.«
    Einen Moment herrschte Stille.
    » Sieh mich an«, sagte Zach schließlich, und Lucy tat es.
    Sein Gesicht war blass, sein Blick fast düster. » Ich werde immer dein Freund sein, Lucy. Ich werde dich nie verlassen. Ich weiß, dass ich es verdient habe, was du vorhin zu mir gesagt hast, und ich bin froh, dass du es ausgesprochen hast. Ich musste es mir anhören. Aber jetzt ist es gut, versprochen.«
    Lucy sah ihn forschend an. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie wartete.
    » Okay. Hör zu. Als wir Mirandas Tagebuch fanden, wolltest du allein sein, um es zu lesen. Das hab ich verstanden. Aber seitdem ist viel passiert. Können wir die neuen Seiten nicht gemeinsam lesen? Du musst nicht allein sein. Ich will das mit dir teilen. Ein Freund tut so was. Oder?«
    Für einen Moment hüpfte ihr Herz vor Freude. Aber dann schüttelte sie den Kopf. » Das– das hab ich nicht gemeint.«
    » Warum nicht? Das ist das Einzige, was ich im Moment für dich tun kann.«
    » Aber es ist besser, wenn ich diese Seiten allein lese. So wie das Tagebuch.«
    » Warum?«
    Lucy biss sich auf die Unterlippe. » Du hast die vorherigen Einträge noch nicht gelesen. Manche sind sehr merkwürdig. Und ich habe Angst, dass auf diesen Seiten noch seltsamere Dinge stehen als im Tagebuch. Außerdem, wie willst du den Inhalt der herausgerissenen Seiten verstehen, wenn du das Tagebuch nicht gelesen hast?«
    » Ich bin ziemlich clever«, meinte Zach lächelnd. » Und wenn du willst, kann ich das Tagebuch später noch lesen. Jetzt geht es doch vor allem

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