Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Werlin
Vom Netzwerk:
Seite. » Hat es dich gestört? Mich nicht. Soledad war wohl abergläubisch und hat gleich eine ganze Schar herbeigerufen. Von wegen Gottes Segen und so. Wenn das Wohnzimmer größer gewesen wäre, hätte sie bestimmt noch ein weiteres Dutzend eingeladen. Oder vielleicht war es auch nicht nur Soledad.«
    » Nein, sie war es nur zum Teil. Leo hat auch jemanden eingeladen, und meine Eltern.«
    Lucy nickte. » Ich weiß, wir hatten darüber gesprochen, nur Leute einzuladen, die wir kennen. Es war schon etwas seltsam. Aber eigentlich hat es mich nicht gestört, dass sie da waren. Es war okay. Ich–« Jetzt war sie diejenige, die plötzlich verstummte.
    » Es war gut, dass sie dabei waren«, meinte Zach. » Ich war zwar überrascht, aber es hat mich auch nicht weiter gestört. Nach der Trauung hab ich mich umgeschaut, und ich hab sie gesehen und war froh.«
    » Ich hatte das Gefühl, es war ein Segen«, sagte Lucy. » Es ist gut, wenn jemand mit oder für einen betet, auch wenn man selbst nicht gläubig ist.«
    Zach hielt noch immer Lucys Hand, als sie sich über ihn beugte. » Ich empfand es genauso. Es war ein Segen«, sagte er und berührte mit der anderen Hand ihr Gesicht.
    » Aber du bist doch gar nicht religiös, Zach.«
    » Nein, aber es war trotzdem gut.« Zach zog Lucy zu sich hinab und drückte sie an sich; sein Kinn ruhte auf ihrem Kopf und seine Arme legten sich um ihren Bauch. » Ich weiß nicht, was ich glaube. Außer– na ja, ich glaube an uns. Und…«
    » Was?«
    » Ich hatte den Eindruck, dass etwas passierte, als wir heirateten, Luce. Ich hab es schon gespürt, als wir uns verlobt haben. Etwas hat sich verändert. Ich hatte das Gefühl, dass das, was wir taten, irgendwie heilig war.«
    » Ja, der heilige Stand der Ehe«, sagte Lucy halb flapsig, halb ernst. Sie drehte sich um und sah Zach in die Augen.
    » Ja«, erwiderte Zach. » Es ist wohl so einfach zu erklären. Ich dachte, es sei nur eine Zeremonie. Aber jetzt, da wir verheiratet sind, glaube ich, es ist mehr als das. Es kommt mir heilig vor, oder– oder– oder–« Er suchte nach dem passenden Wort und fand es schließlich. » Wundersam. Mit dir zusammen zu sein, Lucy, ist… wie ein Wunder.«
    Lucy war sich früher nie bewusst gewesen, dass Zachs Augen viele verschiedene Farben hatten. Man musste ihm ganz nah sein, um es zu erkennen. Sie waren blau und grau und auch ein bisschen bernsteinfarben. Sie streckte die Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen sanft seine Augenlider. » Ja«, sagte sie. » Mir geht es genauso. Eben dieser Moment ist ein Wunder.«
    Lucy meinte es ernst. Aber als sie spürte, wie die Arme ihres Mannes sie fest umschlossen, und sie ihn ebenfalls umarmte, dachte sie: Vielleicht ist es nicht das Wunder, auf das ich anfangs gehofft habe und das meinen gesunden Verstand und mein Baby bewahren wird. Aber es ist real, erstaunlich, seltsam, urkomisch und wunderschöner als ich es mir je erträumt hätte. Und ich bin dankbar für jeden Moment.
    Lucy konnte es kaum erwarten, mit Sarah darüber zu sprechen.

Kapitel 48
    Später, als Zach auf die drei Monate nach seiner Hochzeit zurückblickte, auf die Zeit, als er und Lucy zusammen in dem geborgten viktorianischen Haus in Newton wohnten und sich auf die Geburt des Babys vorbereiteten, kam es ihm so vor, als seien die Tage wie im Flug vergangen; wie feiner Sand, der unaufhörlich durch ein besonders zerbrechliches Stundenglas rieselte.
    Im Alltag war davon allerdings nichts zu spüren. Zach ging zur Arbeit, besuchte seine Seminare und versuchte, beides unter einen Hut zu bringen. Er erledigte Einkäufe und kochte für Lucy, oder er ruhte sich aus und genoss es, wenn Lucy ihn umsorgte.
    Und während das Baby in ihrem Bauch wuchs, erledigte sie ihre Schularbeiten. Angesichts der Tatsache, dass es körperlich sehr anstrengend werden würde, einen Morgen Land zu pflügen und zu besäen, absolvierte sie täglich ein hartes Training. Dabei lag der Schwerpunkt auf Kraft- und Ausdauertraining. Zach trainierte oft mit ihr und staunte jedes Mal über Lucys Konzentration und Entschlossenheit, selbst als sie immer schwerer, unbeholfener und langsamer wurde. Er hatte irgendwo gelesen, dass Männer in der Regel zwar stärker waren als Frauen, Frauen aber von Natur aus mehr aushalten konnten. Und wenn er Lucy so beim Training zusah, gab es daran keinen Zweifel. Jedes Mal, wenn er aufhören wollte, zögerte sie das Trainingsende noch ein bisschen hinaus, und das gab ihm wieder neuen

Weitere Kostenlose Bücher