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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Werlin
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kurzes Nickerchen, und mehr Schlaf brauchte sein Körper offenbar auch nicht. Viel wichtiger war, dass Lucy schlief– seltsamerweise schlief sie besser, wenn er da war– und dass er sie währenddessen in den Armen hielt. Als ihr Bauch dicker wurde, setzte sie sich manchmal im Wohnzimmer im Sessel auf seinen Schoß und schlummerte selig ein, als ob sie nirgendwo auf der Welt sicherer wäre.
    Und wenn Zach dann nicht schlafen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig als nachzudenken.
    Zach leide unter einem Heldenkomplex, hatte sein Vater behauptet. Ja, vielleicht. Aber er war kein Held. Tag für Tag wurde ihm das aufs Neue bewusst. In der realen Welt konnte er alles für Lucy tun, vor allem dank der finanziellen Unterstützung seiner Eltern.
    Aber gleichzeitig lebten er und Lucy auch in einer surrealen Welt, in der auf Lucys Familie ein Fluch lastete. Und in dieser Welt gab es Dinge, die Zach weder regeln noch kontrollieren noch ändern konnte. Die Wochen vergingen, und sie kamen keinen Schritt voran. Es stellte sich lediglich heraus, dass man bei eBay ganz leicht Ziegenhörner erwerben konnte. Zach kaufte sieben und Soledad zwölf. Zach bastelte zusammen mit Leo an einem kleinen Griff, damit man das Horn besser handhaben konnte. Und schließlich hatte er noch eine bessere Idee: eine Art Pflug aus einer kleinen Schubkarre, neben deren Rad in einer bestimmten Höhe ein Horn befestigt wurde, sodass man damit in der Erde Furchen ziehen konnte. Damit würde Lucy ziemlich schnell pflügen können, ohne sich dabei bücken zu müssen.
    Es hatte einige Diskussionen darüber gegeben, ob das möglicherweise Betrug sei, aber Lucy, auf die es letztendlich ankam, meinte, sie würde es riskieren. » Solange das Ziegenhorn mit dem Boden in Berührung kommt und das Pflügen übernimmt, entspricht es wohl den Regeln des Fluchs.«
    » Was hältst du davon, wenn wir noch einen Motor einbauen?«, fragte Zach. » Vielleicht könnten wir dafür einen von diesen Rasentraktoren verwenden?«
    Aber das ging Lucy nun doch zu weit. » Nur die Schubkarre. Ich werde damit im Garten üben, wenn es nicht mehr so kalt ist. Dann kann ich mir ungefähr ausrechnen, wie schnell ich bin.«
    Zach hatte sich außerdem gefragt, ob er versuchsweise ein oder zwei Hörner mit Beton füllen sollte. Würden die Hörner dadurch zu stabileren, besseren Werkzeugen, oder würde der Beton die Hörner zum Bersten bringen? Einerseits war das Horn auch an sich schon stabil genug, und es gab keinerlei Hinweise darauf, dass Hörner von Ziegen leicht abbrachen. Andererseits wusste Zach nicht genau, wozu Ziegen ihre Hörner eigentlich benutzten. Kämpften sie damit? Oder war das nur bei den Dickhornschafen so? Jedenfalls wollte er sich in der Gärtnerei verschiedene Sorten Erde besorgen und die Hörner sowie die Idee mit dem Beton ausprobieren. Lucy sollte nur mit dem besten Werkzeug ausgestattet sein.
    Das war immerhin schon ein Fortschritt, aber Tatsache war auch, dass Lucy immer noch kein Land hatte, das sie überhaupt hätte pflügen können, und dieses Problem spielte eine große Rolle. Wo in aller Welt– ganz gleich ob real oder irreal– gab es Ackerland zwischen Meeresgischt und Meeresstrand? Außerdem war jetzt Winter. Konnte man im Winter pflügen und säen?
    Sechs Wochen waren vergangen, und Lucy saß manchmal ganz still da, die Hand auf ihrem Bauch, mit abwesendem Blick und angespanntem Gesicht. Als Zach ihr die Griffe für das Ziegenhorn zeigte und ihr erklärte, dass es wahrscheinlich das Beste sei, den Beton wegzulassen, lächelte sie ihn an. Aber dann redete sie auf einmal vom Abendessen.
    Wollte sie etwa aufgeben?
    Am nächsten Tag ertappte er sie jedoch dabei, wie sie sich im Internet über Ackerbau informierte. Obwohl sie ihm nicht sagen wollte, wonach sie suchte, wollte sie ihm Bescheid geben, wenn sie fündig geworden war. Zach war beruhigt. Lucy hatte also nicht aufgegeben.
    Fünf Wochen vor dem Geburtstermin setzte sich Zach mit Lucy hin, um zu reden. Sie hatten zwar häufig Kontakt mit Lucys Eltern und besprachen sich mit ihnen, aber über den gegenwärtigen Stand der Dinge wollte er mit Lucy allein sprechen. Er wollte sich vergewissern, dass sie immer noch vorhatte zu kämpfen, auch wenn der Zeitpunkt der Geburt immer näher rückte. Bald würde man dringende Maßnahmen ergreifen müssen.
    Das Problem war nur, dass er nicht ganz sicher war, wie diese dringenden Maßnahmen aussehen sollten.
    Lucy hatte schon viel früher ihre Theorie von der

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