Fluch von Scarborough Fair
Auftrieb, denn Zach besaß Kampfgeist.
Während Zachs weitere Recherchen zu Lucys Ahnen ohne Erfolg geblieben waren, entwickelten sie gemeinsam mit Soledad und Leo im Hinblick auf die unmöglichen Aufgaben zwei und drei neue Ideen und Strategien und kamen bei verschiedenen Nachforschungen voran. Dabei versuchten sie– was nicht immer gelang–, jedes Gefühl von Panik oder Mutlosigkeit voreinander zu verbergen.
Am kostbarsten war für Zach und Lucy die Zeit, die sie zusammen im Bett verbrachten, miteinander schliefen, redeten, lachten, Daumen-Wrestling spielten und spürten, wie das Baby strampelte und sich bewegte. Wie ein ganz normales Paar, das mit einer ganz normalen Geburt rechnete, dachten sie sich manchmal stundenlang Namen für ihre Tochter aus. Natascha. Serena. Claire.
» Was hältst du von Frederica?«, fragte Lucy. » Da wäre die Auswahl an Kosenamen recht groß. Freddy. Ricky. Rica. Findest du den Namen nicht hübsch? Frederica! Er ist so ungewöhnlich.«
» Wer sagt, dass ungewöhnlich auch schön bedeuten muss? Außerdem ist der Name zu lang. Wie wär’s mit Jenny oder Annie? Dann hätte sie beim Schreiben ihres Namens nicht dieselben Probleme wie du früher. Die Hälfte der Kindergartenzeit hast du den Buchstaben › d ‹ verkehrt herum geschrieben. Lucinba.«
Lucy warf ein Kissen nach ihm, und Zach warf es zurück. Das Ganze artete in eine Kissenschlacht aus, und sie kamen an diesem Abend weder zu einer Entscheidung, noch einigten sie sich auf ein oder zwei mögliche Namen.
Für Zach war jeder Augenblick seiner Ehe mit Freude verbunden. Aber gleichzeitig spürte er, dass die dunklen Wolken der Hoffnungslosigkeit immer näher rückten. Zach schlief nur noch ungern, und wenn, dann so kurz wie möglich. Wenn seine Zeit mit Lucy schon begrenzt war, dann wollte er wenigstens keinen Moment davon unnötig verschlafen.
Zach hatte schon vor der Hochzeit erkannt, dass seine Liebe zu Lucy durch ihre Schwangerschaft noch stärker geworden war. Obwohl ihm der Grund dafür ein Rätsel blieb, wollte er sich um sie kümmern und möglichst alles richtig machen. Vielleicht hatte sein Vater sogar recht mit seiner Behauptung, Zach leide unter einem Heldenkomplex.
Aber Zach sah jetzt ebenso wenig wie damals ein, als er vor der Hochzeit mit seinen Eltern gesprochen hatte, was daran falsch war. Warum sollte man einen Menschen, den man liebte, nicht retten? Warum sollte man nicht alles für ihn tun?
» Weil Menschen einem immer das Herz brechen«, hatte seine Mutter sofort und fast ein wenig grimmig geantwortet. » Du solltest dich zuerst um dich selbst kümmern.« Zach hatte sie nachdenklich angesehen. Ob seine Mutter tatsächlich meinte, was sie sagte, und wenn ja, warum hatte sie selbst sich dann ein Leben lang um Menschen gekümmert?
» Na gut«, hatte sein Vater schließlich mit matter Stimme gesagt. » Wir haben Lucy auch sehr gern. Also tu, was du tun musst. Wir werden da sein. Schließlich trifft das Baby keine Schuld.« Und seine Mutter hatte noch hinzugefügt: » Ich halte das für falsch, aber ich– ich bin trotzdem stolz auf dich, Zach. Du weißt, was Liebe bedeutet.«
Carrie hatte recht. Zach wusste, was Liebe bedeutete; was es hieß, Lucy zu lieben.
Das Gefühl, mit ihr verheiratet zu sein, war sehr intensiv und etwas ganz Besonderes. Zach liebte es, mit ihr zusammen zu sein. Ihm gefiel der Gedanke, dass seine Gegenwart ihr ungeheuer wichtig war, und er liebte sogar das, was seinen Eltern am meisten Kopfzerbrechen bereitete– die Gewissheit, dass er den Übergang von der Jugend zum Erwachsenenalter geschafft hatte und Verpflichtungen übernahm, mit denen er normalerweise erst viele Jahre später und nach einigen Erfahrungen konfrontiert worden wäre. Er trauerte seinem alten Leben nicht nach, weil er sich nach diesem neuen Leben so sehr gesehnt hatte, das größtenteils auf einem bestimmten, schwer zu beschreibenden Gefühl zwischen ihm und Lucy basierte. Es war ebenso sinnlich wie freundschaftlich.
Eine gewisse Zeit hatte man von Lucys Schwangerschaft äußerlich kaum etwas gemerkt. Doch obwohl es jetzt nicht mehr zu übersehen war, war sie immer noch dieselbe, und Zach stellte fest, dass seine Gefühle für sie sogar noch intensiver waren. Wenn sie im selben Zimmer war, konnte Zach den Blick nicht von ihr wenden. Wenn sie in seine Nähe kam, musste er sie berühren. Wenn sie im Bett auch nur ein paar Zentimeter von ihm entfernt lag, konnte er es kaum ertragen.
Zach machte immer nur ein
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