Flucht aus dem Harem
Schweigen schmerzte sie fast ebenso sehr wie der Gedanke, dass er jemals eine andere Frau küssen könnte. Denn es verriet, dass er sich mit ihrer Zurückweisung abfand.
Nervös nestelte sie an ihrer Kleidung herum und ging zur Tür. Erst als sie den Knauf in der Hand hielt, merkte sie, dass Justin direkt hinter ihr stand. Und noch immer schwieg.
12
Keira stand in der Eingangshalle und sprach mit einem anderen Mädchen. Über dem Arm trug sie einen Stapel Tücher. Als sie Justin und Leila erblickte, wandte sie sich ihnen zu. „Im Bad ist alles bereit, Mr. Grenville. Und im Rosensalon wartet eine Schneiderin, Mrs. Grenville.“
Die Anrede versetzte Justin einen Stich. So selbstverständlich wie es klang, so unmöglich schien es zu sein. Leila hatte nicht die Absicht, sich in irgendeiner Weise enger an ihn zu binden, das machte sie ihm immer dann klar, wenn er gerade im Begriff stand, es zu vergessen. Und er fragte sich, wann er es endlich akzeptieren würde.
„Yasmin bringt Sie ins Bad, Mr. Grenville“, sagte Keira. „Ich begleite Mylady in den Rosensalon.“
Er nickte und folgte dem jungen Mädchen hinaus. Sie durchquerten den Hof und gelangten in einen anderen Trakt des Hauses. Yasmin öffnete eine Tür, und heißer Dampf quoll Justin entgegen. Im ersten Moment fiel es ihm schwer zu atmen, aber dann gewöhnte er sich daran. Er stand in einem blaugrün gekachelten Raum. Aus einem etwa drei Meter hohen Brunnen sprudelte Wasser in mehreren Etagen in ein im Boden eingelassenes Becken. Eine schmale Rinne führte zu einem weiteren Becken. Einige weiß lackierte Holzpritschen mit bunten Kissen standen daneben.
Yasmin ging zu einer Tür. Dahinter verbarg sich ein kleiner Raum, in dem etwas kühler war. Das Mädchen legte die Tücher auf eine Bank und trat auf ihn zu. Ehe er begriff, was sie vorhatte, begann sie seinen Kaftan aufzuknöpfen. Unbewusst machte er einen Schritt zurück.
Sie sah ihn fragend an. „Ich soll Ihnen beim Bad behilflich sein, Mylord.“
Justin räusperte sich. „Nun ja, das ist sehr nett, aber …“
„Ich werde Sie waschen, und falls Sie es wünschen auch rasieren und enthaaren“, erklärte sie, weil sie offensichtlich und völlig zurecht annahm, dass er keine Ahnung hatte, was hier passieren würde. „Danach geleite ich Sie hinüber zum warmen und kalten Becken. Wenn Sie sich lange genug entspannt haben, werde ich Sie massieren, und Sie können bis zum Abendessen ruhen.“
Justin betrachtete das Mädchen. Es mochte kaum älter als zwanzig Jahre alt sein. Die zierliche Figur wurde von einem einfachen bodenlangen Kaftan verhüllt, ihr hellbraunes Haar war auf dem Kopf festgesteckt. Sie erwiderte seinen Blick aus bernsteinfarbenen Augen und ließ keine Gefühlsregung erkennen. Auch nicht, als sie sagte: „Das ist hier so üblich.“
Justin versuchte, das Unbehagen zu ignorieren, das ihn überfallen hatte. Zweifellos war es so üblich, und er verhielt sich seltsam – um es milde auszudrücken. Aber irgendetwas an der Situation kam ihm falsch vor. Trotzdem nickte er zögernd und ließ zu, dass sie seinen Kaftan aufknöpfte und ihm auch die anderen Kleidungsstücke auszog.
Zu seiner großen Erleichterung hatte er keine Erektion. Yasmin nahm einen großen weichen Schwamm, der bereits mit Seifenschaum getränkt war und begann mit kreisenden Bewegungen zuerst seine Brust und dann seinen Rücken zu waschen. Sie arbeitete rasch und effizient und ließ ihm keine Zeit, Scham oder etwas anderes zu empfinden. Als er von Kopf bis Fuß eingeschäumt war, bat sie ihn, sich an die Wand zu stellen und sich mit den Armen abzustützen.
Er tat, wie ihm geheißen. Das Mädchen stemmte einen der mit Wasser gefüllten Eimer in die Höhe und leerte ihn über Justin aus. Das Wasser war zwar nicht kalt, nahm ihm aber trotzdem kurzfristig den Atem. Das Mädchen wiederholte den Vorgang mit drei anderen Eimern und trocknete ihn danach ab. Ihr eigener Kaftan war an der Vorderseite nass geworden und ließ ihre festen, hochangesetzten Brüste sehen. Er betrachtete sie mit dem wissenschaftlichen Interesse, das er als Junge einem leeren Schneckenhaus entgegengebracht hatte und verglich sie unwillkürlich mit denen von Leila. Leilas Brüste waren voller und weicher und hatten größere Brustwarzen. Bei der Erinnerung, wie er daran gesaugt hatte und wie sie in seinem Mund angeschwollen waren, und regte sich sein bisher teilnahmsloses Glied. Er wünschte, sie wäre hier und …
Yasmins Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
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