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Flucht aus dem Harem

Flucht aus dem Harem

Titel: Flucht aus dem Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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den Gedanken nicht ignorieren. „Aber sogar wenn … ich will dich nicht heiraten. Und auch, wenn du es jetzt nicht verstehst, irgendwann wirst du es verstehen und mir dankbar sein.“
„Bin ich dir so gleichgültig?“
Sie seufzte. „Du bist mir nicht gleichgültig … aber für mich wirst du immer nur einer von vielen sein, das ist alles. Du bist für mich nichts Besonderes – wie es ein Mann für die Frau, die er heiraten möchte, sein sollte. Warum willst du das nicht verstehen?“
Er schwieg, und sie widerstand der Versuchung, sich zu ihm zu drehen. Sie suchte nach Worten, die ihn davon überzeugen konnten, dass es zwischen ihnen keine Gemeinsamkeiten gab. Und niemals geben würde. Aber sein nächster Satz ließ sie in ihren Überlegungen innehalten.
„Ich glaube dir nicht“, sagte er völlig ruhig. „Ich glaube dir nicht, dass ich für dich nur einer von vielen bin. Du bist meine erste Frau, aber egal, was du behauptest, ich bin erst dein zweiter Mann. Du magst viel darüber wissen, wie du einen Mann erregst und ihm Befriedigung schenkst. Aber außer mit mir hast du dich bisher nur mit dem Pascha vereinigt.“
Leila war dankbar für die Dunkelheit, die sie einhüllte. Sie konnte ihm darauf keine Antwort geben, ohne zu lügen, oder ohne mehr von sich zu enthüllen, als ihr lieb war.
„Du stößt mich zurück, aber ich weiß nicht, warum. Ich weiß nur, dass deine Erklärungen aus der Luft gegriffen sind.“
Leila dachte fieberhaft nach. Sie musste diese Diskussion beenden, ehe sie mit dem Rücken an der Wand stand. Sie musste ihm etwas geben, woran er sich festhalten konnte, ohne nach Dingen zu graben, von denen sie nicht wollte, dass er sie fand. Also atmete sie tief ein und sagte leise: „Ich werde darüber nachdenken, was du gesagt hast. Ich werde darüber nachdenken, ob ich mich täusche. Ob uns mehr verbindet als körperliches Verlangen. Ob wir in deiner Welt eine Chance haben können.“ Sie wartete, ob er etwas erwidern würde, aber er schwieg, und so sprach sie weiter. „In London werde ich dir sagen, zu welchem Ergebnis ich gekommen bin.“
„Und wenn du ein Kind unterm Herzen trägst?“ Wieder brachte er die Sache hartnäckig auf den Punkt.
Ihr Mund wurde trocken. Egal, wie sehr sie versuchte, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen - es gab nur eine Antwort darauf, die sie nun widerwillig hervorpresste: „Dann muss ich dich wohl heiraten. Ob ich will oder nicht.“ Schon ohne Kind war der Weg, der sie erwartete, steil und steinig, mit einem Kind und ohne Hilfe würde sie ihn nicht gehen können.
Sie hörte, wie Justin aufatmete, und hilflose Wut breitete sich in ihr aus. Sie war in eine Falle getappt, die sie hätte sehen müssen. Aber die Gefühle, die Justin in ihr geweckt hatte, hatten sie eingenebelt. Gefühle machen schwach. Wenn Jamilah nur wüsste, wie recht sie damit gehabt hatte.
Er kam näher, und sie spürte, wie er sich über sie beugte. „Ich werde dich nicht drängen, eine Entscheidung zu treffen, Leila. Ich liebe dich, ich würde nichts lieber tun, als den Rest meines Lebens mit dir zu verbringen. Aber ich könnte dich niemals dazu zwingen.“ Seine Stimme wurde leiser. „Alles, was ich will, ist dein Glück. Selbst um den Preis meines eigenen Unglücks.“
Seine Worte trafen sie mitten ins Herz. Sie wünschte, es wäre nicht so. Sie wünschte, sie wäre all das, was er in ihr sah. Sie wünschte, er würde sie sehen, wie sie wirklich war – und dennoch lieben.
Und als sie begriff, was sie da dachte, begriff sie auch, dass sie nicht mehr darüber nachgrübeln musste, ob sie mehr mit Justin verband als reines körperliches Verlangen.

Am nächsten Morgen übergab Meister Ingram Justin den Rest des Geldes und brachte seine Gäste persönlich zum Hafen.
Leila zwang sich, ihren Unmut zu verbergen. Weder an der Tatsache, dass sie vermutlich Justins Kind unter dem Herzen trug, noch, dass sie sich in ihn verliebt hatte, war etwas zu ändern. Sie musste mit beidem fertig werden
Zurück an Bord der „Sea Witch“ erschien ihr die Kabine noch enger als zuvor. Justin tat, als wäre die letzte Nacht nie gewesen. Immer wieder lächelte er sie glücklich an und behandelte sie auch weiterhin mit größtmöglicher Aufmerksamkeit. Innerhalb und außerhalb des schmalen Bettes.
Je näher das Ziel der Reise kam, desto sicherer war sich Leila, dass sie ein Kind empfangen hatte. Angst und Panik wichen langsam der vagen Hoffnung, dass trotz allem, was dagegen sprach, eine Ehe mit Justin

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