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Flucht aus dem Harem

Flucht aus dem Harem

Titel: Flucht aus dem Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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seinen Ohren. Doch dann verstand er: Sie vertraute ihm nicht. Sie schloss ihn aus ihren Entscheidungen aus. Aus ihrem Leben. Sie duldete gerade seine Anwesenheit, das war alles.
Er stand auf und drehte ihr den Rücken zu, um zu verbergen, wie sehr ihn ihr Verhalten verletzte. Er wollte sich schon erheben, doch ihre Stimme ließ ihn innehalten.
„Außerdem … möchte ich von dir kein Geld nehmen … dafür.“
Der Schlag saß, aber er schaffte es, nicht zu taumeln. Ohne ein Wort verließ er den Raum und lehnte sich draußen gegen die geschlossene Tür. Noch vor wenigen Augenblicken hatte er sich im Paradies geglaubt, doch jetzt musste er erkennen, dass er in der Hölle gelandet war.

13

Meister Ingram schwatzte während des Abendessens vor sich hin und war so glücklich, Gäste zu haben, dass ihm deren Schweigsamkeit nicht weiter aufzufallen schien.
Leila hatte aufgehört zu zählen, wie viele Gänge schon serviert worden waren. Stattdessen bediente sie sich von allen Platten und nahm von allen Schüsseln, nur damit sie nicht einen Teil der Unterhaltung bestreiten musste.
Justin hatte nach ihrem Geständnis den Hamam verlassen und kein Wort mehr mit ihr gesprochen. Dass er ihr die Sache mit dem Schmuck übelnehmen würde, war ihr klar gewesen, aber dass er dermaßen starrsinnig reagierte, überraschte sie dennoch.
Sie bedauerte, dass sie den Schmuck überhaupt erwähnt und sein Geld nicht einfach angenommen hatte. Er wusste nicht, wie schwer es ihr fiel, über die Herkunft der Juwelen zu sprechen. Und natürlich wusste er auch nicht, dass sie ihn inzwischen zu sehr mochte, um mehr von ihm anzunehmen als sein Schweigen im Hinblick auf ihre Flucht.
Als sie alleine in ihrem Zimmer waren und er mit in den Händen vergrabenem Kopf auf dem Bett saß, hockte sie sich vor ihm nieder.
„Justin, es tut mir leid. Ich hätte es dir sagen sollen …“
Er ließ die Hände sinken und sah sie an. „Nein, du musst gar nichts. Wir haben eine Vereinbarung für die Dauer der Reise. Diese Vereinbarung erstreckt sich nicht auf so nebensächliche Dinge wie unsere privaten Besitztümer.“
Sein Gesicht war grau, die Augen blickten müde und desillusioniert. Von dem lebensfrohen, vertrauensvollen Jungen, von dem Mann, der seine Lust ohne Scheu zelebriert hatte, gab es keine Spur mehr, nicht einmal einen Schatten. Der Justin, den sie kennen gelernt hatte, war verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben.
Leila wand sich innerlich. Es war ihre Schuld, dass er so abrupt hatte erwachsen werden müssen. Sie versuchte nach seiner Hand zu greifen, aber er zog sie weg.
Mit einem unhörbaren Seufzen stand Leila auf. Sie ging zum Spiegel, entfernte die Nadeln aus ihrem Haar und flocht es für die Nacht zu zwei Zöpfen. Dann zog sie die neuen Kleider aus, legte sie sorgfältig auf einen Hocker und kehrte zum Bett zurück. Es war breit genug für fünf, also bestand keine Gefahr, dass sie ihn unabsichtlich berührte. Sie schlüpfte unter die Decke und blies die Kerze auf ihrem Nachtkästchen aus.
Es war gespenstisch still im Raum. Justin hatte seine Kerze nicht gelöscht, und die zuckende Flamme warf unruhige Schatten an die Wände. Leila presste die Augen zusammen. Sie wollte schlafen, nichts als schlafen und nach Möglichkeit in einer anderen Welt aufwachen.
Plötzlich bewegte sich die Matratze, und Leila spürte Justins Atem in ihrem Nacken. Jedes Härchen an ihrem Körper richtete sich auf.
„Ich liebe dich.“ Er berührte sie nicht, sondern wiederholte leise: „Ich liebe dich.“
Leila überlegte fieberhaft, was sie ihm antworten sollte. Seine Hand strich über ihren Oberschenkel, folgte dem Schwung ihrer Hüfte, um sich auf ihre Brust zu legen. Sofort stellte sich ihre Brustwarze auf.
Er rückte näher, und sie fühlte seine nackte Haut an ihrem Rücken. Die Erregung ließ ihren Magen flattern wie einen kleinen Vogel. Sie schloss die Augen. „Das ist keine Liebe, Justin. Das ist Verlangen. Dein Körper verlangt nach Befriedigung, und ich bin nun einmal da, um dein Verlangen zu stillen.“
„Ich liebe dich“, wiederholte er, ohne seine Stimme zu heben oder damit aufzuhören, ihre Brust zu streicheln.
„Du wirst Frauen treffen, die du lieben kannst. Schöne, kluge Frauen, aus deiner Welt. Frauen, die sich zur Mutter deiner Söhne eignen. Du wirst mich vergessen, irgendwann wirst du dich nicht einmal mehr an meinen Namen erinnern.“ Der letzte Satz schmerzte sie mehr, als sie gedacht hatte.
„Ich liebe dich.“ Er drang in sie ein,

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