Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht aus dem Harem

Flucht aus dem Harem

Titel: Flucht aus dem Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
Vom Netzwerk:
nicht zu zeigen. Karim war der jüngste Bruder von Ahmet Pascha. Ein undurchsichtiger, herrschsüchtiger Mann, der sich seiner attraktiven Ausstrahlung bewusst war und sie ohne Hemmungen einsetzte. Und wenn seine Ausstrahlung nicht reichte, kannte er auch keine Skrupel, nachzuhelfen, wie Leila aus erster Hand wusste. Obwohl sich ihr Magen in einen kalten Klumpen verwandelte, hielt sie seinem Blick scheinbar ungerührt stand. „Nur einer hat über mich zu befehlen und das seid nicht Ihr, Karim Bey“, sagte sie mit fester Stimme.
„Das werden wir noch sehen“, erwiderte er und beugte sich vor. Ehe sie sich versah, hatte er den Schleier beiseite geschoben, dann strich seine heiße, nasse Zunge aufreizend langsam über ihre Wange. Sie unterdrückte die aufsteigende Übelkeit, da sie ihm nicht die Genugtuung geben wollte, irgendeine Reaktion auf seine Anmaßung zu zeigen.
„Ich werde erwartet, lasst mich los“, sagte sie mit kalter Stimme und befreite ihren Arm aus seiner Umklammerung.
„Du darfst gehen, aber ich werde dich zu finden wissen, Leila, vergiss das nicht. Niemals.“ Seine unmissverständliche Drohung glich dem gereizten Zischen einer menschgewordenen Schlange.
Leila drehte sich um und ging mit steifen Schritten weiter. Sie bewegte sich wie eine Marionette. Voller Angst lauschte sie, ob ihr seine Schritte folgten und lehnte sich schließlich erleichtert in einer Nische gegen die kühle Marmorwand. Sie atmete schwer und versuchte sich zu beruhigen, aber es gelang ihr nicht. Die Übelkeit ballte sich in ihrem Magen zusammen, und dann übergab sie sich stöhnend auf den Mosaikboden. Zitternd stütze sie sich an der Wand ab, aber der Krampf zwang ihren Körper auf die Knie.
Dann wurde es schwarz um sie.

2

Leila schlug die Augen auf und blinzelte wegen der ungewohnten Helligkeit. Sie lag im Bett in ihrem Zimmer. Neben ihr saß Jamilah mit gekreuzten Beinen und betrachtete sie mit einem ernsten Ausdruck, der sich nun langsam entspannte. „Allah sei gepriesen, du bist aufgewacht“, rief sie mit spürbarer Erleichterung.
„Was ist passiert?“ Leila musste sich räuspern, denn ihre Kehle fühlte sich rau und trocken an.
„Ich dachte, das kannst du mir verraten? Man hat dich vor drei Wochen bewusstlos im Palast gefunden. Ich habe veranlasst, dich hierher zu bringen. Du hast Fieber gehabt und warst nicht ansprechbar. Egal, was ich auch versucht habe, du hast auf nichts reagiert. Ich befürchtete schon das Schlimmste.“ Sie nahm ein Tuch aus einer Schüssel, in der Rosenblätter schwammen und drückte es aus.
„Drei Wochen?“, wiederholte Leila ungläubig, während ihr Jamilah die Stirn abtupfte. „Ich war drei Wochen bewusstlos?“
„Ja, mein Herz. Kannst du dich erinnern, was passiert ist?“
Leila runzelte die Stirn. „Ich war auf dem Weg in den Palast … mir wurde übel … mehr weiß ich nicht.“ Sie hustete.
Jamilah reichte ihr ein mit Wasser gefülltes Glas. „Trink. Und versuch, wach zu bleiben.“ Sie schob ihre Hand unter Leilas Haar und ließ sie im Nacken liegen. „Das Fieber ist verschwunden, zumindest für den Augenblick.“
Leila trank durstig. Sie fühlte sich schwach, aber nicht müde. Drei Wochen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass in ihrer Erinnerung eine so große Lücke klaffen sollte. „Geht es meiner Mutter gut? Was ist alles passiert, während ich bewusstlos war?“, fragte sie, weil es ihr noch immer schwer fiel, die Tatsache zu glauben.
Jamilah seufzte. „Einiges. Aber es ist besser, du kommst zu Kräften, ehe ich dir alles erzähle.“
Eine bange Vorahnung breitete sich in Leila aus. „Nein, sag mir, was geschehen ist. Ist etwas mit Mutter?“
Jamilah schüttelte den Kopf. „Nein, deiner Mutter geht es gut. Zumindest geht es ihr nicht schlechter als in den letzten Monaten. Keine Sorge.“
„Was ist es dann?“ Leila schob die Kissen in ihrem Rücken nach oben und setzte sich auf.
„Ahmet Pascha ist tot und seine beiden Söhne ebenfalls. Sein Bruder Tariq liegt im Sterben, vermutlich überlebt er den heutigen Tag nicht …“
„Aber wie ist das möglich? Wie …“ Leila brach ab.
„Ich vermute, dass Gift im Spiel ist. Aber natürlich kam ich nicht einmal in die Nähe der Erkrankten. Die Ärzte ließen mich nicht zu ihnen.“ Jamilah zuckte die Schultern. „Wahrscheinlich hätte ich ohnehin nichts ausrichten können.“
Leila war mit ihren Gedanken schon weiter. „Das heißt … Karim ist jetzt Pascha.“
Jamilah nickte, und alle Farbe wich aus Leilas

Weitere Kostenlose Bücher