Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht aus dem Harem

Flucht aus dem Harem

Titel: Flucht aus dem Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
Vom Netzwerk:
britischen Lords bist.“
Sie senkte den Kopf. „Das bin ich nicht.“
„Eine weitere Lüge? Findest du dich eigentlich noch zwischen all den Lügen zurecht? Weißt du eigentlich noch, was die Wahrheit ist?“
„Ja, das weiß ich“, sagte sie trotzig und presste die Lippen zusammen.
„Dann lass hören.“

21

Kate sah ihn an. Auch er hatte die Maske abgenommen, und sie kam nicht umhin, sogar in diesem Moment die makellose Perfektion seines Gesichts zu bemerken. Das schwache Kerzenlicht konturierte seine Züge und verlieh ihm das Aussehen eines auf Erden wandelnden Engels.
Sie hatte mittlerweile einige blonde Männer mit heller Haut kennen gelernt, aber keiner konnte Justin das Wasser reichen. Seit sie von Serenas Plan gehört hatte, dieses spezielle Etablissement aufzusuchen, war der Gedanke an ihn da gewesen. Und daran, alle vernünftigen, rationalen Gründe beiseite zu schieben, die sie hindern würden, ihren Plan auszuführen: noch einmal mit ihm zusammenzusein, seinen Körper auf ihrem zu spüren. Sie hatte gehofft, dass sie es sich ersparen könnte, ihm Erklärungen zu liefern. Immerhin hatte er ihr Spiel die ganze Zeit über mitgespielt. Aber offenbar ließ er sie nicht so einfach davonkommen.
„Mein Name ist Katherine Tregarth, ich bin die Enkelin des sechsten Earl of Rosscliff“, begann sie, nachdem sie tief Atem geholt hatte. „Als ich neun Jahre alt war, ging mein Vater mit mir und meiner Mutter als Gesandter nach Rom. Dort verliebte sich meine Mutter in Ahmet Pascha. Sie brannte mit ihm bei Nacht und Nebel durch, er nahm uns mit nach Alexandretta in seinen Palast und brachte uns in seinem Harem unter.“
Die Erinnerungen kehrten zurück, allerdings hatte die Zeit ihnen die Spitze genommen. „Zu Beginn war alles wundervoll. Der Pascha vergötterte meine Mutter, sie träumte davon, dass er sie zu einer Kadine machen und ihr erlauben würde, seine Kinder zu gebären.“ Sie seufzte. „Aber der Pascha tat weder das eine noch das andere. Er wurde meiner Mutter schnell müde, obwohl sie sich alle Mühe gab, sich in den Harem einzugliedern und das Leben einer osmanischen Frau zu führen. Sie legte sogar ihren Namen ab, und auch mir gab sie einen neuen: Leila. Als der Pascha sie nicht mehr rufen ließ, verfiel meine Mutter in Schwermut. Das Einzige, das sie am Leben erhielt, war die Hoffnung, seine Liebe irgendwann zurückzugewinnen.“
„Wie hätte das möglich sein sollen?“, fragte Justin nachdenklich.
Kates Mundwinkel zogen sich nach unten, ehe sie es verhindern konnte. „Durch mich. So oft es ging, präsentierte sie mich dem Pascha. Sie erzählte mir die märchenhaftesten Dinge über ihn und pflanzte mir ihren Traum vom Glück ein: eines Tages seine Frau und die Mutter des künftigen Paschas zu werden. Dazu erzog sie mich mit der Hilfe von Jamilah, der eigentlichen Herrscherin im Harem. Mein ganzes Sein, meine ganze Existenz war auf die eine Nacht gerichtet, in der mich der Pascha zu sich holen würde. Sie hatten dafür gesorgt, dass ich gut vorbereitet war und nichts anderes wollte, als endlich meine Bestimmung als Frau zu erfahren. Letztendlich brachten sie mich dazu, mich in das Bild zu verlieben, das sie mir von Ahmet Pascha präsentiert hatten.“
Kate sah ihn durch ihre Wimpern hindurch an, aber er spielte weiter mit ihrem Haar. „Diese erste Nacht, in der er mir die Unschuld nahm, war gut, denn er war kein brutaler Despot, sondern hatte Spaß daran, mich alles erproben zu lassen, was Jamilah mich gelehrt hatte. Auch die folgenden Begegnungen verliefen zu seiner – und meiner – Zufriedenheit. Allerdings endete sein vermeintliches Werben schon nach ein paar Wochen; ein anderes Mädchen hatte sein Interesse erregt, und ich versank in der Anonymität des Harems.“ Sie schloss die Augen und sammelte ihre Kraft, um auch die letzte Wahrheit laut auszusprechen. „Ich vermochte ihn nicht zu fesseln. Nichts an mir war so außergewöhnlich, so beachtenswert, dass er mir einen höheren Rang in der strengen Hierarchie des Harems gegönnt hätte. Zu begreifen, dass ich das Schicksal meiner Mutter teilen sollte, dass ich kaum mehr als eine Sklavin war, ließ mich vor Verzweiflung fast sterben. Erst viel später erfuhr ich, dass der Pascha für Ungläubige wenig übrig hatte und es deshalb schon eine große Geste gewesen war, uns im Harem zu behalten, statt uns einfach in die Gosse zu stoßen, nachdem er bekommen hatte, was er wollte.“
„Deshalb bist du geflohen.“
Kate nickte langsam. Die

Weitere Kostenlose Bücher