Flucht aus dem Harem
mit dem Löffel. Noch immer war ihr Innerstes wegen der vergangenen Nacht in Aufruhr. Sie hatten sich bis in die frühen Morgenstunden hinein geliebt, gierig und unersättlich. Ihre Scheide fühlte sich wund an, und ihre Brustwarzen reagierten überempfindlich auf die allerkleinste Berührung. Oder auf den bloßen Gedanken, wie Justins Zunge sie liebkost hatte.
Kate hob die Finger an die Schläfen und begann sie in kleinen Kreisen zu massieren. Es würde aufhören. Er würde über kurz oder lang genug von ihr haben, spätestens dann, wenn er zum ersten Mal mit einer anderen Frau schlief.
Ohne mit dem Massieren aufzuhören, blickte sie Serena an. „Ich komme nicht von ihm los. Er zieht mich an wie eine Motte das Licht, ich kann nichts dagegen tun. Im Augenblick ist es das einfachste, die Dinge einfach laufen zu lassen. Was wir machen, schadet ja niemandem.“
Serena zuckte mit den Schultern. „Damit hast du natürlich recht. Wir Witwen können schließlich tun und lassen, was wir wollen.“
Kate überhörte die kleine Spitze. „Hast du dich gestern amüsiert?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln.
„Zumindest war es kein völliger Reinfall.“ Serena nippte an ihrer Teetasse. „Aber auch nicht so weltbewegend, dass ich ein rotes Kreuz in meinen Kalender mache.“
Die Rastlosigkeit, die Serena in letzter Zeit umtrieb, war auch Kate nicht verborgen geblieben. Die Freundin suchte nach etwas, von dem sie selbst nicht wusste, was es war. Oder möglicherweise viel zu gut wusste, was es war.
„ Wir haben ein Problem.“ Die Stirn des ehrenwerten Peter Cushingham zierte eine steile Falte, als er Mantel und Hut dem Butler reichte und mit raumgreifenden Schritten auf Justin zuging, der vor der Bibliothek stand. „Besser gesagt, du hast ein Problem.“
Justin schloss die Tür hinter Pete. Er war so guter Laune, dass es nichts gab, was seine Stimmung trüben konnte. „Lass hören, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist“, sagte er fröhlich und trug eine Flasche Brandy samt zwei Gläsern zum Tisch.
Peter kippte den Schnaps kommentarlos hinunter und bedachte Justin mit einem durchdringenden Blick. „Über verschlungene Wege ist mir zu Ohren gekommen, dass Edward plant, dich als Betrüger hinzustellen. Es heißt, er wird behaupten, der echte Justin Grenville sei im Orient verstorben und du hättest von der Geschichte gehört und dir seinen Platz angeeignet.“
Justin warf den Kopf in den Nacken und lachte. „Unglaublich, was diesem Lumpen alles einfällt.“
„In der Tat. Aber die Situation ist alles andere als lächerlich.“ Er beugte sich vor. „Justin, kannst du beweisen, dass du der Sohn von Anthony Grenville und damit der rechtmäßige Erbe des Titels bist?“
Justins Erheiterung verflüchtigte sich. „Wie soll ich das beweisen? Alle Dokumente, die meine Eltern mit sich führten, sind vernichtet worden. Den Familienring, den mein Vater getragen hat, habe ich nie wiedergesehen.“
„Der Pascha hat dir keine Papiere mitgegeben?“
„Nein, natürlich nicht. In seinen Augen war es Gnade genug, mich überhaupt gehen zu lassen.“ Justin schlang die Finger ineinander. „Aber du kennst mich doch, Pete. Du hast mich als Kind gekannt und du kennst mich jetzt.“
„Natürlich werde ich im Fall des Falles für dich aussagen, aber das wird nicht reichen.“
„Ich spreche osmanisch.“
„Das heißt gar nichts. Du kannst durchaus dort gewesen sein und den echten Justin Grenville getroffen haben. Das gilt übrigens auch für alle Familiengeschichten. Die könntest du von ihm erfahren haben, in dem du dir sein Vertrauen erschlichen hast.“
„Bist du eigentlich auf meiner Seite, Pete?“, erkundigte sich Justin trocken
„Ja, zum Teufel. Warum glaubst du, spreche ich das Ganze mit dir durch?“, knurrte Pete aufgebracht.
Justin rieb nachdenklich über sein Kinn. Das Erschreckende an der Situation war, dass er in der Tat keinerlei Beweis dafür besaß, Justin Grenville zu sein.
„Was ist mit der Frau?“, fragte Pete. „Kann sie einen Zusammenhang zwischen deiner Gefangenschaft und der Person Justin Grenville herstellen?“
„Du meinst Kate?“, fragte Justin mit gerunzelter Stirn. Sie hatte ihn nie im Palast gesehen, aber sie musste mitbekommen haben, dass Kapitän Harris im Auftrag des Paschas gehandelt hatte.
„Kate? Das ist ihr Name?“ Mäßiges Interesse schwang in Peters Stimme mit. „Wie dem auch sei. Kann diese Kate deine Identität bezeugen, glaubhaft bezeugen?“
Justin räusperte sich. Die Frage
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