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Flucht aus der Zukunft

Flucht aus der Zukunft

Titel: Flucht aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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– zu schlau manchmal. Und wenn die Oberen seinem Plan zustimmten, blieb einfach nicht mehr genug Zeit, um die Verfolgung aufzunehmen. Quellen mußte das Projekt vorher starten.
    Er hatte für den Augenblick getan, was er konnte. Flüchtig kam ihm der Gedanke, Brogg den ganzen unangenehmen Fall zu übergeben und sich nach Afrika zurückzuziehen. Aber er kam zu dem Entschluß, daß das eine Herausforderung an das Schicksal wäre. So verschloß er sein Büro und ging nach unten, um das nächste Schnellboot zu seinem Klasse-Sieben-Apartment zu nehmen. Er wußte, daß er in den nächsten Wochen nur hin und wieder für ein paar Stunden nach Afrika entfliehen konnte. Er wurde in Appalachia festgehalten, bis die Krise mit den Zeitreisen vorüber war.
    Als Quellen in sein Apartment zurückkam, entdeckte er, daß seine Lebensmittelvorräte am Schwinden waren. Und da er die nächste Zeit hier verbringen mußte, beschloß er, sie aufzustocken. Manchmal gab Quellen seine Bestellung per Telefon auf, aber heute nicht. Er befestigte das Schild Privat über seiner Tür und begab sich per Flugrampe zu seinem Lebensmittelladen.
    Während er nach unten fuhr, bemerkte er einen blassen Mann in einer losen purpurnen Tunika, der die Rampe in entgegengesetzter Richtung nach oben kam. Quellen kannte ihn nicht, aber das war kein Wunder. In dem Menschengewühl von Appalachia lernte man nicht viele Leute näher kennen, nur ein paar Nachbarn und Angestellte wie den Ladenbesitzer des Apartmenthauses.
    Der blasse Mann sah Quellen neugierig an. Er schien mit seinen Blicken etwas sagen zu wollen. Quellen hatte bei der Begegnung ein unbehagliches Gefühl. Bei seiner Arbeit hatte er genug über Leute erfahren, die Fremde auf den Straßen belästigten. Da gab es die übliche Annäherung aus sexuellen Gründen, aber auch die, bei der einem irgendeine höllische Droge in die Adern gepumpt wurde. Andere Leute injizierten einem aus Sadismus Krebserreger. Und dann gab es noch die Geheimagenten, die eine Molekülsonde so im Körper des Opfers anbrachten, daß sie von jedem Ort aus jedes Wort mithören konnten, das man sprach. Solche Dinge waren alltäglich.
    »Lesen Sie das«, murmelte der bleiche Mann.
    Er schob sich an Quellen heran und drückte ihm eine gefaltete Notiz in die Hand. Quellen konnte die Berührung nicht vermeiden. In diesem kurzen Moment hätte ihm der Fremde alles antun können. Vielleicht verwandelte sich schon in diesem Augenblick sein Knochenmark in Brei. Aber es schien, als wollte der Mann wirklich nur für etwas werben. Als er fort war, entfaltete Quellen den kleinen Zettel und las ihn:
     
    KEINE ARBEIT?
    FRAGEN SIE NACH LANOY
     
    Das war alles. Sofort trat Quellens kriminalistischer Spürsinn in Aktion. Wie die meisten Gesetzesbrecher im öffentlichen Dienst war er äußerst streng in der Verfolgung anderer Gesetzesbrecher, und irgend etwas an dieser kleinen Notiz roch nach Illegalität. Hatte dieser Lanoy eine Art Stellenvermittlung? Aber das war doch Sache der Regierung. Quellen drehte sich hastig um. Er dachte daran, den blassen Mann zu verfolgen. Aber er sah nur noch einen Zipfel der purpurnen Tunika. Dann war der Fremde verschwunden.
    Keine Arbeit? Fragen Sie nach Lanoy.
    Quellen fragte sich, wer Lanoy war und welches Wundermittel er feilbot. Er entschloß sich, Leeward oder Brogg mit der Untersuchung der Angelegenheit zu beauftragen.
    Er verstaute den Zettel sorgfältig in seiner Tasche und betrat den Laden. Die bleiverkleidete Tür schwang zurück, um ihn einzulassen. Roboter glitten an den Regalen auf und ab, füllten Waren nach oder erledigten Bestellungen. Der rotgesichtige kleine Mann, der den Laden führte – eigentlich unnötig, aber welche Hausfrau ließ sich schon gern von einem Roboter bedienen? – begrüßte Quellen mit ungewöhnlicher Liebenswürdigkeit.
    »Oh, der Herr Kriminalsekretär! Sie haben uns schon lange nicht mehr die Ehre gegeben, Herr Kriminalsekretär. Ich fragte mich schon, ob Sie umgezogen seien. Aber das ist doch unmöglich, nicht wahr? Sie hätten mir sicher Bescheid gesagt, wenn man Sie befördert hätte.«
    »Ja, natürlich, Greevy. Ich war in letzter Zeit nicht viel hier. Eine Menge Nachforschungen.« Quellen runzelte die Stirn. Er wollte nicht, daß man überall über seine lange Abwesenheit erfuhr. Schnell und mit fahrigen Bewegungen nahm er den Katalog und begann die Nummern abzulesen. Konservendosen, Pulverkonzentrate, Grundnahrungsmittel. Er übergab seine Liste einem Roboter, während

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