Flucht aus Oxford
eine Verpackung mit Spuren der Droge gefunden. Auch andere Gegenstände, wie man sie bei Drogenabhängigen findet, wurden sichergestellt. Es gibt keine Beweise dafür, dass Donna schon früher mit Heroin in Berührung gekommen ist. Im Augenblick geht man davon aus, dass sie an diesem Tag ihre ersten Erfahrungen mit der Droge machte und diese zu einem tödlichen Ausgang führten. Es ist nicht bekannt, ob weitere Personen involviert oder anwesend waren; falls es Zeugen gibt, wurden sie aufgerufen, sich zu melden.
5 . Bemerkungen :
Donna erweckte den Eindruck einer jungen Frau, die in einer Fantasiewelt lebte und von einem aufregenden, glamourösen Leben träumte. Sie hatte zahlreiche Männerbekanntschaften; einer ihrer Freunde muss sie an Drogen herangeführt haben – mit dem bekannten, tödlichen Ausgang »Scheißkerle!«, schimpfte Kate. »Oh, Verzeihung, Herr Pfarrer! Aber Nächstenliebe ist nicht gerade ihre stärkste Seite. Sie bemühen sich geradezu um die bösartigste Interpretation aller Dinge, die geschehen sind.«
»Es macht ihnen die Sache leichter«, sagte Roz. »Wenn es gelingt, Donna in eine stereotype Form zu pressen, ist ihr Tod ohne weitere Mühe zu erklären.«
»Mag sein, aber ich glaube ihnen nicht«, fuhr Kate auf.
»Ich auch nicht«, pflichtete Tim ihr mutig bei.
»Es gibt zu viele Ungereimtheiten«, sagte Kate.
»Und welche?«, fragte Roz.
»Da ist zum Beispiel dieser Freund, den sie Rabe nannte. Dass Russell nicht der Rabe ist, heißt ja noch lange nicht, dass dieser nicht wirklich existiert. Wer also ist er? Und welche Rolle hat er in der Todesnacht gespielt? Was ist mit Emma Hope-Stanhope? Hat sie recht? Hatte ihr Mann tatsächlich eine Affäre mit Donna? Ich glaube es zwar nicht, aber trotzdem ist es möglich. Es besteht sogar die zugegebenermaßen geringe Chance, dass Jon der Rabe ist. Immerhin könnten sein Geld und seine Herkunft eine gewisse Anziehungskraft auf Donna ausgeübt haben. Dann ist da noch die Frage nach dem Anhänger. Wenn Donna ihn getragen hat, als sie die Wohnung verließ – und davon können wir wohl ausgehen –, was ist mit ihm geschehen? Wer besitzt das Parfümfläschchen jetzt? Und noch eine dritte Sache: ihre Schuhe.«
»Sie glauben, dass sie darin nicht bis Gatts Farm gelaufen sein kann«, stellte Tim fest.
»Genau. Aber nach Ihrer Beschreibung der Ausstellungsräume und der dort herrschenden Sauberkeit kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sie die Schuhe nicht ausgezogen hat. Sie zog immer die Schuhe aus, nicht wahr?«
»Im Pfarrhaus hat sie es jedenfalls immer getan«, sagte Tim. »Ich erinnere mich, dass sie gern in sehr bunten Socken herumlief.« Plötzlich brach er ab, nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. »Entschuldigen Sie«, stammelte er, »aber ich habe sie gerade vor mir gesehen, wie sie immer war – lebendig, strahlend und so hübsch.«
»Ja«, Roz nickte, »so ist sie auch uns in Erinnerung, Tim. Aber genau das ist der Grund, weshalb wir herausfinden wollen, was wirklich geschehen ist.«
»Da ist noch etwas«, bemerkte Kate, die in ihren Notizen blätterte. »Russell hat mir erzählt, dass Donna einen der Arbeiter von Gatts Farm kannte. Haben die Fullers viele Angestellte?«
»Einige«, sagte Tim. »Die gelben Lieferwagen, die man im Dorf sieht, gehören den Fullers. Derek geht häufig auf Geschäftsreise; die Lieferwagen holen die Ware ab, die er auf diesen Reisen kauft, und bringen sie zur Farm. In der Werkstatt werden die Möbel repariert und so aufpoliert, dass sie teuer aussehen und Begehrlichkeiten wecken. Die Werkstätten sind ziemlich groß; ich denke, außer den Fahrern haben die Fullers sicher noch zwei Dutzend Angestellte.«
»Ich hätte mir nie träumen lassen, dass das Unternehmen so groß ist«, sagte Kate.
»Sie bemühen sich sehr, alles möglichst klein und intim wirken zu lassen, aber genau genommen ist es eine Art kleine Fabrik«, erzählte Tim.
»Immerhin ist das die erste Verbindung zwischen Donna und dem Ort, an dem sie gestorben ist«, sinnierte Roz. »Schaffen wir es, einen Vorwand zu finden, um uns dort einmal umzusehen?«
»Ich denke, bei den Fullers dürfte inzwischen wieder die Normalität eingekehrt sein. Ich könnte Hazel Fuller noch einmal besuchen und mich erkundigen, ob sie wieder einigermaßen auf dem Damm ist«, schlug Tim vor.
»Dabei könnten Sie uns nicht mitnehmen, oder?«, fragte Kate. »So etwas ist bestimmt mit dem Berufsethos eines Pfarrers nicht vereinbar.«
»Nein, wir
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