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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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fürchte, ich muss mich erst noch an den Umgangston gewöhnen, der zwischen Ihnen beiden herrscht«, sagte Tim ein wenig verwirrt.
    »Machen Sie sich um uns keine Sorgen. Seien Sie ein lieber Junge und essen Sie Ihr Ei auf«, spottete Kate.
    »Sehen Sie, genau das meine ich.« Tim seufzte.
    Kate trank ihren Tee und beobachtet Tim und Roz. Tim aß auf eine pedantisch anmutende, sehr präzise Art und kaute jeden Bissen mindestens zehnmal wie ein braves Kind im Kindergarten. Vermutlich hatte er konservative, liebevolle Eltern gehabt, die ihn dazu erzogen hatten, ein verantwortungsvolles Mitglied der Gesellschaft zu werden; eines Tages würde er einer glücklichen Frau ein sehr guter und zuverlässiger Ehemann werden. Roz hingegen schlürfte genüsslich ihren Tee und hatte es irgendwie fertiggebracht, ihr Kinn mit Schokolade zu bekleckern. Genau in diesem Moment bemerkte sie die Bescherung, wischte die Schokolade ab und leckte sie zufrieden von ihrem Finger. Du liebe Zeit, kein Wunder, dass ich mich in der eleganten Welt nicht zu benehmen weiß, dachte Kate. Ich fürchte, keine von uns beiden würde es einem Ehemann sehr leicht machen.
    »So, jetzt habe ich aber wirklich genug Geduld bewiesen«, sagte Roz. »Ich finde, du solltest endlich mit deiner Schreiberei aufhören und uns mitteilen, wie es dir bei der Suche nach dem Raben ergangen ist.«
    »Ich würde gern noch in Ruhe meinen Tee trinken«, erklärte Kate, die genau wusste, wie sie ihre Mutter ärgern konnte.
    »Scheiß auf den Tee! Du warst dein Leben lang in der Lage, gleichzeitig zu reden, zu essen und zu trinken«, schimpfte Roz. »Verzeihung, Tim. Ich werde mich bemühen, mich etwas gewählter auszudrücken, solange Sie hier sind. Aber wenn meine Tochter sich so benimmt, ist das ganz schön schwierig!«
    »Am besten, Sie fangen einfach an, Kate«, sagte Tim.
    »Na schön. Zunächst habe ich herausgefunden, wo der Mann mit dem klassischen Profil und dem Pferdeschwanz wohnt. Er heißt übrigens Russell und lebt im gleichen Haus wie Donna.«
    »Brillant«, murmelte Roz.
    »Allerdings glaube ich nicht, dass er der Rabe ist. Genau genommen weiß ich sogar, dass er es nicht ist. Er wusste zwar von dem Raben, hat ihn aber nie gesehen und vermutet, dass Donna ihn vor ihren Bekannten in Gatt’s Hill verbergen wollte.«
    »Wusste er, ob sie am Abend vor ihrem Tod mit diesem Raben ausgehen wollte?«, fragte Tim.
    »Er sah sie weggehen und vermutete, wie wir ja auch, dass sie sich mit einem Mann treffen wollte. Sie hatte sich anscheinend ordentlich aufgebrezelt, und er hat sie beobachtet, wie sie die Straße hinunterging. Allerdings verlor er sie am Ende der Straße aus dem Blick.«
    »Schade«, sagte Roz.
    »Stimmt. Trotzdem ist mir eine Sache aufgefallen. Russell erwähnte ihre unpraktischen Schuhe. Vermutlich waren es dieselben, die sie trug, als Tim ihre Leiche identifizieren musste.«
    »Wahrscheinlich«, nickte Tim.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in solchen Schuhen eine weite Strecke zurückgelegt hat. Wir wissen, dass sie andere Schuhe besaß, in denen sie auf den Dorfstraßen bequem laufen konnte. Also musste sie in diesen Schuhen sicher nicht mehr als ein paar Hundert Meter gehen.«
    »Interessanter Aspekt«, sagte Tim.
    »Und da ist noch etwas. Russell glaubt, dass sie ihren blauen Anhänger getragen hat. Er sagt, es wäre ihm aufgefallen, wenn es nicht so gewesen wäre.«
    »Halten Sie das für überzeugend?« Tim schien zu zweifeln.
    »Eigentlich schon. Mir fällt zum Beispiel nie auf, wenn Sie Ihr Kollar tragen. Tun Sie es aber nicht, bemerke ich es sofort. Verstehen Sie?«
    »Ich glaube schon.«
    »Natürlich gibt es keine hundertprozentige Sicherheit«, meinte Roz. »Aber zu achtzig Prozent können wir davon ausgehen, dass sie die Kette trug, findet ihr nicht?«
    »Ganz deiner Meinung«, bestätigte Kate.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Tim.
    »Ich begebe mich wieder an meine Notizen«, sagte Kate. »Nur so behalten wir den Überblick über das, was wir wissen, und das, was wir noch in Erfahrung bringen müssen.«
    »Hast du schon den Teil der Zeitung gelesen, in dem über ihren Tod berichtet wird?«, fragte Roz.
    »Noch nicht. Ich wollte jetzt damit anfangen.«
    »Hoffentlich ärgerst du dich nicht. Ich glaube nicht ein Wort von dem, was da steht. Aber du weißt ja, wie Zeitungen sind.«
     
    4 . Tod:
    Nach der Obduktion steht fest, dass Donna an einer Überdosis Heroin gestorben ist. Neben der Leiche wurden eine benutzte Spritze und

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