Flucht aus Oxford
für Antiquitäten?«, erkundigte Kate sich höflich.
»Ach, ich mag sie schon. Sie können einem Zimmer das gewisse Etwas geben, aber ich bin nicht so wild darauf wie viele andere Leute.«
»Die Hope-Stanhopes«, platzte Kate heraus, die hier ihre Chance sah. Sie nutzte die Gunst des Augenblicks, wie sich Derek sicher ausgedrückt hätte. Was ist mit den Möbeln der Hope-Stanhopes passiert? »Emma schien ihre ererbte Einrichtung sehr am Herzen zu liegen.«
»Schließlich war es ihre eigene Schuld; warum musste sie diesen dämlichen Jon auch heiraten!«
»Ach ja?« Kate blickte sie interessiert an. »Erzählen Sie.« Dabei gab sie sich den Anschein eines vertraulichen »Wir-Frauen-unter-uns-Gesprächs«.
»Entschuldigt mich bitte einen Augenblick. Ich muss kurz telefonieren«, sagte Derek und verließ den Raum, allerdings nicht ohne sich zuvor noch einen Drink einzuschenken.
»Man sollte doch meinen, dass ein Buchhalter wie Jon Hope-Stanhope wenigstens ein bisschen Grips im Kopf hat, oder? Ich hätte verstanden, wenn sie einen guten Mann mit viel Geld geheiratet hätte – schließlich haben die Hopes jahrzehntelang ihr Vermögen verpulvert –, aber dieser Mann ist wirklich nichts als ein Kleiderständer«, begann Hazel, nachdem Derek gegangen war.
»Jon und Emma schienen sich aber bestens zu verstehen, als ich kürzlich mit meiner Mutter bei ihnen zu Besuch war.«
»Sich zu verstehen? Sie machen wohl Scherze!«
»Ich könnte mir vorstellen, dass er eine kleine Schwäche für das andere Geschlecht hat. Seine Augen jedenfalls tun sich nicht gerade Zwang an.«
»Was sie gewusst haben müsste, als sie ihn heiratete. Die anderen Charakterfehler hingegen traten nicht so deutlich zutage.«
»Wirklich?«
»Man sollte sich des Pokerspiels enthalten, wenn man es sich nicht leisten kann, zu verlieren«, erklärte Hazel.
»Hat er etwa das Mobiliar eingesetzt?«
»Jedenfalls kam er her und bettelte Derek an, er möge doch bitte den alten Krempel schätzen und ihm ein Angebot machen. Dabei hat Derek ihm noch einen Gefallen getan.«
»Und Jon und Emma haben sich nicht dankbar gezeigt?«
»Manche Leute haben sehr merkwürdige Vorstellungen darüber, was ihre alten Möbel wert sind«, versetzte Hazel mit wissendem Blick.
Billig einkaufen, teuer verkaufen. Das ist das Motto der Fullers, und es scheint sich auszuzahlen, dachte Kate. »Nun, zumindest hat er hoffentlich seine Spielschulden begleichen können«, sagte sie.
»Für den Moment vielleicht. Aber ich gebe ihnen höchstens noch ein Jahr, bis sie eine Hypothek auf ihr Haus aufnehmen müssen.« Hazels Augen klapperten wie eine Registrierkasse, und Kate hätte schwören können, dass sie grünlich leuchtende Pfund-Zeichen in ihnen gesehen hatte.
»Ich frage mich, worüber die beiden die ganze Zeit reden.« Kate lächelte und blickte zu Tony und Tim hinüber, die völlig in ihr Gespräch vertieft schienen. Das mädchenhafte Getue wurde ihr allmählich langweilig; ein Themenwechsel wäre ihr ausgesprochen willkommen gewesen.
»Weißt du, was ich merkwürdig finde, Tim?«, fragte Tony gerade. »Ich hätte dich nie im Leben für einen Mann Gottes gehalten.«
»Du findest mich also nicht aus dem Stoff, aus dem die Pfarrer sind?« Tim neigte zu der Annahme, dass er eine gewisse Art von Scherzen spielend hinnehmen und gewitzt parieren konnte.
»So weit würde ich nicht gehen, aber deine Interessen lagen doch ganz woanders. Was hast du noch studiert?«
»Jura.«
»Siehst du! Jura und Theologie bringt man nicht so ohne Weiteres unter einen Hut. Beinahe so wenig wie Wirtschaftswissenschaften. Mammon gegen Gott, könnte man fast sagen.«
»Na, ich weiß nicht. Für beides braucht man eine gewisse Ernsthaftigkeit.«
»Aber genau das meine ich doch«, ereiferte sich Tony. »Dein Studium magst du ernsthaft betrieben haben, aber was deine anderen Interessen anging, so waren sie, soweit ich mich erinnere, ziemlich ungewöhnlich. Warst du nicht derjenige, der den Bungee-Jumping-Club der Uni gründete?«
»Bungee-Springen war damals groß in Mode. Außerdem hat mir ein gewisser Nervenkitzel immer Spaß gemacht.«
»Siehst du? ›Groß in Mode‹ ist ja wohl kein Ausdruck, den man unbedingt mit einem Pfarrer assoziiert, ganz zu schweigen von ›Nervenkitzel‹.«
»Willst du mich auf den Arm nehmen?«, fragte Tim, rückte seine randlose Brille zurecht und griff an sein Ohrläppchen, um festzustellen, ob der Ohrring noch richtig saß.
»So etwas käme mir nie in den
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