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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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niemand bemerkt.«
    »So könnte man sich auch erklären, dass man die beiden nie zusammen gesehen hat. Falls er nämlich aus dem Dorf stammt, hätten sie von irgendwem gesehen werden müssen. Und wir wissen, wie schnell man hier mit dem Klatsch bei der Hand ist.« Kate dachte nach. »Das Problem ist – wenn wir außerhalb von Gatt’s Hill zu suchen beginnen, sind die Möglichkeiten schier endlos. Wo sollen wir anfangen?«
    »Ich frage mich, wie sie ihn kennengelernt hat«, überlegte Roz. »Die Möglichkeiten hierfür sind nämlich durchaus nicht so zahlreich.«
    »Oh doch. Denk nur an die Antikmärkte, die im ganzen Land stattfinden. Wer weiß, wo Donna überall hingefahren ist. Ich wünschte, Graham hätte sich besser an den Mann erinnern können, mit dem er sie gesehen hat. Genau genommen hat er uns nichts weiter gesagt, als dass er Tim ähnlich sah.«
    »Was ich übrigens auch einigermaßen merkwürdig finde. Wenn du gerade sitzen gelassen worden bist und deine Liebste mit einem anderen siehst, macht es dir zu schaffen, oder etwa nicht? Du würdest wissen wollen, was der andere hat, das du nicht hast. Was hat sie an ihm gefunden? Du würdest deinen Stand Stand sein lassen und ihnen folgen, bis du den Kerl genau gesehen hättest.«
    »Das würde ich tun, ganz bestimmt sogar«, gab Kate zu. »Ich nehme an, die meisten Leute würden sich so verhalten.«
    »Mit anderen Worten: Er hat gelogen.«
    »Zumindest hat er nicht die ganze Wahrheit gesagt. Schade, dass wir nicht seinen vollständigen Namen und die Adresse kennen.«
    »Aber sicher kennen wir die«, trumpfte Roz auf. »Ich habe nämlich auf eine Quittung für die Brosche bestanden. Ich hole sie schnell, und dann schauen wir nach.«
    Während Roz oben in ihrem Zimmer war, läutete das Telefon. Kate war sich darüber im Klaren, dass nur traurige Menschen an einem Samstagabend ans Telefon gingen, aber sie hob trotzdem ab.
    »Hallo, Kate, hier ist Tim.«
    »Tim! Was kann ich für Sie tun?«
    »Ehrlich gesagt ist es mir ein bisschen peinlich.«
    »Ehe Roz und ich rot werden, muss schon einiges passieren. Also schießen Sie los.«
    »Okay. Na ja. Also – Tony Fuller hat mich eben angerufen und mich auf den versprochenen Drink nach Gatts Farm eingeladen.«
    »Wie nett! Und?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass ich heute Abend mit Ihnen verabredet bin.«
    »Sie haben geflunkert! Na, so was! Das ist ja schockierend! Was wollen Sie – dass ich Ihnen die Absolution erteile?«
    »Natürlich nicht. Das ist nicht nötig. Aber er schlug vor, dass ich Sie mitbringe.«
    »Verstehe. Und wenn ich nicht mitkomme, stehen Sie dumm da. Wann sollen wir bei ihm sein?«
    »Hm. In zehn Minuten.«
    »Kommen Sie zu Fuß zum Crossways Cottage. Ich mache mich fertig. Roz kann Ihnen Gesellschaft leisten, falls Sie einen Moment warten müssen.«
    »Vielen, vielen Dank, Kate.« Er klang ungeheuer erleichtert. »Sie sind eine tolle Frau.« Kate legte auf und dachte daran, dass sie ihm erst gestern gesagt hatte, man solle nie lügen, außer man war sicher, nicht ertappt zu werden. Gewisse Pfarrer würden es wohl nie lernen.
    Sie sauste die Treppe hinauf. »Ich gehe aus!«, rief sie.
    »Was? Wohin?«
    »Tim nimmt mich auf einen Drink zu den Fullers mit.«
    »Prima. Halt die Augen offen. Vielleicht gibt es ja doch den einen oder anderen Hinweis in Gatts Farm. Und vielleicht findest du ja auch etwas über Tim heraus.«
    »Gut. Ich nehme an, du spielst inzwischen auf deiner Stradivari und kümmerst dich um die siebenprozentige Kokainlösung.«
    »Sehr witzig, Dr. Watson.«
     
    Der Abend war angenehm – vermutlich einer der letzten milden Abende des Jahres –, und so entschlossen sich Tim und Kate, nicht mit dem Auto zu fahren, sondern zu Fuß den Berg hinunter zu Gatts Farm zu gehen. Sie passierten das Schild mit der Aufschrift Ausstellung geschlossen und schellten am Haupthaus.
    »Sehr schick«, kommentierte Kate. Diesen Teil von Gatts Farm kannte sie nicht.
    Tony öffnete und führte sie in das Wohnzimmer, in dem Tim mit Hazel gesessen hatte.
    »Meine Eltern Hazel und Derek«, stellte Tony vor. »Tim Widdows kennt ihr, und dies ist Kate Ivory, eine Schriftstellerin, die während der Amerikareise von Aphra Callan deren Cottage bewohnt.«
    Sehr gut, dachte Kate, kurz und bündig und keine grundlegenden Fehler. Sie schüttelte Hände, ließ sich ein Glas Wein kredenzen und setzte sich auf ein tiefes, weiches Sofa, das mit einem teuren hellen Stoff bezogen war. Habe ich Tony Fuller etwa

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