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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Veranda.
    »Hier sind drei Türklingeln«, stellte Roz fest.
    »Himmel, dabei ist es ein so winziges Haus!«, wunderte sich Kate. »Wie passen die Leute alle da hinein?«
    »Früher lebten in solchen Häusern Familien mit einem Dutzend Kindern«, sagte Tim. »Wir vergessen gern, wie gut es uns heutzutage geht. Uns scheint es völlig normal, ein eigenes Zimmer oder, mit ein bisschen Glück, sogar eine eigene Wohnung zu haben.«
    »Vielen Dank für die Predigt, Herr Pfarrer«, kanzelte Kate ihn rüde ab und legte den Finger auf die Klingel mit der Aufschrift Peters.
    Schwere Schritte polterten über die Treppe der Haustür entgegen. Unmittelbar vor der Tür hielt der Mann inne – zumindest klangen die Schritte männlich – und schien kurz zu überlegen, ob er überhaupt öffnen sollte.
    Tim klopfte an die blickdichte Glasscheibe. »Wir sind es nur«, rief er.
    Die Gestalt hinter der Tür zögerte noch immer.
    »Wer ist wir?«, fragte der Mann schließlich. Die Stimme kam ihnen bekannt vor. Sie klang nach Graham Peters.
    »Kate Ivory und ihre Freunde«, antwortete Kate mit heller Stimme.
    Hinter dem Glas erklang ein unverständlicher Laut.
    »Was hat er gesagt?«, flüsterte Tim.
    »Ich glaube, so etwas wie ›Verdammte Scheiße‹«, vermutete Roz. »Es könnte aber auch etwas wirklich Unhöfliches gewesen sein.«
    Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet, so weit wie es eine massiv aussehende Sicherheitskette zuließ.
    »Was wollen Sie?« Der sichtbare Teil von Grahams Gesicht wirkte bleicher und ausgemergelter als am Tag zuvor.
    »Nur ein paar weitere Fragen stellen«, schmeichelte Kate mit sanfter Stimme.
    »Ich will aber nicht mehr mit Ihnen reden!«
    »Das haben wir durchaus verstanden. Allerdings ist meine Tochter eine sehr entschlossene Frau. Es dürfte einfacher und schneller vorüber sein, wenn Sie uns hineinließen. Nachdem wir unsere Fragen gestellt und Ihre Antworten bekommen haben, verschwinden wir sofort wieder und werden Sie nie mehr behelligen.«
    »Sie haben sich wirklich ausgesprochen klar und verständlich ausgedrückt, Roz«, lobte Tim.
    »Sind Sie wirklich nur zu dritt?«
    »Ja.«
    Sie hörten die Kette klirren, dann öffnete sich die Tür gerade weit genug, um sie einzulassen. Im Flur herrschte modriger Schimmelgeruch. Tim nieste.
    »Hausschwamm«, konstatierte Roz. »Und Schwarzschimmel. Das Haus zieht Feuchtigkeit.«
    Kate warf Graham einen prüfenden Blick zu. Er sah ausgesprochen kränklich aus, hatte sich noch nicht rasiert und roch nach abgestandenem Schweiß und indischem Schnellimbiss. Sie folgten ihm die Treppe hinauf in das zur Straßenseite liegende Zimmer in der ersten Etage. Es war nicht sehr groß, aber recht sauber. An den Wänden standen Regale und Truhen, die Graham möglicherweise selbst gezimmert hatte. Einige interessante Stücke aus Porzellan und Steingut stammten zweifellos von den Antikmärkten, die er zu besuchen pflegte. Das ordentliche Zimmer stand in krassem Gegensatz zu seinem zerzausten Bewohner. Roz und Kate setzten sich auf das säuberlich gemachte Bett, Tim und Graham ließen sich auf den beiden Stühlen nieder.
    »Und?«, fragte Graham. »Was wollen Sie?« Seine Aussprache klang ein wenig undeutlich. Alkohol oder Drogen? Kate schnüffelte. Da sie keinen Cannabisgeruch feststellen konnte, tippte sie auf Alkohol.
    »Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?«, fragte Tim.
    »Das geht Sie nichts an!«
    »Sieht ziemlich schmerzhaft aus«, sagte Roz. »Ist das etwa eine Folge unserer gestrigen Unterhaltung?«
    »Stellen Sie endlich Ihre verdammten Fragen und verschwinden Sie!«, knurrte Graham.
    »Sie sind längst nicht mehr so freundlich wie bei unserem letzten Gespräch«, stellte Kate fest. »Woran mag das liegen?«
    »Länger als zehn Minuten können Sie nicht bleiben«, raunzte Graham.
    »Brauchen Sie Hilfe?«, fragte Tim. »Können wir etwas für Sie tun?«
    »Lassen Sie mich in Frieden, verdammt noch mal«, schimpfte Graham. »Sie haben schon genug Unheil angerichtet. Ich habe Sie nur reingebeten, damit Sie nicht vor der Tür rumstehen und aussehen wie die Marx Brothers.«
    »Die waren allerdings zu viert und nicht zu dritt«, warf Roz ein. »Oder vielleicht sogar zu fünft? Jedenfalls sähe ich mich gern als Harpo. Kate gäbe einen guten Groucho ab. Wer möchten Sie sein, Tim?«
    »Vielleicht sollten wir Graham unsere Fragen stellen, ehe er einen Tobsuchtsanfall bekommt«, sagte Kate freundlich.
    »Wir haben darüber nachgedacht, was Sie uns gestern erzählt

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