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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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zustimmen. Andererseits: Er kannte Donna. Und es ist auch nicht zu leugnen, dass er ein kleines Faible für sie hatte. Und dann die Art, mit der Graham durchblicken ließ, dass es vielleicht Tim gewesen war, der Donna auf den Antikmarkt begleitet hatte. Tim und Graham sind im Augenblick unsere beiden wahrscheinlichsten Kandidaten.«
    »Tim wurde ziemlich rot und benahm sich ausgesprochen linkisch, als Graham durchblicken ließ, er könne vielleicht der Rabe sein.«
    »So etwas kann aber durchaus auch passieren, wenn jemand unschuldig ist.«
    »Das stimmt. Mir ist aufgefallen, dass du versucht hast, herauszubekommen, ob er ein Auto hat und welche Marke er fährt. Auch dieser Frage ist er aus dem Weg gegangen.«
    »Vielleicht hat er nur ein Fahrrad«, mutmaßte Kate. »Gegenüber zwei attraktiven Frauen gibt kein Mann so etwas gern zu.«
    »Vielleicht fährt er ja auch ein Motorrad und kann uns nicht beide auf dem Sozius mitnehmen.«
    Sie kicherten.
    »Ich weiß nicht, ob Tony Fuller Tim nur auf den Arm nehmen wollte, aber er erzählte wilde Geschichten darüber, wie draufgängerisch Tim während seiner Studentenzeit war.«
    »Tim ein Draufgänger?«
    »Bungee-Jumping, Fallschirmspringen, Seiltanz – na ja, vielleicht übertreibe ich ein bisschen, aber bestimmt nicht viel.«
    »Das wirft jedenfalls ein neues Licht auf einen ansonsten eher langweilig wirkenden Pfarrer.«
    »Und es bringt wieder die Möglichkeit ins Spiel, dass er vielleicht doch Donnas Liebhaber war.«
    »Heute Abend ist da allerdings nicht mehr viel zu machen.« Roz gähnte. »Wir drehen uns nur noch im Kreis. Ich für mein Teil trinke jetzt meinen Whisky aus und verschwinde ins Bett.«
    »Und morgen knöpfen wir uns Graham Peters vor.«

19
    Der folgende Tag zeigte sich kalt, grau und herbstlich. Es sah nach Regen aus. Kate und Roz machten am Morgen einen langen Spaziergang; danach kuschelten sie sich vor dem bullernden Holzofen in ihre jeweiligen Sofaecken und schmökerten in den vier Sonntagszeitungen, die sie unterwegs gekauft hatten.
    »Ich glaube, ich sollte allmählich mal den Rasen mähen und das eine oder andere Unkraut zupfen«, stellte Kate nach einem Blick durch das Küchenfenster fest. Der Garten verwilderte zusehends.
    »Du kannst im Regen keinen Rasen mähen«, bemerkte Roz. »Morgen schauen wir uns den Garten einmal näher an. Wenn wirklich etwas unternommen werden muss, werden wir es tun.«
    Kate ließ sich nur allzu gern davon überzeugen, den Garten sich selbst zu überlassen.
    »Viertel nach drei«, verkündete Roz irgendwann. »Ich gehe mich jetzt kämmen und hole meine Jacke. Es ist Zeit, deinen Pfarrer abzuholen.«
    »Er ist nicht mein Pfarrer«, grollte Kate, doch im Grunde war es nur eine Formalität. Ihr Herz war an ihrem Einspruch nicht beteiligt. Tatsächlich fühlte sie sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder wohl und sah das Leben optimistisch.
    »Ich glaube, ich ziehe meine neue rote Bluse an«, sagte sie. »Die Farbe stimmt so schön heiter.« Anschließend legte sie sogar noch Lippenstift auf und wählte passende Ohrringe.
    »Heute sollte Kate hinten sitzen«, schlug Roz vor, nachdem sie Tim im Pfarrhaus abgeholt hatten. »Ich fahre, und Sie lotsen mich, Tim.«
    »Du solltest dich nie darauf verlassen, dass ein Pfarrer den richtigen Weg kennt«, erklärte Kate bekümmert. »Er könnte dich in die Irre leiten.« Doch Tim hatte sich offenbar an ihre scharfe Zunge gewöhnt und reagierte nicht. An diesem Tag trug er, vielleicht weil Sonntag war, klerikales Schwarz. Kate hätte gern erwähnt, dass ihm diese Farbe erheblich besser stand als seine vermeintlich coolen Outfits, doch sie brachte es nicht übers Herz. Zumindest den Ohrring hatte er nicht abgelegt.
    »Fahren Sie über die Hensford Road zur Umgehungsstraße«, sagte Tim zu Roz. »Von dort aus folgen Sie der Beschilderung nach Rose Hill. Ich glaube, das ist der einfachste Weg.«
    Nachdem Tim sie im Osten Oxfords in ein Gewirr von schmalen Gässchen hinein- und schließlich wieder auf die Cowley Road hinausgeführt hatte, fanden sie endlich das Haus von Graham Peters. Es lag in der Mitte einer Häuserreihe aus grauem Stein, die in den Anfangsjahren des zwanzigsten Jahrhunderts für arme, ehrliche Arbeiter erbaut worden war. Roz parkte den VW einige Meter entfernt zwischen einem überquellenden Müllcontainer und einem alten Cortina.
    Sie zwängten sich durch ein schmales Eisentor, liefen über einen mit Gras überwucherten Gartenweg und erreichten eine holprige

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