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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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von Lews Therin, der in Rands Verstand nistete, als wäre er schon immer dort gewesen. »Ihr kennt sie als gewaltige Statuen, Sa'angreale, von denen die eine in Cairhien und die andere in Tremalking vergraben ist.« Als die Insel des Meervolks erwähnt wurde, riss Harine den Kopf hoch und die goldenen Medaillons ihrer Nasenkette klirrten leise. »Sie sind zu groß, um ohne weiteres bewegt werden zu können, aber ich besitze zwei Ter'angreale, die man Zugangsschlüssel nennt. Damit kann man die Choedan Kai von jedem Ort der Welt anzapfen.«
    Gefährlich, stöhnte Lews Therin. Wahnsinn. Rand beachtete ihn nicht. Im Augenblick spielte einzig und allein Cadsuane eine Rolle.
    Ihr Brauner wackelte mit einem Ohr und damit schien er begeisterungsfähiger zu sein als seine Reiterin. »Eines dieser Sa angreale ist für eine Frau gemacht«, sagte sie kühl. »Wer soll es Eurer Meinung nach benutzen? Oder erlauben Euch diese Schlüssel, aus beiden Kraft zu ziehen?«
    »Nynaeve wird mit mir eine Verknüpfung eingehen.« Er hatte genug Vertrauen zu Nynaeve, um mit ihr eine Verknüpfung einzugehen, aber auch zu niemandem anderen. Sie war eine Aes Sedai, aber sie war die Seherin von Emondsfelde gewesen; er musste ihr vertrauen. Sie lächelte ihn an und nickte entschieden; ihr Kinn hatte aufgehört zu zittern. »Versucht nicht, mich davon abzuhalten, Cadsuane.« Sie sagte nichts, sondern musterte ihn bloß, ihre dunklen Augen wogen ab und urteilten.
    »Verzeiht mir, Cadsuane«, brach Kumira das Schweigen, trieb ihren Schecken mit den Fersen an und ritt nach vorn. »Junger Mann, habt Ihr die Möglichkeit eines Fehlschlags bedacht? Habt Ihr über die Konsequenzen eines Fehlschlags nachgedacht?«
    »Ich muss dieselbe Frage stellen«, sagte Nesune scharf. Sie saß kerzengerade im Sattel und sie erwiderte Rands Blick offen. »Nach allem, was ich gelesen habe, kann der Versuch, diese Sa'angreale zu benutzen, in einer Katastrophe enden. Zusammen könnten sie stark genug sein, um die Welt wie ein Hühnerei aufzuschlagen.«
    Wie ein Hühnerei!, stimmte Lews Therin zu. Sie sind nie getestet worden, nie benutzt. Das ist Wahnsinn!, kreischte er. Du bist wahnsinnig! Wahnsinnig!
    »Wie ich letztens erfahren habe«, sagte Rand zu den Schwestern, »hat ein Asha'man von fünfzig den Verstand verloren und musste wie ein tollwütiger Hund getötet werden. Mittlerweile werden es mehr sein. Es besteht ein Risiko, dies zu tun, aber es gibt nur möglicherweise und vielleicht. Wenn ich es nicht versuche, steht eines mit Sicherheit fest: Immer mehr Männer werden dem Wahnsinn verfallen, vielleicht Dutzende, vielleicht wir alle, und früher oder später werden es zu viele sein, um sie alle töten zu können. Möchtet ihr gern auf die Letzte Schlacht warten, während hundert wahnsinnige Asha'man umherziehen, oder zweihundert oder gar fünfhundert? Und ich bin dann vielleicht einer von ihnen? Wie lange wird die Welt das überstehen?« Er sprach zu den beiden Braunen Schwestern, beobachtete dabei aber Cadsuane. Der Blick ihrer fast schwarzen Augen wich keinen Moment von ihm. Er brauchte sie in seiner Nähe, aber wenn sie versuchte, es ihm auszureden, würde er ihren Rat ablehnen, ganz egal, welche Konsequenzen sich daraus ergaben. Und wenn sie versuchte, ihn aufzuhalten...? In seinem Inneren wütete Saidin.
    »Wollt Ihr es hier machen?«, fragte sie.
    »In Shadar Logoth«, erwiderte er, und sie nickte.
    »Ein passender Ort«, sagte sie, »wenn wir schon riskieren, die Welt zu zerstören.«
    Lews Therin schrie, ein leiser werdendes Heulen, das durch Rands Schädel hallte, während die Stimme in die Tiefen der Dunkelheit floh. Doch es gab keinen Ort, an dem man sich verstecken konnte. Keinen Ort der Sicherheit.
    Das Wegetor, das er wob, öffnete sich nicht in der Ruinenstadt Shadar Logoth, sondern auf einem dünn bewaldeten, unregelmäßig geformten Hügel ein paar Meilen weiter nördlich, wo die Hufe der Pferde auf steinige Erde traten, die das Wachstum der blattlosen Bäume gehemmt hatte, und in unregelmäßigen Abständen kleine Schneehäufen lagen. Als Rand abstieg, fiel sein Blick auf den Ort, den man einst Aridhol genannt hatte und der jenseits der Baumwipfel undeutlich zu sehen war; Türme, die abrupt in Steintrümmern endeten, und weiße zwiebeiförmige Kuppeln, die ein ganzes Dorf hätten beherbergen können, wären sie unversehrt gewesen. Er schaute nicht lange hin. Trotz des kalten Morgenhimmels schafften es die blassen Kuppeln nicht, so zu funkeln, wie

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