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Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman

Titel: Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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»durchwühlte«. Die Behauptungen im Zusammenhang mit dem Manuskript müssen von Sparacino stammen, dachte ich verärgert. Die Geschichte mit Jeb Price hatten sie sicherlich dem Polizeibericht entnommen. Als ich meinen Anrufbeantworter hastig abhörte, fiel mir auf, dass die meisten Anrufe von Reportern stammten.
    »Haben Sie schon einmal in Beryls Computerdisketten geschaut?«, fragte ich und schob die Zeitung hinüber zu Marino. »Na klar«, meinte er, »ich habe alle durchgesehen.«
    »Und haben Sie das Buch gefunden, das alle in solche Aufregung versetzt?«
    Er überflog die erste Seite und murmelte: »Nö.«
    »Es ist nicht dabei?«, platzte ich frustriert heraus. »Es ist nicht auf ihren Disketten? Wie kann das sein, wenn sie es auf ihrem Computer geschrieben hat?«
    »Fragen Sie nicht mich«, gab er zurück. »Ich habe Ihnen nur gesagt, dass ich ungefähr ein Dutzend Disketten durchgeschaut habe. Auf keiner davon war irgendetwas neueren Datums gespeichert. Sieht alles aus wie altes Zeug, ihre Romane, Sie wissen schon. Nichts über sie selbst oder Harper. Ich fand ein paar alte Briefe, darunter zwei Geschäftsbriefe an Sparacino. Sie waren alles andere als aufregend.«
    »Vielleicht hat sie die Disketten an einen sicheren Ort gebracht, bevor sie nach Key West aufbrach«, schlug ich vor.
    »Vielleicht. Aber wir haben sie bisher nicht gefunden.«
    In diesem Moment kam Fielding herein. Seine langen Orangutan-Arme hingen aus den kurzen Ärmeln seines grünen Operationshemds, und an seinen muskulösen Händen befand sich noch etwas Talkum von den Operationshandschuhen, die er unten im Obduktionsraum getragen hatte. Fielding war sein eigenes Kunstwerk. Nur Gott allein wusste, wie viele Stunden er pro Woche irgendwo in einem Fitnessraum damit verbrachte, seinen Körper zu formen. Meine Theorie war, dass sein besessenes Bodybuilding umgekehrt proportional zu seinem Interesse für seinen Beruf stand. Er war ein kompetenter stellvertretender Abteilungschef, der zwar erst wenig mehr als ein Jahr bei uns arbeitete, aber schon deutliche Anzeichen von Berufsmüdigkeit zeigte. Je mehr Illusionen er über seinen Job verlor, desto mehr Muskeln setzte sein Körper an. Ich gab ihm noch zwei Jahre, dann würde er sich entweder in die sauberere und lukrativere Welt der Krankenhaus-Pathologie zurückziehen oder das Erbe von King Kong antreten.
    »Ich glaube, ich muss Sterling Harper zu einem ungeklärten Todesfall erklären«, gestand er und ging ruhelos neben meinem Schreibtisch auf und ab. »Ihr Blutalkohol beträgt null Komma null drei Promille, und in ihrem Magen-Darm-Trakt konnte ich nichts ungewöhnliches finden. Keine Blutungen, keine auffälligen Gerüche. Kein Anzeichen von einem früheren Herzinfarkt, der Herzmuskel ist in Ordnung, ebenso ihre Koronararterien. Das Gehirn ist normal. Aber irgendetwas stimmte trotzdem nicht mit ihr. Ihre Leber ist vergrößert, etwa zweitausendfünfhundert Gramm schwer, ihre Milz eintausend, mit einer Verdichtung der Kapsel. Und auch die Lymphknoten sind betroffen.«
    »Irgendwelche Metastasen?«
    »Ich konnte keine entdecken.«
    »Dann werde ich mich mal ans Mikroskop setzen«, sagte ich. Fielding nickte und entfernte sich rasch.
    »Es könnte eine Menge sein«, schlug ich vor, »Leukämie, Lymphdrüsenkrebs oder eine andere aus einer ganzen Reihe von Knochenmarkserkrankungen. Einige sind gutartig und anderewieder nicht. Die Milz und die Lymphknoten sind Teile des Immunsystems, und eine vergrößerte Milz hat fast immer etwas mit einer Bluterkrankung zu tun. Die vergrößerte Leber hingegen hilft uns bei der Diagnose nicht viel weiter. Ich kann überhaupt nichts sagen, bevor ich nicht unter dem Mikroskop die histologischen Veränderungen angeschaut habe.«
    »Können Sie sich zur Abwechslung mal verständlich ausdrücken?« Marino zündete sich eine Zigarette an. »Verraten Sie mir doch bitte in einfachen Worten, was unser Dr. Schwarzenegger herausgefunden hat.«
    »Ihr Immunsystem hat auf irgendetwas reagiert«, übersetzte ich, »sie war krank.«
    »Krank genug, um auf dem Sofa hopszugehen?«
    »So plötzlich? Das bezweifle ich.«
    »Und wie wäre es mit einer Medikamentenvergiftung?«, schlug er vor. »Vielleicht hat sie alle Pillen eines verschreibungspflichtigen Medikaments genommen und dann das leere Döschen in den Kamin geworfen. Das würde auch das geschmolzene Plastik erklären, das wir dort gefunden haben, sowie den Umstand, dass wir im ganzen Haus keine Tabletten oder

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