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Flucht im Mondlicht

Flucht im Mondlicht

Titel: Flucht im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. H. Senzai
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einem Kreis zusammen­gestellt waren. Er ließ die Finger über die verklecksten Tischplatten gleiten, während er einen Platz suchte, der ihm behagte.
    Als er sich für einen Platz mit Blick auf den Eingang entschied, sah er ein bekanntes Gesicht in der Tür. Das Mädchen warf sein schwarzes Haar über die Schulter und winkte ihm zu. Es war Anh aus der Cafeteria. Fadi er­widerte ihren Gruß mit einem scheuen Nicken und sah weg. Sie ist nur nett, weil ich ihr ihren Geldbeutel zurückgegeben habe . Er setzte sich und betrachtete eine Reihe von Schwarz-Weiß-Fotografien auf einer Kork-Pinnwand. Nicht schlecht .
    Eine hochgewachsene Afroamerikanerin in einem sil­bern schimmernden Top trat aus einem der angrenzenden Lagerräume. »Hallo, Kinder«, rief sie. Sie schritt in die Mitte des Raumes und forderte die Klasse mit einem Handzeichen auf, sich zu setzen. Ihre Armreifen klimperten, als die Kinder verstummten und ihre Plätze einnahmen.
    Ich kenne sie irgendwoher , dachte Fadi. Bevor er da­rauf kam, wo er sie schon gesehen hatte, setzte sich jemand neben ihn und unterbrach seine Gedanken.
    Es war Anh. Sie zog einen Notizblock und einen Stift heraus.
    »Hallo, Fadi, wie geht’s?«
    Er sah überrascht auf. »Äh, gut.«
    »Gefällt dir Kunst?«
    Bevor Fadi antworten konnte, fuhr sie fort: »Dieser Kurs macht wirklich Spaß. Ich nehme Kunst immer als Wahlfach.«
    »Ruhe, bitte«, rief die Lehrerin. »Die meisten von euch haben bereits in den letzten Schuljahren meinen Kunstkurs belegt, aber für die, die zum ersten Mal hier sind, ich bin Miss Bethune. Willkommen, alle miteinander. Ich hoffe, ihr hattet einen tollen Sommer. Dieses Jahr werden wir uns auf das Thema Farbe und Kontrast konzentrieren, und unser erstes Projekt werden wir in Gruppenarbeit durchführen. Deshalb möchte ich, dass ihr Dreiergruppen bildet. «
    Fadi sank der Mut, als alle Kinder nach ihren Freunden riefen und sich mit ihnen zusammentaten. Er würde übrig bleiben. Er kannte niemanden.
    »Na, willst du in meine Gruppe?«, fragte Anh.
    Fadi sah sie verblüfft an. »Willst du mich wirklich in deiner Gruppe haben?«
    »Ja«, erwiderte Anh. »Ich arbeite gern jedes Mal mit anderen Leuten zusammen. Das macht die Sache interessanter.«
    Als die Gruppen sich zusammengefunden hatten, stand noch ein Junge alleine herum. Fadi kannte ihn aus dem Mathekurs und hatte Mitleid mit ihm. Sein hellbraunes Haar stand wie ein Heiligenschein von seinem Kopf ab, und seine dicke Brille vergrößerte seine wässrigen blauen Augen, sodass er aussah wie ein verwirrtes Eulenküken.
    »Fragen wir ihn«, sagte Fadi.
    »Klar«, sagte Anh und winkte den Jungen zu ihnen herüber.
    Der Junge deutete auf sich selbst und fragte mit laut­losen Mundbewegungen: Wer? Ich?«
    Fadi nickte.
    Mit einem breiten erleichterten Lächeln eilte der Junge an ihren Tisch und stellte sich als Jonathan Greenly, kurz Jon, vor.
    Die drei steckten die Köpfe zusammen, als Miss Bethune die Aufgabe umrissen hatte und sich zurückzog, um die Kinder eigene Ideen entwickeln zu lassen.
    »Wisst ihr, ich verstehe nicht viel von Kunst«, sagte Jon. Er schob seine Brille höher auf die Nase. »Alles, was ich zeichne, sieht aus wie ein Strichmännchen.«
    »Also, wir müssen ein Thema finden«, sagte Anh. Sie zog einen großen gelben Schreibblock aus ihrer Tasche.
    Fadi und Jon nickten zustimmend.
    »Wie wär’s mit dem Wald?«, fragte Anh.
    »Ähm«, sagte Jon und kratzte an einem roten Hautausschlag auf seinem Arm. »Ich bin letzte Woche beim Zelten mit Giftefeu in Kontakt gekommen.«
    »Das sieht schlimm aus«, sagte Fadi. »Tut es weh?«
    »Nein, es juckt nur«, erwiderte Jon und kratzte sich heftig am anderen Arm.
    Anh überlegte stirnrunzelnd und kam auf eine andere Idee. »Wie wär’s mit dem Himmel?«
    Jon sah wenig begeistert aus.
    »Oder mit etwas aus einem Film? Oder einem Buch?«, fragte sie, in der Hoffnung, mit diesem Vorschlag auf mehr Interesse zu stoßen.
    Jon horchte auf. »Aus einem Film?«
    »Ja. Ich dachte an Klassiker wie Vom Winde verweht oder Casablanca «, sagte Anh.
    Jon rümpfte die Nase. »Sind die nicht schwarz-weiß? Solche Filme schaue ich mir eigentlich nicht an.«
    »Was schaust du dir denn an?«, fragte Anh.
    »Also ich mag Gruselfilme wie Freitag, der 13. und alle Filme mit Arnold Schwarzenegger, zum Beispiel Der Terminator oder Predator .«
    Anh verdrehte die Augen und schrieb »Gruselfilme« auf ihren Schreibblock.
    »Das Meer«, sagte Fadi leise.
    »Was?«, fragte

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