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Flucht im Mondlicht

Flucht im Mondlicht

Titel: Flucht im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. H. Senzai
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wieder dem Computer zuwenden.
    »Wenn du deine Meinung änderst, kannst du immer noch mitmachen. Die richtigen Treffen fangen sowieso erst nächste Woche an. Miss Bethune hat für dieses Jahr viele tolle Sachen geplant«, sagte Anh. »Wir werden an einem Fotowettbewerb für Schüler aus der Region teilneh­men, den die Société Géographique zusammen mit dem Exploratorium-Museum in San Francisco veranstaltet.«
    Fadi seufzte. Ich würde ja gerne mitmachen, aber mir fehlt das Geld dazu .
    »Der Gewinner erhält eine dieser neuen Digitalkameras und darf mit einem Team der Société Géographique zu Fotoaufnahmen ins Ausland reisen.«
    »Toll!«, entfuhr es dem beeindruckten Fadi. Was für eine fantastische Gelegenheit .
    »Allerdings. Man kann sich aussuchen, ob man zur Gro­ßen Mauer in China, zum Taj Mahal in Indien oder auf eine Safari in Kenia will. Die Reise dauert eine Woche. Man darf eine Begleitperson mitnehmen und beide bekommen alles bezahlt – die Flüge, die Unterkunft und die Verpflegung.«
    Fadi horchte auf. Eine Reise nach Indien? Indien liegt direkt neben Pakistan! Ich könnte nach Indien fliegen und von dort aus einfach nach Peschawar hinüberfahren .
    Hoffnung stieg in ihm auf. »Wirklich?« Er versuchte beiläufig zu klingen, aber seine Stimme überschlug sich. »Eine Reise nach Indien?«
    »Ich persönlich würde zwar lieber die Safari machen, aber ja, Indien steht auch zur Wahl. Du musst unbedingt zum nächsten Treffen des Fotoklubs kommen und dich anmelden«, beharrte Anh.
    Fadi nickte. »Ich werd’s versuchen.«
    »Also dann. Wir sehen uns im Kunstunterricht«, sagte Anh. »Ich suche gerade nach Ideen. Vielleicht inspiriert mich diese Lektüre.« Sie zeigte ihm zwei Hochglanzbildbände. Auf dem einen stand Ozeane der Welt , der andere hatte knallbunte Fische auf dem Einband.
    »Eine großartige Idee«, sagte Fadi, froh über den Themawechsel.
    So ein Jammer , dachte er. Er wusste, dass er eine gute Chance hätte, den Wettbewerb zu gewinnen, wenn er daran teilnehmen könnte. Aber wie soll ich bis nächste Woche fünfzig Dollar auftreiben? Das kann ich vergessen .
    Er wandte sich wieder dem Computer zu und tippte die Internetadresse der Fluggesellschaft Virgin Atlantic ein. Er würde auf den Plan zurückgreifen müssen, den er am frühen Morgen ausgeheckt hatte.
    Fadi lag in dem engen dunklen Raum und bemühte sich, kein Geräusch zu machen. Es roch nach alten Socken und schimmeligen Zwiebeln, deshalb atmete er durch den Mund. Versuch an den weiten Himmel und an frische Luft zu denken , sagte er sich. Er zog seine Beine zurecht, bis sein Rucksack bequem zwischen seinen Knien lag. Das ist die einzige Möglichkeit. Das ist meine Chance, zurückzukommen und Mariam zu finden. Ich darf sie nicht verspielen .
    Erneut befand Fadi sich in einem Auto, und wie Claudia flüchtete er, schon wieder. Aber im Gegensatz zu Claudia, die sich zwei Wochen Zeit gelassen hatte, um ihre Flucht in allen Einzelheiten zu planen, improvisierte er wild drauflos und konnte nur beten, dass sein Vorhaben klappte. Wenn ja, würde er Mariam zurückbringen und seine Ehre retten.
    Fadi wartete, mit einem Ohr am Boden des Kofferraums, um die Geräusche von draußen besser zu hören. Bevor er sich aus der Wohnung geschlichen hatte, hatte er seinen Vater die Abendgebete verrichten sehen. Er wusste, dass Habib danach immer seine Brieftasche, die Autoschlüssel und einen warmen Mantel schnappte und sich auf den Weg zum Flughafen von San Francisco machte, um eine Zwölf-Stunden-Schicht anzutreten. Fadis Gedanken schweiften zu den Sachen, die er in seinen Rucksack gepackt hatte. Er ging sie im Geiste noch einmal kurz durch.
    Am Vortag hatte er gewartet, bis sein Vater und Noor zur Arbeit gegangen waren. Dann war er zum Schlafzimmer seiner Eltern geschlichen und hatte vorsichtig die Tür aufgedrückt. Er trat leise ein und sah, dass seine Mutter, in mehrere Decken eingemummt, ihr Nachmittagsschläfchen hielt. Auf allen vieren kroch er über den verfilzten Teppich und fand die kleine schwarze Tasche, die sein Vater im Schrank aufbewahrte.
    Mit angehaltenem Atem hatte er die Mappen mit den wichtigen Dokumenten durchgesehen und seinen Pass und die Flugtickets von ihrer Herreise herausgenommen, die Habib aufgehoben hatte. Er wollte die Tickets in der Hand halten, damit alle ihn für einen normalen Passagier hielten. Er hoffte nur, dass niemand sehen würde, dass sie bereits benutzt waren. Er packte noch Kleidung zum Wechseln, seine

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