Flucht in die Arme des Maharadschas
Besten auf die Frau zu übertragen, die ihm von Kindheit an vorbestimmt gewesen war. Reichte das tonnenschwere Schuldgefühl denn immer noch nicht, das er seit Nasreens Tod mit sich herumschleppte? Würde es denn nie Absolution und Frieden für ihn geben?
Unerwartet durchfuhr Ash ein sengender Schmerz, der ihm den Atem raubte. Es war eine seltsame Mischung aus Verlust und Reue, vermischt mit Schuld.
Sophia hielt die ganze Zeit über den Blick gesenkt, aus Angst, sonst vielleicht zu viel von sich preiszugeben. „Mir war klar, dass sich jeder Mann herausgefordert fühlen würde, mich in sein Bett zu bekommen, wenn er wüsste, dass ich noch Jungfrau war“, fuhr sie leise fort. „Darum hielt ich es für praktischer, mich als Femme fatale auszugeben, einfach um meine Ruhe zu haben.“
Unruhig begann Ash, vor dem Bett auf und ab zu laufen, wobei er sich seiner herausfordernden Nacktheit gar nicht bewusst zu sein schien. In Sophia hingegen erwachte erneut heißes Verlangen, und sie presste verlegen die Handrücken gegen ihre brennenden Wangen. Doch ihr Gatte beachtete sie gar nicht.
Nach einigen weiteren rastlosen Runden blieb er abrupt vor ihr stehen und starrte sie düster und forschend an. „Und, beabsichtigst du immer noch, nach deinem Traumprinzen Ausschau zu halten, obwohl du jetzt mit mir verheiratet bist?“
Instinktiv schüttelte sie heftig den Kopf. „Nein.“
Ihre Stimme klang so fest und sicher, dass er wider Willen beeindruckt war. Offensichtlich schien Sophia sich mit ihrem Schicksal abzufinden, nachdem sie es nicht mehr ändern konnte. Das zeugte von wahrhaft edler Gesinnung und Verantwortungsgefühl, was ihm aufrichtigen Respekt und Bewunderung abnötigte.
„Schließlich bin ich kein Kind mehr“, sagte sie gewollt flapsig, da sie seine Gedanken nicht lesen konnte. „Als ich zustimmte, dich zu heiraten, wusste ich sehr wohl, worauf ich mich einlasse. Doch nachdem ich gehört habe, was mein Vater wegen der schrecklichen Fernsehmeldungen zu dir sagte, wurde mir bewusst, dass ich mir etwas vorgemacht hatte.“ Sie lachte hart auf. „Wie naiv von mir anzunehmen, ich könnte ihn davon abhalten, mich in eine arrangierte Ehe zu zwingen! In unseren Kreisen ist es eben nicht erlaubt, eigene Träume zu haben. Da zählen nur Familienehre und royale Pflichten. Wenn meine Jungfräulichkeit dich enttäuscht haben sollte, tut es mir leid. Aber sei versichert, ich fühle mich unserer gerade geschlossenen Ehe ebenso verpflichtet, als würde es sich um eine echte Liebesheirat handeln.“
Wenigstens das war nicht gelogen. Sophia kämpfte verbissen gegen die aufsteigenden Tränen, während sie ihr Kinn energisch vorschob und den Kopf in den Nacken warf.
„Auf keinen Fall möchte ich, dass meine Kinder sich jemals fragen müssen, ob mein Ehemann auch wirklich ihr Erzeuger ist.“
Ash schloss für einen Moment gepeinigt die Augen vor ihrem schmerzerfüllten stürmischen Blick, dann nickte er stumm. Und noch ehe sie etwas hinzufügen konnte, hatte er sich auch schon seine Robe übergeworfen und ihr Schlafzimmer verlassen.
Er war gegangen und hatte sie allein zurückgelassen, in ihrer Hochzeitsnacht … einfach so. Und sie vermisste ihn. War das nicht nur natürlich nach der Intimität, die sie miteinander geteilt hatten?
Intimität! verhöhnte Sophia sich selbst. Du meinst wohl Sex!
Ash hatte die Grenzen ihrer Beziehung klar abgesteckt und keinen Raum für wehmütige Erinnerungen oder sehnsüchtige Träume gelassen. Das musste sie akzeptieren. Aber was sollte sie jetzt mit dem Rest ihres Lebens anfangen?
Es ist nicht mein Fehler, dass ich nie etwas anderes tun durfte, als die dekorative Rolle der jüngsten Königstochter von Santina auf dem internationalen Parkett zu spielen.
Einmal hatte sie ihrer Mutter die Erlaubnis abgerungen, eine der örtlichen Schulen besuchen zu dürfen. Dort hatte sie sich für den Gedanken erwärmt, den weniger bevorzugten Kindern ihre Hilfe und Unterstützung angedeihen zu lassen. Leider wurden ihre sozialen Ambitionen von ihrem Vater im Keim erstickt. Doch als Ashs Frau und Maharani von Nailpur lag eine Fülle von Verpflichtungen vor ihr.
Vielleicht war genau das ihre Rettung? Sinnvolle Arbeit statt Liebe?
Liebe war eine starke Emotion, die in vielen Varianten und Spielarten existierte, oder nicht? Ashs Volk zu lieben und zu unterstützen, konnte ihr ebenso helfen wie den Menschen.
Trotz der tröstlichen Zukunftsaussichten spürte Sophia einen feinen Stich im Herzen und
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