Flucht in die Oase der Liebe
Er führte die Tasse zum Mund. Die Flüssigkeit stank nach verdorbenem Fisch, aber auch das würde er überstehen. In WeiÃrussland hatte er mit einem Untergrundkämpfer einmal selbst gebrauten Wodka um die Wette getrunken. Cameron hielt den Atem an und schluckte das Gebräu in einem Schluck hinunter.
âWunderbarâ, sagte er dann ruhig und hielt die leere Tasse in die Runde. Wieder ertönte zustimmendes Gemurmel. Allerdings verdüsterte sich Asaads Miene noch mehr.
âReiten Sie, Mr. Knight?â
Was für eine dumme Frage! SchlieÃlich war Cameron in Texas aufgewachsen.
âEin wenigâ, sagte er bescheiden.
Kurz darauf saÃen sie in einem groÃen, von Fackeln erhellten Innenhof auf kaum gezähmten Wildpferden und jagten über den harten Sand. Zu dem Spiel gehörten Stöcke so dick wie Baseballschlaghölzer, ein Lederball und eine von einem Baum hängende Schlinge. Ohne die Spielregeln zu kennen, hielt Cameron sich auf dem schnaubenden Ross, wich geschickt den Schlaghölzern der Männer aus und schoss den Ball direkt durch die Schlinge.
Die Männer des Sultans klatschten Beifall. Assads Gesicht lief dunkelrot an. Mit gebieterischer Geste verlangte er Einhalt, woraufhin die Männer sofort verstummten.
âSie sind ein ebenbürtiger Gegnerâ, gestand er mit verlogenem Grinsen. âIch werde Sie belohnen.â
Womit? Mit einem Messer im Rücken oder einer Kugel im Kopf? Wer verliert, ist ein toter Mann. Wer gewinnt auch. Offensichtlich war Asaad ein Psychopath und zu allem imstande.
Cameron lieà sich nichts anmerken und bedankte sich höflich. âSehr groÃzügig, Exzellenz, aber zur Belohnung würde ich nur gern â¦â
An dieser Stelle blieben ihm die Worte im Halse stecken. Zwei riesige Männer kamen auf ihn zu. Sie zogen eine schlanke Frau hinter sich her.
An den Händen gefesselt. Und nackt. Nein, aber ihr Teint schimmerte hellgold, und das Wenige, was sie trug, glänzte nur einen Ton dunkler und bedeckte ihre vollen Brüste und die Scham. Um die Taille trug sie eine feine Goldkette, von der dünne Goldfäden hinabhingen, die sich bei jeder Bewegung ihrer langen schlanken Beine bewegten.
Ihre FüÃe steckten in goldfarbenen Sandaletten mit so hohen Absätzen, dass man dafür einen Waffenschein benötigte. An den Schuhen befestigte Glöckchen läuteten leise bei jedem Schritt. Auch das Haar der Frau schimmerte golden und verhüllte ihr Gesicht.
âGefällt Ihnen die Belohnung, Mr. Knight?â
âSie ist â¦â Cameron räusperte sich. Die Ãberraschung war gelungen! Damit hatte er nicht gerechnet. âSie ist unglaublich, Exzellenz.â
âAllerdings.â Der Sultan lächelte schmierig. âMöchten Sie sie aus der Nähe betrachten?â
Lieber nicht! Die Frau war eine Falle. Das war offensichtlich. Zunächst hatte Cameron das Festessen hinter sich bringen müssen, dann dieses verrückte Wüstenpolo und nun gedachte Asaad, ihn mit dieser Frau mürbe zu machen, damit er endlich den Vertrag unterzeichnete. So stellte der Sultan sich das vor.
Zugegeben, die Versuchung war groÃ. Cameron stellte sichvor, wie das goldblonde Haar durch seine Finger glitt, wie er es aus dem Gesicht der Frau strich, um zu sehen, ob es genauso schön war wie ihr Körper. Er stellte sich vor, ihre Brüste zu berühren, ihr das goldfarbene Nichts abzustreifen â¦
âMr. Knight?â
Cameron zuckte lässig mit den Schultern. âWarum nicht, Exzellenz?â
Auf ein Fingerschnippen des Sultans zerrten die Riesen die Frau zu den beiden Männern. Als sie direkt vor Cameron stand, hob sie den Kopf und sah ihm in die Augen.
Ihm stockte der Atem.
GroÃe meerblaue Augen, von dichten dunklen Wimpern umrahmt, eine kleine gerade Nase, ein wohlgeformtes Kinn und ein Mund zum Träumen.
Auf Asaads Befehl stieÃen die Männer die Frau in Camerons Richtung. Sie stolperte, fing sich jedoch wieder und blickte zu Boden.
âNa, was sagen Sie jetzt, Mr. Knight?â, fragte der Sultan mit einem hinterhältigen Lächeln, griff der Frau ins Haar und riss ihren Kopf nach hinten. âIst sie nicht exquisit?â
âSie ist ⦠sehr schön.â
âJa, das ist sie. Und sie hat Temperament.â
Entstammte sie seinem Harem? Und warum trug sie Fesseln an den Händen? Cameron wollte nicht zu neugierig erscheinen, dadurch
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