Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)
Ring aus der Tasche seines Gehrocks und streifte ihn ihr über den Finger. "Für immer und ewig", flüsterte er.
"Für immer und ewig", wiederholte sie.
Frederic küßte seine Braut auf die Wange, bevor er sich den Marlows zuwandte: "Sie haben alle gehört, daß mich Miss Darcey heiraten möchte." Er gab seinen Anwälten einen Wink. "Ich möchte Sie bitten, die notwendigen Papiere zu unterschreiben, Mr. Marlow. Unter anderem regeln sie die Vormundschaft über Miss Darcey bis zu unserer Heirat."
Was blieb Viktor Marlow anderes übrig, als alles zu unterschreiben, was ihm die Anwälte des jungen Lords vorlegten. Voller Zorn setzte er seine Unterschrift auf die Papiere. Er las sie nicht einmal durch.
"Miss Darcey und ich reisen noch heute mit der Eisenbahn nach London", sagte Lord Frederic. "Bis zu unserer Hochzeit wird sie von zwei älteren Damen der besten Londoner Gesellschaft betreut werden, die ein Haus in der Nähe des Kensington Palace besitzen." Er berührte Darceys Arm. "Bitte pack ein paar Sachen zusammen, Darling. Dein restliches Gepäck werde ich in den nächsten Tagen abholen lassen."
Darcey eilte zu dem Zimmer hinauf, das sie während der letzten Wochen bewohnt hatte. Eilig suchte sie ihre wichtigsten Sachen zusammen. Sie schwebte wie auf Wolken. Es ist ein Traum, dachte sie, es kann nur ein Traum sein.
"Darcey!"
Die junge Frau drehte sich um. Alice stand hinter ihr. Spontan schloß sie ihre Cousine in die Arme. "Wir werden uns wiedersehen", versprach sie. "Du wirst immer in meinem Herzen bleiben."
"Und du in meinem", versicherte Alice und schmiegte sich an sie. "Ich freue mich so für dich. Er sieht sehr, sehr gut aus."
"Und sein Charakter ist über jeden Zweifel erhaben", sagte Darcey. "Erinnerst du dich an die Aufführung der Zauberflöte? Du hast mich auf einen jungen Mann aufmerksam gemacht. Er ist es. Das Schicksal hat uns schon damals füreinander bestimmt."
"Alice!" rief Mrs. Marlow die Treppe hinauf. "Alice, geh sofort auf dein Zimmer."
Die beiden jungen Damen umarmten sich ein letztes Mal, dann eilte Alice die Treppe hinunter. Bisher hatte sie sich selten gegen ihre Eltern aufgelehnt, doch nun sagte sie, als sie an ihrer Mutter vorbeikam: "Ich bin froh, daß alles so gekommen ist."
Mrs. Marlow starrte ihrer Tochter sprachlos nach.
Nur mit einer Reisetasche stieg Darcey Marlow wenig später in die wartende Kutsche, die sie und Lord Duncan zum Bahnhof bringen sollte. Die beiden Anwälte waren bereits in ihrem Buggy abgefahren. Sie hatte nur von Alice und heimlich auch von Elli Abschied genommen. Die Marlows und das übrige Personal waren unsichtbar geblieben, als sie mit ihrem Verlobten zur Haustür gegangen war. Dennoch warf die junge Frau einen kurzen Blick zurück. Wenn es auch keine glücklichen Jahre gewesen waren, die sie in diesem Haus verbracht hatte, sie gehörten zu ihrem Leben.
Frederic nahm ihre Hand. "Glücklich?" fragte er.
"So glücklich, wie man nur sein kann", erwiderte sie und schmiegte den Kopf an seine Schulter. Ein neues Leben begann, ein Leben, das von ihrer gegenseitigen Liebe bestimmt sein würde und nicht von den Schatten der Vergangenheit.
E n d e
Das Geheimnis von
Baxter Hall
Anne Alexander
Aaronis Collection
Es regnete schon seit Tagen. Der Himmel über London war so grau, als hätte nicht längst der Frühling Einzug gehalten. In den Gärten und Parks blühten Stiefmütterchen, Narzissen und Tulpen um die Wette. In Scharen saßen die Spatzen in der Nähe von Bä nken und Teichen, um sich über das Futter zu stürzen, das ihnen die Kinder brachten. An diesem Tag schien das alles vergessen. Unaufhörlich fiel der Regen in schweren Tropfen zur Erde.
Diana Coleman stand an diesem dunklen Nachmittag an den Gräbern ihrer Familie. Vor sechs Wochen hatte sie noch Eltern und Brüder gehabt, nun lagen sie hier in der kalten Erde. Zuerst hatte die Diphtherie ihre Brüder dahingerafft, dann den Vater und vor zwei Tagen die Mutter. Sie selbst war von der Krankheit verschont geblieben.
„ Warum?“ fragte sie. „Warum?“ Sie schaute zum wolkenverhangenen Himmel hinauf, als würde sie von dort eine Antwort erwarten.
"Es steht uns nicht zu, nach dem Warum zu fragen, Kind", sagte Abigail Coleman, ihre Tante, mitfühlend zu ihr. "Der Tod ist zu deiner Mutter als gütiger Vater gekommen. Vergiß nicht, wie sehr sie die letzten Tage ihres Lebens gelitten hat."
Wie würde sie das je vergessen können? Diana hatte Tag und Nacht am Bett ihrer
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