Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)
heiraten möchte, Darcey. Jetzt ist keine Zeit für Liebesbeteuerungen oder Erklärungen. Ich muß nur wissen, ob du mich heiraten möchtest."
"Du willst mich nach all meiner Lügerei immer noch heiraten?" fragte sie überwältigt.
"Ja, das will ich." Er schaute ihr in die Augen. "Und du? Kannst du dir vorstellen, mit mir zu leben, Darling?"
"Ja, das kann ich. Es gibt niemanden auf der Welt, der mir so lieb und teuer ist wie du, Frederic. Was ich getan habe..."
Frederic verschloß ihr den Mund mit einem leidenschaftlichen Kuß. Noch immer klang Alices Jammern an ihre Ohren. Sie hörten auch die Stimme von Mrs. Marlow. "Geh, Darcey, ich hole dich hier raus." Er schob sie in Richtung Büsche.
Darcey verstand. Eilig trat sie aus den Büschen hervor. Es sah nicht aus, als hätte man ihre Abwesenheit bereits bemerkt. Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen, die Flucht zu ergreifen, doch sie vertraute Frederic. Nein, sie wollte nicht fliehen. Ihre Gefangenschaft würde nicht mehr lange dauern. Entschlossen ging sie auf ihre Tante zu. "Kann ich helfen?" fragte sie und wollte sich über Alice beugen, die im Gras saß und ihr rechtes Bein hielt.
Mrs. Marlow maß ihre Nichte mit einem empörten Blick. "Meinst du allen Ernstes, wir hätten auf deine Hilfe gewartet?" meinte sie von oben herab. "Wie siehst du überhaupt aus? Selbst nach allem, was du getan hast, solltest du mehr Wert auf dein Äußeres legen." Sie sah die beiden Bediensteten an, die Darcey in den Garten begleitet hatten. "Bringt Miss Darcey nach oben und vergeßt nicht, die Tür zu verriegeln."
"Du tust mir leid, Tante Lucy", meinte Darcey. Sie schenkte Alice ein Lächeln und ging ihren Bewachern voraus zur Hintertür. Es kam ihr vor, als würde sie über den Boden schweben. Frederic liebte sie! Er hatte sich nicht voller Verachtung von ihr abgewandt! Der Himmel hatte ihre Gebete erhört. Wer konnte ihr jetzt noch etwas anhaben?
* * *
Darcey Gefangenschaft dauerte keine zwei Tage mehr. In Begleitung seiner beiden Anwälte, die er extra aus London hatte kommen lassen, suchte Lord Duncan erneut die Marlows auf.
Viktor Marlow war in den vergangenen beiden Tagen nicht untätig gewesen. Auch er hatte sich mit seinem Anwalt beraten. Die Chancen standen für ihn schlecht. Obwohl sein Anwalt völlig seiner Meinung war, daß ein Verhalten wie das seiner Nichte nicht geduldet werden durfte, hatte er ihm geraten, Lord Duncans Antrag anzunehmen.
"Sehen Sie auch die gute Seite dieser Angelegenheit", hatte er ihm gesagt. "Seien Sie glücklich, nicht mehr für das Verhalten Ihres Mündels verantwortlich zu sein. Sie und Ihre Gattin haben sich nichts vorzuwerfen. Übergeben Sie die Verantwortung für Miss Darcey ruhig in andere Hände."
So hatte Frederic an diesem Vormittag einen leichten Stand. Widerwillig, aber bereit, den Forderungen des jungen Lords zu entsprechen, sagte Viktor Marlow: "Falls meine Nichte damit einverstanden ist, werde ich Ihnen nicht ihre Hand verweigern, Lord Duncan."
"So sollten wir jetzt am besten Darcey fragen, ob Sie mich heiraten möchte", meinte Lord Frederic. "Bitte lassen Sie Darcey holen, Mr. Marlow."
Darcey hörte, wie die Schlüssel im Schloß ihrer Tür herumgedreht und der Riegel zur Seite geschoben wurde. Es überraschte sie, ihre Tante zu sehen. Sie hatte ihre Zofe mitgebracht. "Elli wird dir helfen, ein anderes Kleid anzuziehen und deine Haare zu richten", sagte Mrs. Marlow gereizt. "In zwanzig Minuten hole ich dich ab."
"Warum soll ich mich umziehen, Tante Lucy?" fragte Darcey und legte ihre Handarbeit zur Seite.
"Ich denke nicht daran, deine Fragen zu beantworten", erwiderte Mrs. Marlow. "Elli, du weißt, was ich dir gesagt habe. Du wirst mit Miss Darcey kein Wort wechseln, oder du kannst dir eine andere Stelle suchen." Sie ging hinaus.
"Es wird alles gut, Miss Darcey", flüsterte ihr Elli zu, bevor sie an den Kleiderschrank trat, um ein Kleid herauszunehmen.
Zwanzig Minuten später stieg Darcey mit ihrer Tante die Treppe hinunter. Sie durchquerten die Halle und traten ins Arbeitszimmer ihres Onkels.
"Frederic!" rief die junge Frau freudig, als sie Lord Duncan gegenüber ihres Onkels in einem Sessel sitzen sah.
Er sprang auf und schloß sie in die Arme, dann schob er sie ein Stückchen von sich. "Darcey, ich bin gekommen, um dich zu fragen, ob du mich heiraten möchtest", sagte er sehr ernst.
"Ja, ich möchte dich heiraten, Frederic", antwortete sie strahlend.
"So sind wir ab heute einander versprochen." Er nahm einen
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