Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)
daran gehindert hätte, noch etwas Zeit mit dem Kind zu verbringen.
Diana schaute ihm enttäuscht nach, als er in Richtung seines Ateliers davonging. Sie hatte gehofft, er würde sich ihnen anschließen. Am See hätte sie die Sprache vielleicht auf Susan bringen können.
Andrew öffnete die Fensterläden des Pavillons, um Licht in den Raum zu lassen. Nachdenklich starrte er auf das Bild des kraftvollen Elefanten, den er auf die Leinwand gebannt hatte. Es war noch nicht völlig fertig, dennoch hob er es von der Staffelei und stellte es in die Ecke, um ein neues Bild zu beginnen. Er wollte Susan malen, so, wie sie ausgesehen hatte, als sie sich an jenem Tag im Regent's Park begegnet waren. Sie hatte auf einer Bank am Teich gesessen, vertieft in den Anblick einer Seerose.
Was hätte er dafür gegeben, sie noch einmal in seinen Armen zu halten, ihr zu sagen, wie sehr er sie liebte! Aufstöhnend vergrub Andrew Baxter sein Gesicht in den Händen.
Als Diana und David zwei Stunden später aus dem Park kamen, fühlte sich Betty Hadfield schon ein wenig wohler. Die junge Frau ließ David in Dollys Obhut im Spielzimmer zurück und setzte sich zu der Nanny ans Bett, um ihr ein wenig Gesellschaft zu leisten. Ganz ohne Hintergedanken tat sie das nicht, denn sie hoffte, von Miss Hadfield ein paar Informationen zu erhalten.
Das Schlafzimmer des Kindermädchens war besser eingerichtet als die Kammer, die man Mary Jones und ihr zugewiesen hatte. Es gab in ihm sogar einen Schrank und einen Lehnsessel. Auf dem Boden lag ein Teppich, dessen Muster kaum noch zu erkennen war, der ganz sicher aber einmal in einem der Salons im Erdgeschoß gehört hatte.
Miss Hadfield war froh über Dianas Gesellschaft. Es lenkte sie von ihren Beschwerden ab, sich mit ihr zu unterhalten. Außerdem sprach sie gern über die Zeit, in der Andrew Baxter und sein Bruder noch klein gewesen waren. Ihre Augen leuchteten regelrecht, wenn sie von den Kutschfahrten erzählte, die sie mit den beiden Knaben unternommen hatte. "Wir hatten soviel Spaß miteinander, Diana, du kannst dir nicht vorstellen, wieviel Spaß wir hatten."
Sie stieß heftig den Atem aus. "Ja, das waren noch glückliche Zeiten, Diana. Als die Kinder ins Internat kamen, habe ich eine andere Stelle angenommen. Sir Richard hat sie mir vermittelt. Master Andrew schickte mir jedes Jahr zu Weihnachten und an meinem Geburtstag einen Brief. Er hörte erst nach seiner Heirat mit dem Schreiben auf. Bereits als ich von der Verlobung zwischen ihm und Ruth Clarendon hörte, ahnte ich, daß er nicht glücklich werden würde. Ich habe Ruth schon als Kind gekannt. Sie ist ein dummes, kleines Ding gewesen, das sich für kaum etwas anderes als ihr Aussehen interessiert hat." Sie senkte die Stimme. "Darin stand sie ihrer Schwester in nichts nach, nur daß Maud..." Sie schloß den Mund.
"Was wollten Sie sagen, Miss Hadfield?" fragte Diana.
Das Kindermädchen schüttelte den Kopf. "Es steht mir nicht an, über die Herrschaft zu klatschen, zumal ich, als die jungen Herren heirateten, schon längst nicht mehr auf Baxter Hall gewesen bin."
Diana nahm ihren ganzen Mut zusammen. "Haben Sie jemals von einer fremden jungen Frau gehört, die vor einigen Jahren nach Baxter Hall gekommen ist?"
Miss Hadfield richtete sich auf ihren Ellbogen gestützt auf. Ihre Augen verengten sich. "Was meinst du damit, Diana?" fragte sie mißtrauisch. "Was für eine fremde junge Frau soll nach Baxter Hall gekommen sein?"
Von klein auf hatte man Diana beigebracht, daß es kaum etwas Verwerflicheres gab, als zu lügen. "Ich hörte davon im Dorf reden", behauptete sie.
"Man sollte meinen, die Pächter hätten anderes zu tun, als Klatsch in die Welt zu setzen", bemerkte Miss Hadfield grimmig. "Ja, in der Tat, da gab es eine junge Frau. Es ist nur hinter der vorgehaltenen Hand darüber geredet worden. Niemand weiß was Genaueres."
Diana beugte sich ihr leicht zu. "Und um wen handelte es sich bei dieser Frau?"
Betty Hadfield blickte ängstlich zur Tür, so, als würde sie erwarten, daß sie mit einem lauten Knall aufsprang. "Mrs. Sibley hat verboten, darüber zu reden. Sie... Also gut!" Sie seufzte auf. "Nachdem du ohnehin schon davon gehört hast, Diana." Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. "Es soll sich um eine entfernte Verwandte aus Schottland gehandelt haben, die von ihrer Familie wegen irgend eines Vergehens verstoßen wurde. Es heißt, sie litt an einer schweren Krankheit. Nur aus diesem Grund sei sie von Sir Richard
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