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Flucht nach Avalon

Flucht nach Avalon

Titel: Flucht nach Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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versperrt, oder würde ich…
    »Wie fühlst du dich, John?« Nadine fragte es mit weicher Stimme. Sie war nahe an mich herangetreten und hatte mir ihre Hände auf die Schultern gelegt.
    »Ich fühle mich gar nicht, wenn ich ehrlich sein soll.« Dabei verdrehte ich die Augen und schaute gegen den Himmel, der leicht blau und glasklar über mir lag.
    »Das ist meine neue Heimat. Ich habe mich noch nie so gut gefühlt. Es ist ein kleines Paradies.«
    Mein Lächeln fiel gequält aus. »Ich weiß nicht viel über Avalon, kann mir aber gut vorstellen, daß auch ein Paradies seine Fehler hat.« Dabei schaute ich auf den Gral und natürlich direkt gegen die Kugel, die sich nicht verändert hatte, wobei sie im Innern jedoch viel intensiver leuchtete. Der Kelch selbst strahlte ebenfalls. Es waren seine an den Außenrändern angebrachten Zeichen, die wohl eine Botschaft in dieses Land hineinschickten. »Es ist nicht perfekt. Es ist ein Land der Legenden, der Mythen. Hierher zog man sich zurück, wenn man von der Welt und dessen Menschen die Nase voll hatte.«
    »Aber nicht nur gute Menschen.«
    »Das stimmt.«
    »Ich will nicht wissen, wer sich hier aufhält. Es würde mich wohl zu sehr durcheinanderbringen, aber sag mir bitte noch einmal, weshalb du mich hergeführt hast.«
    »Ich will, daß du den Ritter stellst, der die Öffnung zwischen den Welten genutzt hat.«
    »Hier – oder…?«
    Sie ließ mich nicht ausreden. »Das weiß ich nicht, John. Es kann sein, daß du ihm in seine Welt folgen mußt.«
    »Ins Weiße Haus?«
    Nadine nickte.
    John, sagte ich mir, du bist ein gutmütiger Trottel, kein Idiot, aber auch nicht weit davon entfernt. Du läßt dich manipulieren, du läßt mit dir einiges machen und…
    »Wir gehen.«
    »Wohin?«
    »Zu einem meiner Lieblingsplätze.«
    Nadine kannte sich hier aus, so mußte ich ihr folgen. Der Geruch von frischen Blüten durchwehte die Luft. Ich sah die Insekten, wie sie sich tummelten, aber ich erkannte auch die ewigen Dunstschleier, die über dem Land lagen, so daß ich mich an den zweiten Namen erinnerte, der Avalon gegeben worden war.
    Nebelinsel…
    Es schien genau zu passen. Es war die Insel im Nebel, das Eiland der verschwommenen Konturen, angefüllt mit den Geistern der Weisen und der Toten.
    Das Gras war hoch. Blumen leuchteten. Die linde Luft empfand ich als zu warm. Möglicherweise lag es auch an meiner winterlichen Kleidung, denn in Glastonbury war es kalt gewesen.
    Ich dachte wieder einmal darüber nach, wo ich mich befand und konnte es nicht fassen, einfach unmöglich. Wenn ich an die Menschen von Glastonbury dachte und an deren Schicksal, das eng mit den alten Mythen und Legenden verwoben war, dann war ich ihnen zahlreiche Schritte voraus.
    Nadine Berger führte mich auf einen kleinen See zu, einen ihrer Lieblingsplätze, wie sie mir sagte.
    »Was sollen wir dort?«
    Sie lächelte. »Einfach hinsetzen, uns ausruhen, die Gedanken schweifen lassen und uns damit abfinden, daß wir uns nicht mehr auf der normalen Welt befinden, sondern in einem geheimnisvollen Reich, über das immens viel geschrieben wurde und doch niemand die Wahrheit richtig erfaßt hat. Auch Parzival suchte Avalon und damit den Gral…«
    »Wie stand es mit Merlin?«
    »Er lebt hier.«
    Ja, das wußte ich. Ich hatte es selbst erlebt, als wir um Nadines Rückkehr kämpften. Wir erreichten den See.
    Das Ufer war weich, es war wunderbar, und das Wasser lag vor uns wie ein geheimnisvoller Spiegel. Schon einmal war aus einem See jemand erschienen. Würde sich dies wiederholen? Oft sind Seen oder Teiche in diesen geheimnisvollen Welten verborgene Zugänge in andere Zeiten, so daß ich mich darauf einrichtete, alles zu erleben.
    Ich schaute gegen die Oberfläche. Sie kräuselte sich kaum. Nur in der Mitte bewegten sich einige Wellen, die es nicht einmal schafften, bis zum Ufer zu gelangen, denn hier lag das Wasser glatt und klar, auch wenn es von der schwachen Nebelschicht überweht würde.
    Wir sahen uns selbst in der Oberfläche. Ein schwacher Spiegel gab das Bild zurück.
    Ich hielt den Gral fest und strich mit meinen Handflächen über das kostbare Metall. Sehr deutlich spürte ich die Zeichen an den Seiten. Sie standen jetzt weiter vor als sonst, was mich wunderte und mich gleichzeitig neugierig machte.
    Natürlich hatte ich mich oft genug mit den Zeichen befaßt, um herauszufinden, was sie zu bedeuten hatte. Ich war zu keinem Ergebnis gekommen und konnte nur raten.
    Für mich wäre sie eine alte Schrift,

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