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Flucht nach Colorado

Flucht nach Colorado

Titel: Flucht nach Colorado Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Miles
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bleiben wollen, ein paar Stunden. Weniger, wenn wir unter freiem Himmel gehen."
    „Ihr knallroter Rucksack ist so auffällig wie eine Leuchtrakete", sagte er bitter. „Aber dieses Risiko muss ich eingehen. Wir nehmen den kürzesten Weg."
    Er verstaute die Karten wieder, sprang auf die Füße und schulterte seinen Rucksack. Als der Gurt seinen verletzten Arm streifte, zuckte er kurz zusammen. Emily fand seine Fähigkeit, Schmerzen ohne Jammern zu ertragen, beeindruckend, aber sie wehrte sich dagegen, Jordan Shane auch nur eine einzige positive Eigenschaft zuzusprechen. Sie wollte ihn nicht mögen.
    Und auf gar keinen Fall wollte sie ihm helfen.
    Sie traten aus dem Espenwald auf eine große Büffelgraswiese. Man konnte sie aus einer halben Meile Entfernung erkennen. Falls in dieser Gegend Suchtrupps unterwegs waren, würden sie unweigerlich entdeckt werden.
    Offensichtlich war Jordan zu derselben Erkenntnis gelangt, denn er blieb stehen und streckte einen Arm in die Luft. „Nicht bewegen."
    Emily blickte nach unten. Drei Schritte vor ihr glitt eine Schlange von einem sonnenwarmen Stein auf den Pfad. Eine Schlange! Adrenalin schoss durch ihre Venen. Gott, sie hatte Angst vor Schlangen! O Gott!

3. KAPITEL
    Sekunden nachdem Jordan die Schlange entdeckt hatte - die nur einen knappen Meter lang und vermutlich harmlos und ungiftig war-, passierten drei Dinge gleichzeitig. Das Reptil verschwand im hohen Gras. Zugleich stieß Emily einen Schrei aus, der lauter war als ein Fliegeralarm, und sprang der Schwerkraft trotzend fast einen Meter in die Höhe.
    Dann rannte sie über die Wiese. Durch das Seil mit ihr verbunden, hatte Jordan keine andere Wahl, als ihr im Eiltempo zu folgen. Seine Füße berührten kaum den Boden. Sein Herz raste. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, einen neuen Rekord im Vierhundert-Meter-Lauf durch unwegsames Gelände aufzustellen.
    Ganz im Gegenteil. Er hatte seine schmerzenden Muskeln schonen wollen, bis er sich in der Hütte auf ein Bett werfen und endlich schlafen konnte. Verdammt noch mal, immerhin war er heute erst angeschossen worden. Zwei Mal. Doch er konnte nicht stoppen. Emily raste mit solch unglaublicher Schnelligkeit voraus, dass er sicher von den Füßen gerissen und auf dem Bauch hinter ihr her geschleift worden wäre, hätte er es versucht.
    So viel also zu seiner Vorstellung, still und leise über das offene Gelände zu schleichen.
    Wenn in der näheren Umgebung ein Suchtrupp war, dann hatte Emilys ohrenbetäubendes Brüllen ihn mit Sicherheit alarmiert. Jordan versuchte beim Rennen in alle Richtungen zu schauen. Waren sie ihm schon dicht auf den Fersen? Kamen sie näher? Die Meldungen im Polizeifunk hatten den Raum um Cascadia betroffen. Würde die nächste Kugel sein Herz treffen?
    Auf der anderen Seite der Wiese blieb Emily endlich stehen. Sie blickte gehetzt um sich, ihr Kopf flog hektisch hin und her. Die Arme um ihre Brust geschlungen, hatte sie die Hände zu kleinen, harten Fäusten geballt.
    Unnötigerweise erklärte sie: „ Ich habe schreckliche Angst vor Schlangen."
    „Brrruff", kommentierte Pookie.
    „Das hätte ich jetzt nicht gedacht." Jordan beugte sich nach vorne und rang um Atem.
    Zwar hob und senkte sich seine Brust heftig, aber wenigstens hatte der Sprint seine Muskeln gelockert. Jetzt prickelten sie mehr, als dass sie schmerzten.
    „Ich kann es einfach nicht glauben." Sie sprach atemlos in Halbsätzen. „Vor ein paar Stunden. Habe ich noch unterrichtet. Pfadfinderinnen. Es ging um Schlangen. Hatten Sie ...
    Angst?"
    „Nein." In Florida gab es jede Menge Schlangen. Sie hatten Jordan nie sonderlich gestört.
    „Ich glaube nicht, dass diese giftig war."
    „Mir egal. Ich habe einfach Angst vor ihnen."
    Er blickte über die Wiese, die hinter ihnen lag. Er suchte nach dem Aufblitzen eines Gewehrlaufs. Er wartete auf die Rufe von Polizisten, die kläffenden Bluthunde, das Schwirren eines Hubschraubers.
    Doch nur das sanfte Flüstern des Bergwindes durchbrach die paradiesische Stille. Er konnte keine Bewegung erkennen, keinen Hinweis auf Suchtrupps. Sollten die Polizisten hierher gelangen, würden sie ihren Fluchtweg sofort entdecken. Das wilde Rennen über trockenes Gras hatte einen Trampelpfad hinterlassen, der wie ein Pfeil in ihre Richtung wies.
    Ihm war vollkommen klar, wie gefährlich es war, in der Hütte Unterschlupf zu suchen.
    Aber er sehnte sich nach Wärme, Schlaf und Erholung. Die Flucht mochte noch Tage andauern, sogar Wochen, und er durfte auf

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