Flucht nach Colorado
Feuer", sagte sie.
Ihre Notfallausrüstung beinhaltete eine kleine batteriebetriebene Kochplatte. Während das Abendessen warm wurde, schrubbte sie das Waschbecken und wischte den Tisch ab. Sie brachte sogar eine leichte Decke zum Vorschein. „Wickeln Sie sich darin ein."
Obwohl es seinen männlichen Stolz ankratzte, eingekuschelt bei der Tür zu sitzen, war ihm zu kalt, um Einwände zu erheben. Er schluckte drei von den Schmerztabletten, die sie ihm gegeben hatte. Während er darauf wartete, dass sie zu wirken begannen, fuhr er fort, Emily zu beobachten.
Mit einem ungewöhnlichen Mangel an weiblicher Eitelkeit rollte sie die Ärmel hoch und wusch sich die Arme. Sie schloss die Augen, spritzte sich Wasser ins Gesicht, trat schließlich vom Waschbecken zurück und öffnete ihren Pferdeschwanz. Ihr lockiges Haar fiel in einer goldene Wolke über ihre Schultern herab. Es sah weich aus.
Jordan rieb Daumen und Zeigefinger aneinander, als er vorstellte, wie seidig es sich anfühlte. Am liebsten hätte er ihr die Bürste aus der Hand genommen und wäre damit durch die herrliche dichte Mähne gefahren.
Ohne in einen Spiegel zu schauen, band sie es wieder zu einem Zopf zusammen. Er hatte noch nie eine Frau wie sie kennen gelernt - so offen, direkt und natürlich. Sie würde sich niemals auf irgendwelche Spielchen einlassen, und diese Eigenschaft fand Jordan äußerst anziehend. Vielleicht war es kein Zufall, dass er nach Cascadia geflüchtet war. Vielleicht hatte ihn das Schicksal zu Emily geführt.
Sie tischte das Essen in kleinen Plastikschüsseln auf und stellte zwei Flaschen Wasser daneben. „Kommen Sie essen."
Er wollte seinen Platz vor der Tür eigentlich nicht räumen. Nach kurzem Überlegen sagte er: „Ziehen Sie Ihre Schuhe aus."
„Wie bitte?"
„Barfuß können Sie nicht weglaufen."
Sie verdrehte die Augen. „Gut, ich ziehe sie aus, wenn Sie jetzt an den Tisch kommen. Das ist zwar kein Gourmetessen, aber auf jeden Fall schmeckt es warm besser als kalt."
Er schob seinen Stuhl über den rauen Holzboden. Nachdem er im Gefängnis sechs Wochen lang allein gegessen hatte, war er nicht sicher, ob er überhaupt noch wusste, wie man ein zivilisiertes Gespräch führte. „Nun", sagte er. „Wir haben es geschafft."
„Sie haben es geschafft. Das ist Ihre Flucht", erinnerte sie ihn. „Ich bin nur die Geisel, die Sie mitschleppen."
Er würde sie niemals als Schutzschild benutzen, niemals etwas tun, das sie in Gefahr bringen würde. Aber diese Tatsache musste er für sich behalten. Wenn sie nichts zu fürchten hatte, würde sie davonlaufen. Er probierte einen Löffel von etwas mit braunen, orangefarbenen und grünlichen Brocken, das entfernt an Eintopf erinnerte. „Gar nicht schlecht."
„Sie müssen auf jeden Fall das ganze Wasser trinken. Es ist wichtig, dass Sie genug Flüssigkeit zu sich nehmen." Sie runzelte die Stirn. „Vermutlich sollte ich Ihnen keine Überlebenstipps geben."
„Vermutlich nicht", sagte er boshaft. „Denn wenn Sie nett zu mir sind, werden Sie mich am Ende vielleicht nicht mehr los."
„Wie Fußpilz."
Ungerührt erwiderte er: „Wer weiß, Sie könnten sogar beginnen, mich zu mögen."
„In der Regel vermeide ich es, mich zu sehr mit entlaufenen Häftlingen anzufreunden", gab sie zurück. Trotz ihrer Feindseligkeit gegenüber Jordan spürte sie, wie sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht ausbreiten wollte. „ Die Zukunftsaussichten einer Geisel-Geiselnehmer-Beziehung sind mir zu schlecht."
„In meinem Fall trifft das nicht zu", versicherte er und aß einen weiteren Löffel von dem gefriergetrockneten Eintopf. „Ich bin unschuldig, und ich werde es beweisen."
Er äußerte das so überzeugend, dass sie überlegte, ob er nicht vielleicht doch die Wahrheit sagte. Auch vorhin, als er über seine verstorbene Frau und die fehlende Leidenschaft in ihrer Ehe und die geplante Scheidung gesprochen hatte, war er ihr sehr glaubwürdig erschienen.
„Sie sagten, dass Sie den wahren Mörder in Aspen ausfindig machen wollen."
„Das ist richtig."
„Aber was wollen Sie dort Neues herausfinden?" Sie hatte die Beweislage durch die Zeitungsartikel verfolgt. „Sheriff Litvak persönlich hat die Ermittlungen geführt."
„Verstehen Sie mich nicht falsch", erwiderte Jordan. „Ich glaube nicht, dass Litvak mir was anhängen wollte. Aber nachdem er einmal beschlossen hatte, dass ich schuldig bin, hörte er auf, noch weiter zu recherchieren. Er muss irgendetwas übersehen haben."
„Was zum
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