Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht nach Colorado

Flucht nach Colorado

Titel: Flucht nach Colorado Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Miles
Vom Netzwerk:
Beispiel?" Sie zählte die Fakten an den Fingern ab. „Er hat die Mordwaffe, eine Pistole, die auf den Namen Ihrer Frau registriert war und auf der ausschließlich Ihre Fingerabdrücke gefunden wurden. Es gab keinen Hinweis darauf, dass jemand gewaltsam in das Haus eingedrungen war. Und eine Zeugin, nämlich die Haushälterin, sah Sie über das Opfer gebeugt dastehen."
    „Knien", korrigierte er. „Ich habe Lynettes Leiche gefunden und sofort den Notruf gewählt. Ich kniete neben ihr und versuchte herauszufinden, wie ich sie wiederbeleben und die Blutung zum Stillstand bringen könnte."
    „Sie wissen nicht, wie man jemanden wiederbelebt?"
    „Ich bin nicht in Erster Hilfe ausgebildet wie Sie. Ich konnte nichts tun, um ihr Leben zu retten."
    Ihre Blicke trafen sich, und sie sah die tiefe Traurigkeit in seinen dunklen Augen. Emily hatte schon fast vergessen, dass Lynette Afton-Shane einmal eine lebendige Frau gewesen war. Nicht nur das Opfer einer Gewalttat. Sie war Jordans Frau gewesen.
    „Aus dem Polizeibericht habe ich erfahren", sagte Jordan, „dass ich ihr sowieso nicht mehr hätte helfen können. Lynette war ins Herz getroffen worden. Sie muss sofort tot gewesen sein."
    „Sauber gezielt", sagte sie. „Das könnte doch ein Hinweis sein. Können Sie gut mit Waffen umgehen?"
    „Pulververbrennungen haben gezeigt, dass sie aus nächster Nähe erschossen wurde. Dazu muss man nicht sonderlich geschickt sein."
    Emily hatte gelesen, dass Jordan behauptet hatte, geschlafen zu haben, als seine Frau ermordet wurde. „Warum haben Sie den Schuss nicht gehört?"
    „Weil ein Schalldämpfer benutzt wurde. Außerdem ist Lynettes Haus riesig. Ich habe es Hotel Afton-Shane genannt, weil die sechzehn Zimmer fast immer von Freunden und Familienmitgliedern bewohnt wurden."
    „Aber in der Mordnacht war sonst niemand da."
    „Nur ich."
    „Wieso?" fragte sie.
    „Ich wollte ungestört mit ihr über unsere Scheidung sprechen. Wenn viele Menschen um mich sind, werde ich nervös wie einen Floh auf einem Hund." Je mehr er sich entspannte, desto ausgeprägter wurde sein SüdstaatenAkzent. „Ich bin meist ganz zufrieden, wenn ich mich mit meinen Computern und meiner Software beschäftigen kann."
    „Geht mir genauso", sagte sie. „Nicht in Bezug auf Computer, versteht sich. Aber ich war schon immer ganz gut darin, mich mit mir selbst zu beschäftigen."
    „Jedenfalls ist das der Grund, warum Lynette und ich alleine in dem Haus waren."
    Emily konnte verstehen, dass der Sheriff in ihm den Hauptverdächtigen sah. Seine Bitte um ein Wochenende zu zweit legte nahe, dass er ein Verbrechen geplant hatte.
    Andererseits war er kein Narr. Warum sollte er seine Frau töten, wenn keine anderen Verdächtigen im Haus waren? „Keine Anzeichen für einen Einbruch", überlegte sie laut.
    „Aber bestimmt hatten doch auch noch andere Leute einen Schlüssel."
    „Unglücklicherweise nicht. Lynette hatte eine Menge kostbare Kunstwerke, deswegen war ihr Haus komplett abgesichert. Es gab keine weiteren Schlüssel."
    „Vielleicht ist jemand vorbeigekommen", schlug Emily vor. „Ihre Frau machte die Tür auf und ließ ihn herein."
    „Das habe ich dem Sheriff auch gesagt", erklärte Jordan. „Ein später Gast oder so. Lynette war für jemanden, der vorhatte, alleine zu schlafen, in ein ziemlich aufreizendes Nachthemd gekleidet. Aber die Türklingel läutet im Apartment von Rita Ramirez, der Haushälterin, im Untergeschoss hinter der Küche. Und Rita hat nichts gehört."
    „Vielleicht hat Ihre Frau aufgemacht, bevor es klingelte."
    „Woher sollte sie wissen, dass jemand gekommen war? Es wurden keine Telefonanrufe getätigt. Außerdem hätte dieser späte Besucher nicht einfach verschwinden können, nachdem Lynette tot war. Sie hatte ein Sicherheitssystem, bei dem man eine Nummer in einen Computer eingeben muss, wenn man Türen oder Fenster öffnen oder schließen wollte, ohne den Alarm auszulösen."
    Seine Traurigkeit hatte grimmiger Entschlossenheit Platz gemacht. Die Lippen entschlossen zusammengepresst, schienen seine Augen sogar noch dunkler zu werden, doch in ihnen loderte ein sorgfältig kontrolliertes Feuer. Sie bewunderte seine starke Persönlichkeit und die leidenschaftliche Willenskraft, die ihm geholfen hatte, Schmerz und Erschöpfung zu überwinden. Wenn überhaupt jemand in der Lage war, den Mörder ausfindig zu machen, dann Jordan. Es sei denn ... er war selbst schuldig.
    Sie wehrte sich entschieden gegen die Anziehungskraft, die von

Weitere Kostenlose Bücher