Flucht nach Colorado
sagen?"
Spence verschränkte die Arme über der Brust. „ Leute, denen es wirklich gut geht, brechen nicht einfach so zusammen."
„Ich habe es dir doch gesagt. Ich habe heute noch nicht viel gegessen. Und vielleicht auch nicht ausreichend getrunken. Ich fühle mich ein wenig schwach. Als du das Licht angeschaltet hast, habe ich mich einfach furchtbar erschrocken."
„Trotzdem würde ich gerne ein paar Blutproben nehmen und sie ins Labor schicken", sagte Spence.
„Ärzte!" Sie verdrehte die Augen. „Ihr seid erst zufrieden, wenn ihr einen mit der Nadel pieksen könnt. Das Einzige, was ich wirklich brauche, ist ein Sandwich und die Möglichkeit, mir diesen ganzen Staub abzuwaschen."
„Das kriegen wir hin", antwortete er. „Lasst uns nach oben gehen."
Eigentlich wollte Jordan Cascadia so schnell wie möglich wieder verlassen. Aber er konnte schlecht einfach den Computer einpacken und wegrennen. Zunächst musste er sich vergewissern, dass Emily in Sicherheit war. Und dafür brauchte er Spence' Hilfe.
Während sie im Badezimmer war und duschte, saß Jordan mit Spence am Küchentisch. Die Einrichtung gefiel ihm, kein Schnickschnack, eine richtige Junggesellenbude. Ein paar Teller standen im Waschbecken, Turnschuhe lagen neben der Tür, und auf dem Küchentresen stapelten sich Zeitungen und medizinische Fachblätter.
Spence öffnete den Kühlschrank. „Also, Jordan, was hätten Sie gerne. Ein Sandwich?"
„Oh ja."
„Tomaten? Tunfisch? Oder doch lieber die Wahrheit darüber, was hier los ist?"
„Die Wahrheit", sagte Jordan. „Und Tomaten."
Er musste sich beeilen. Es gab eine Menge zu erklären, bevor Emily aus der Dusche kam.
„Mir ist der Mord an meiner Frau angehängt worden. Auch meine Flucht war von irgendjemandem geplant, aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht."
„Warum denken Sie, dass die Flucht geplant war?"
„Ich befand mich im Flughafen von Aspen und sollte nach Denver überstellt werden, zum Prozess. Ein Polizist hat mich und einen anderen Gefangenen alleine in ein Zimmer in der Nähe der Abflughalle gesperrt. Er hat uns sogar die Handschellen und Fußfesseln abgenommen."
„Und das ist nicht üblich?"
Jordan schüttelte den Kopf.
„Wer war der Polizist?"
„Frank Kreiger."
„Frank ist ein guter Mann. Ich habe schon öfter bei Rettungseinsätzen mit ihm zusammengearbeitet." Ohne großes Theater bereitete Spence das Sandwich zu. „Was ist dann passiert?"
„Der andere Gefangene öffnete ein Fenster und sprang nach draußen. Ich bin ihm gefolgt.
Wir waren kaum ein paar Schritte gekommen, als er sich auf den Boden warf und mir die Kugeln nur so um die Ohren flogen."
„Sie denken also, Kreiger wollte, dass Sie wegrennen, damit er Sie auf der Flucht erschießen konnte." Spence runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht, ob ich das glauben soll."
„Ich war mir auch nicht sicher. Bis ich von der Belohnung erfahren habe."
Er blickte über die Schulter, um sicherzugehen, dass Emily ihn nicht hören konnte, und erklärte dann, was mit Deputy Ed Collins geschehen war. „Und jetzt kommt der wichtige Teil.
Ab hier werde ich alleine, ohne Emily, gehen. Sie redet davon, dass sie selbst Ermittlungen wegen der Belohnung anstellen will."
„Das klingt vernünftig." Spence tat das Sandwich auf einen Teller und stellte ihn auf den Tisch. „Wenn sie herausfindet, wer die Belohnung ausgesetzt hat, könnte das auf die Spur des Mörders führen."
„Ganz genau", sagte Jordan. „Wenn Emily diesem verdammten Bastard gefährlich wird, dann wird er hinter ihr her sein. Sie wäre in großer Gefahr."
Spence blickte düster vor sich hin, während er das Gehörte verdaute. Wenn auch jedes Wort einen Sinn ergab, so war die ganze Geschichte trotzdem schwer zu glauben. Er musste vor allem erst einmal überzeugt sein, dass Jordan wirklich unschuldig war. Und wenn es so war, warum hatte er dann Emily als Geisel genommen? Warum sollte Spence ihm abnehmen, dass die örtliche Polizei so korrupt war, eine Flucht zu inszenieren?
„Ich werde nicht da sein, um sie zu beschützen", fuhr Jordan fort. „Das müssen Sie übernehmen, Spence. Sorgen Sie dafür, dass sie ihre Nase nicht in Dinge steckt, die sie nichts angehen. Kümmern Sie sich um ihre Sicherheit."
Spence nickte kurz. „Sie können auf mich zählen."
Jordan erhob sich und streckte ihm eine Hand hin. „Sie sind in Ordnung, Doc."
Sie schüttelten sich die Hände und besiegelten ihre Abmachung. Jordan wusste, dass er sich auf Spence
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