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Flucht nach Colorado

Flucht nach Colorado

Titel: Flucht nach Colorado Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Miles
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verlassen konnte.
    „Das Problem wird allerdings sein", gab Spence zu bedenken, „Emily zu kontrollieren. Da ich sie nicht gut in einem Schrank einsperren kann, weiß ich nicht, wie ich sie im Auge behalten soll."
    Das war wirklich nicht einfach, das musste er zugeben. Emily lebte vielleicht wie eine Einsiedlerin, aber sie war kein zartes Pflänzchen. Um der Gerechtigkeit zu dienen, würde sie sich einiges einfallen lassen.
    „Es gibt ein paar Leute, auf die Sie achten sollten", sagte Jordan. „Auch wenn Frank Kreiger ein netter Kerl zu sein scheint, nehmen Sie sich vor ihm in Acht. Und Ed Collins hat zugegeben, dass er hinter der Belohnung her war. Wenn einer der beiden vorbeikommt, dann bedeutet das nichts Gutes."
    „Wie steht es mit der Landespolizei?" fragte Spence. „Es muss doch irgendeine Behörde geben, der wir trauen können."
    „ Neunundneunzig Prozent der Polizisten sind in Ordnung. Aber wir wissen nicht, wer genau. Wenn Sie mit der falschen Person sprechen, ist Emily in Gefahr."
    „Es ist auf jeden Fall sicherer, gar nichts zu sagen", stimmte Spence zu. „Wer, glauben Sie, hat den Mord begangen?"
    Jordan ging in Gedanken die Liste der Verdächtigen durch. Da waren drei Cousins, die etwas erbten, dann Lynettes Bruder, Brian Afton und den Skilehrer, der im Gästehaus lebte, Sean Madigan. Doch ohne weitere Nachforschungen angestellt zu haben, wollte Jordan keinen von ihnen besonders verdächtigen. Außerdem gab es noch jede Menge andere Möglichkeiten. Frühere Liebhaber, Geschäftsfreunde, Anwälte. „Wenn irgendjemand aus Aspen in Cascadia auftaucht und nach Emily fragt, dann betrachten Sie ihn als verdächtig."
    „Sie wissen ja gar nicht, wie Recht Sie haben", sagte Spence ohne Verbitterung. „Die Schönen und Reichen kommen nicht in unsere kleine Gemeinde, es sei denn, sie suchen nach einem Chauffeur oder einem Hausmädchen."
    „Sobald ich etwas mehr weiß, werde ich Sie darüber informieren."
    „Wie?"
    Gute Frage. Jordan war auf der Flucht, musste sich in den Bergen verstecken. Er hatte keine feste Adresse. Zwar konnte er sich ein Handy besorgen, aber damit wäre er zu einfach aufzuspüren. Und es war viel zu riskant, jeden Tag nach Cascadia zu kommen. Wie also konnten sie miteinander kommunizieren?
    Plötzlich sah er die Antwort so klar vor sich wie auf einem hochauflösenden Bildschirm.
    „Besitzen Sie einen Computer, Spence?"
    Emily trat aus der Dusche, wischte einen kleinen Kreis in den beschlagenen Badezimmerspiegel und starrte ihr Gesicht an, auf der Suche nach Zeichen von Wahnsinn.
    Ihre Augen kamen ihr ganz normal vor. Die feinen Linien in den Winkeln, schienen zwar etwas ausgeprägter zu sein, auch hatten sich die beiden Falten zwischen den Augenbrauen vertieft, aber sie entdeckte keinen irren Blick. Mit ihrer Nase war auch alles in Ordnung, von einem leichten Sonnenbrand und ein paar Sommersprossen abgesehen. Und ihre Lippen bildeten eine ruhige, ernsthafte Linie.
    Sie bewegte ihre Lippen. „Ich bin nicht verrückt."
    Vorhin, im Raum des Rettungsdienstes, als Spence das Licht eingeschaltet und sie erschreckt hatte, hatte sie wie immer reagiert, wenn unerwarteter Stress auf sie zukam. Sie war erstarrt. Das allein war allerdings keine verrückte Reaktion. In einer Gefahrensituation sorgte der menschliche Instinkt dafür, entweder zu fliehen oder zu kämpfen. Zu erstarren konnte man auch als eine Art Flucht betrachten, einen Rückzug in sich selbst.
    In den vergangenen Tagen hatte sie schon zwei Mal auf diese Art reagiert. Zum ersten Mal, als sie die Schlange gesehen hatte. Und dann, als Collins auf sie geschossen hatte. Dieses Muster war nicht untypisch für sie. Als sie in der Notaufnahme gearbeitet hatte, War sie öfter erstarrt. Vor allem, wenn sie mit den Folgen von Gewalt konfrontiert wurde.
    Nur zu gut konnte sie sich an das Blut, an die Schusswunden, die abgerissenen Gliedmaßen bei einem Autounfall und an Verbrennungen erinnern. Wenn die Verletzten hineingerollt wurden, hörte sie, was die Sanitäter riefen, sah das Opfer und erstarrte zu Eis, während um sie herum das Chaos regierte. Zum Glück dauerte diese Lähmung nie länger als eine Minute, und dann konnte sie sich an die Arbeit machen - erschüttert, aber in der Lage, ihren Job zu erledigen.
    Kurz bevor sie gekündigt hatte, um in die Berge zu ziehen, waren die Panikattacken regelmäßiger geworden, was sie allerdings dem Stress zugeschrieben hatte. Bis zum heutigen Tag waren diese Anfälle nichts anderes gewesen

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