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Flucht nach Colorado

Flucht nach Colorado

Titel: Flucht nach Colorado Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Miles
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Reichen aus Aspen. Und nicht zu ihr. „Ich habe noch nie jemandem von meinem Vater erzählt, und irgendwie verstehe ich nicht, warum ich ausgerechnet zu dir Vertrauen gefasst habe. Ich hatte das Gefühl, dass du eine Art Schlüssel zu meinem Gedächtnis bist."
    „Ich?"
    „Offenbar habe ich mich geirrt. Du bis ungefähr so sensibel wie ein Schaufelbagger."
    Er streckte die Hand aus. „Gib mir die Kerze. Wir werden reden."
    „Vergiss es. Ich möchte dich nicht in Schwierigkeiten bringen."
    „Ich habe jetzt keine Zeit für deinen Sarkasmus", sagte er. „Wir müssen einen Platz im Haus finden, wo wir die Kerze anzünden können, ohne dass das Licht draußen zu sehen ist."
    In den oberen Zimmern gab es Fensterläden und Vorhänge. Sie führte ihn in das Gästezimmer, in dem sie früher einmal übernachtet hatte.
    Jordan schloss die Läden. Dann zündete er die Kerze an und stellte sie auf einen Unterteller, den er aus der Küche mitgebracht hatte.
    Emily warf einen Blick auf das altmodische Messingbett. Sie konnte sich vorstellen, was geschehen würde, wenn sie sich nebeneinander dorthin legten. Obwohl er so wütend war, fand sie ihn nach wie vor überwältigend. Aber wenn sie jetzt ihrer Lust nachgab, würde sie es später sicherlich bereuen.
    „Lass uns uns auf den Teppich setzen", schlug sie vor.
    „Schön."
    Als Pookie um die Kerze herumschnüffelte, die auf dem Boden neben ihnen stand, warf Jordan ihn aus dem Zimmer. „Tut mir Leid, Pook. Du wirst wohl draußen warten müssen."
    „Wäffz, kläffz", antwortete der Hund und klang ziemlich sauer.
    Emily hatte sich auf die Knie niedergelassen, und Jordan streckte sich ihr gegenüber aus und stützte den Kopf auf seinem rechten Ellbogen ab.
    „Ist es so besser?" fragte er.
    „Ja." Das Kerzenlicht tanzte auf der mit Holz verkleideten Wand, der Raum sah warm und behaglich aus, es kam ihr so vor, als ob sie vom Rest der Welt abgeschnitten wären. Aber trotzdem war sie nicht mehr in der Stimmung, ihre Seele bloßzulegen.
    „Erinnert mich an eine Seance", sagte er. „Warst du mal bei einer dabei?"
    Sie erschauerte. „Ich lasse die Toten lieber in Frieden ruhen."
    Ein langes Schweigen entstand. Sie lauschte dem Pochen ihres Herzens, konzentrierte sich darauf, tief und ruhig zu atmen. Sie versuchte, eine offene Atmosphäre herzustellen, die es ihr ermöglichen würde, über ihre erschreckenden Visionen zu sprechen.
    „Ich weiß, wo wir anfangen", begann Jordan schließlich. „Und zwar da, wo du im Büro des Rettungsdienstes umgekippt bist."
    „Du redest wohl nicht gerne um den heißen Brei herum."
    „Ich habe diese Panikattacken schon ein paar Mal bei dir beobachtet", erklärte er. „Aber diesmal war es anders. Völlig anders. Warum?"
    Wenn sie die Antwort darauf wüsste, müsste sie mit niemandem darüber reden. Dann könnte sie einfach ihr abgeschlossenes Leben weiterführen, glücklich, allein und sicher.
    „Jordan, glaubst du, dass ich verrückt bin?"
    Er lächelte, seine dunklen Augen blickten sie ermutigend an. „Du bist die zurechnungsfähigste Frau, die ich je kennen gelernt habe."
    „Ich hatte ... merkwürdige Wahrnehmungen." Da sie nicht daran gewöhnt war, ihre persönlichen Angelegenheiten mit einem anderen Menschen zu teilen, begann sie zu stottern.
    „Es war eine Vision, verstehst du? Es brannte, und ich sah Explosionen. O verdammt, ich kann es nicht erklären. Es war verrückt. Es war einfach völlig unmöglich."
    „Wie ein schlechter Traum." Er berührte ihre Hand. „Em, Liebling, ich bin schuld an diesem Albtraum. Ich hatte kein Recht, dich in diese Hölle mit hineinzuziehen."
    „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du hast mich auf etwas gebracht."
    „Hast du diese Panikattacken auch schon früher gehabt?"
    „O ja. Als ich in der Notaufnahme gearbeitet habe, bin ich oft einfach erstarrt. Ich dachte, dass das am Stress liegt, dass es eine Art Burnout-Syndrom wäre. Die anderen Schwestern und die Ärzte sagten immer, dass ich alles viel zu sehr an mich heranlassen würde."
    „Das scheint mir ein positiver Wesenszug für eine Krankenschwester zu sein", sagte er.
    „Aber es ist nicht wirklich wahr. Ich bin viel zu sehr in meine eigene Geschichte verstrickt, in die Erinnerung an meinen Vater, an den ich mich bewusst überhaupt nicht erinnern kann."
    Undeutlich nahm sie das Kerzenlicht wahr und dachte wieder an den brennenden Mann, der aus dem Wald stolperte. Sie starrte in die Dunkelheit, mit weit geöffneten Augen, fürchtete

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