Flucht nach Colorado
erstaunlich gewesen. Obwohl er gewusst hatte, wie einfallsreich und geschickt sie war, wäre er niemals auf die Idee gekommen, dass ihre Talente sich auch aufs Schlafzimmer erstreckten.
Obwohl sie, wie man so schön sagte, den Akt nicht vollzogen hatten, hatte sie ihn vollkommen befriedigt. Zwei Mal.
Er blickte die Treppe hinauf, die zu dem Zimmer führte, in dem sie noch immer lag und schlief. Er durfte sie nicht aufwecken und sich verabschieden, weil sie darauf bestehen würde, ihn zu begleiten. Ebenso wenig konnte er ihr eine Mitteilung hinterlassen, um ihr zu sagen, wie viel sie ihm bedeutete. Das wäre nur ein Beweisstück, das in falsche Hände geraten konnte. Allein bei der Vorstellung, dass der Mörder von ihrer Beziehung erfuhr und Emily etwas antat, wurde ihm flau.
Jordan konnte nur beten, dass sie vernünftig sein und nicht versuchen würde, selbst Ermittlungen anzustellen, die sie unweigerlich in Gefahr brachten. Emily war viel mutiger, als gut für sie war.
Er bückte sich, um Pookie zu streicheln, der zu ihm aufsah und offenbar bereit für etwas Abwechslung war. Leise sagte Jordan: „Pass auf sie auf, Pook. Sorge für ihre Sicherheit."
„Wuffz." Der Hund wedelte mit dem Schwanz.
Dieser gutmütige Golden-Retriever-Welpe überzeugte nicht gerade als Wachhund. Jordan wünschte, er könnte bleiben und Emily beschützen. Aber er musste verschwinden. Fliehen.
Er öffnete die Tür und schlüpfte hinaus in die sternenklare Nacht.
Emily erwachte langsam. Pookie hatte sich neben sie gekuschelt. Ihre Finger fuhren durch sein weiches Fell.
Sie wollte die Augen nicht öffnen, weil sie wusste, dass die andere Seite des Bettes leer war. Jordan war gegangen. Sie hatte seine Abwesenheit gespürt, als ob ein Stück von ihr selber fehle. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Sie wollte nicht hinsehen. Sie hasste es, im Ungewissen zu sein. Er war so vielen Gefahren ausgesetzt. Er konnte sich verletzen.
Getötet werden. Oder gefangen genommen und für immer hinter Gitter gesteckt werden.
Sie fand Trost darin, sich an die letzte Nacht zu erinnern. Wieder und wieder stellte sie sich vor, wie sie sich geliebt hatten, dabei berührte sie vorsichtig ihre Lippen, die von seinen fordernden Küssen noch immer leicht geschwollen waren. Sie zitterte bei der Erinnerung an seine Zärtlichkeiten. Hinter geschlossenen Augenlidern sah sie seinen herrlichen Körper und seine leidenschaftlichen dunklen Augen. Diesen Ort in ihrer Erinnerung würde sie noch oft besuchen.
Zum Glück hatte Jordan dafür gesorgt, dass sie nicht schwanger werden konnte. Obwohl Emily bereit war, ein Kind zu bekommen, wollte sie es nicht mit einem Mann haben, der vielleicht die nächsten Tage nicht überleben würde. Dieses Muster erinnerte sie zu sehr an das in ihrem eigenen Leben.
Pookies Pfote lag auf ihrer Schulter, er hatte sie zur Seite gedrängt und sich in der Mitte des Bettes breit gemacht.
„Das reicht, Pookie."
Sofort rieb das Tier seine kalte, nasse Schnauze an ihrem Kinn.
„Jordan ist weg, was?"
„Wuff."
Zu gerne hätte sie den Hund und sich selbst davon überzeugt, dass alles gut gehen würde.
Doch zugleich war ihr schmerzhaft bewusst, wie viele Hindernisse Jordans Flucht im Weg standen. Man hielt ihn für einen Mörder und jagte ihn. In den Bergen lauerten Unmengen von Gefahren. Auch wenn es tagsüber noch recht mild war, konnte jederzeit der erste Schnee fallen.
Sie musste ihm helfen. Doch sie hatte zugesagt, bei Spence zu bleiben und so wenig wie möglich aufzufallen. Dieses feierliche Versprechen durfte sie nicht einfach brechen. Auch wenn sie persönlich diese Vorsicht übertrieben fand.
Ärger stieg in ihr hoch. Jordan behauptete, dass er sie für eine kluge Frau hielt, dennoch traute er ihr nicht viel zu. Warum musste Spence unbedingt auf sie aufpassen? Sie konnte Jordan doch bei seinen Nachforschungen helfen, ohne in Gefahr zu geraten.
Entschlossen warf sie die Bettdecke von sich und begann die Spuren ihrer gemeinsamen Nacht mit Jordan zu vernichten. Im Keller standen eine Waschmaschine und ein Trockner für die Bettwäsche.
Danach wollte sie zurück zu ihrem Haus laufen, duschen und dann die Polizei informieren.
Das war der schwierigste Teil. Sie musste den Sheriff belügen und so tun, als ob sie gegen ihren Willen als Geisel festgehalten worden wäre.
Zu Hause . Noch war ihr die Hütte so schön erschienen. Emily hatte sich Zeit gelassen, war Umwege gelaufen. Sie hatte sogar extra ein kleines Zeltlager
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