Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
Beeinflussung, ein Willformen der Wahrnehmung anderer, damit sie das sehen, was man möchte. Im Nachhinein betrachtet, ist mir bewusst, dass ich beeinflusst wurde, doch während ich das
Charin-ta
erfuhr, glaubte ich, eigene Entscheidungen zu treffen. Früher einmal wäre ich nicht so einfach zu übertölpeln gewesen.«
Alek nickte, wenngleich er die Erklärung nicht verstand. Ein weiterer magischer Kniff, vermutete er. »Ich denke, wir haben uns alle von ihm vereinnahmen lassen. Ich habe ihm zwar nicht vertraut, dennoch war ich bereit zu tun, was er sagte. Natürlich nur, bis er den Talisman gefordert hat. Danach war ich zu verängstigt, um ihm zuzuhören.«
»Das ist einer der Makel des
Charin-ta
. Es ermöglicht keine unverhohlenen Befehle, nur unterschwellige Andeutungen. Über längere Zeit angewandt hat es allerdings schon Könige in Sklaven verwandelt.«
Sarah war nur wenige Schritte hinter ihnen neben Kraig gegangen. Nun rannte sie ein Stück vorwärts, bis sie auf selbe Höhe mit dem Einsiedler gelangte. »Michael, woher weißt du so viel über all diese Dinge? Über Magie, über Geschichte, über den Talisman. Über dieses
Changring
-Ding?«
»
Charin-ta
«, berichtigte Michael sie. »Wie ich schon sagte, ich war nicht immer ein schlichter Einsiedler. Einst war ich ein … ein Lehrling. Und später ein Lehrmeister. Die Welt ist ein erstaunlicher Ort für einen jungen Mann, und ich wollte unbedingt alles über sie wissen. Leider habe ich zu viel erfahren. Ich fand Dinge heraus, die kein Mensch wissen oder ertragen müssen sollte. Da wurde mir klar, wie vergeblich der Kampf gegen das Böse schon immer war, dieses Ringen gegen die bevorstehende Verdammnis. Nach dieser Erkenntnis gab ich meine Rolle sowohl als Lehrling als auch als Lehrmeister auf, um mich niederzulassen und meine Jahre in Einsamkeit und Frieden zu verleben … bis ich zufällig zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war und in die Angelegenheiten dieses jungen Mannes verstrickt wurde.« Er deutete auf Alek.
»Du hättest ja nichts zu sagen brauchen«, gab Alek etwas zornig zurück. »Und wenn du nicht halb betrunken in der Schänke gesessen hättest, dann hättest du das wohl auch nicht getan. Ich hätte den Talisman wie vereinbart verkauft, und nichts von alledem wäre geschehen.«
»Vermutlich nicht. Und vermutlich würde noch einige Jahre nichts geschehen, zumindest nicht in der schlichten Ortschaft Bartambuckel. Aber letzten Endes würde Salin das Volk der Elben durch die Macht des Talisman in Sklaven verwandeln. Mit ihnen als Armee würde er unser Land verheeren und die Welt Stadt für Stadt, Reich für Reich erobern. Die elbischen Willformer würden Feuer auf die großen Armeen im Osten schleudern und Hagel auf sie herabprasseln lassen. Die gewöhnliche Menschheit hätte keinerlei Aussicht auf erfolgreiche Gegenwehr, umso weniger, da Eglak geteilt ist. Die halbe Welt liegt bereits unter dem Schatten von Salins Meister. Der Rest würde mühelos fallen, wenn der Talisman in die Hände dieses Dämons geriete.«
Alek schüttelte den Kopf. »Das sagst du andauernd. Es mag ja wahr sein, aber ich will nicht mehr darüber reden. Sobald wir nach Bordonstett gelangen, will ich diesen Schlamassel hinter mir lassen.«
Michael nickte. »Bete darum, dass es möglich sein wird. Wenn ich Verbindung mit einigen meiner Freunde in der Stadt aufgenommen habe, überlasse ich euch ihrer Obhut. Vielleicht können sie euch eine größere Hilfe sein als ich. Wisset, dass ihr ihnen genauso vertrauen könnt wie mir.«
Innerlich kicherte Alek. »Großartig«, sagte er.
Was für ein Trost
.
Als sie das Nachtlager aufschlugen, befanden sie sich laut Michael nur noch wenige Stunden Fußmarsch von Bordonstett entfernt. Eine kurze Weile saßen sie beisammen, redeten und aßen von den Wurzeln, Nüssen und Beeren, die Horren ihnen gegeben hatte. Die Nacht brach kühl und besonders dunkel herein, und Alek fand ausnahmsweise eine behagliche Stelle zum Schlafen. Kraig lehnte in der Nähe an einem Baum und übernahm die erste Nachtwache. Michael würde als Nächster an die Reihe kommen, danach Alek. Er vermisste es, die Nächte durchzuschlafen, insbesondere in Anbetracht der dauerhaften Erschöpfung, die sich in seine Knochen eingenistet hatte.
In den vergangenen Nächten war Sarah immer näher zu ihm gerückt, während sie schliefen. Als sie sich in dieser Nacht in ihre Decken wickelte, berührte ihre Schulter die seine. Er schaute zu ihr hinüber, und sie
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