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Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lawrence
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Gehweg direkt hinter dem Old Corner Saloon ausgestreckt hatte. Er gab ein schrilles Jaulen von sich, sprang dann auf und begann zu bellen. Das arme Geschöpf hatte sich nur um seine Angelegenheiten gekümmert und vor einem geschlossenen Fleischmarkt an einem Knochen gekaut, als ich ihm auf den Schwanz getreten war.
    Das Kläffen des Hundes gab mir meinen Verstand zurück.
    Ich verlangsamte meinen Gang zu normaler Schrittgeschwindigkeit, aber als ich eine weitere steile Seitenstraße überquerte, wurde mir klar, dass ich vermutlich den Schutz der Stadt hinter mir lassen würde, wenn ich weiterging. Ich blieb stehen und lehnte mich neben einem Fass gegen eine rohe Bretterwand. Plötzlich fühlte ichmich erschöpft & verwirrt. Ich zitterte auch, denn es hatte zu schneien begonnen. Ich hatte keinen Umhang oder Mantel über meinem dünnen Baumwollkleid.
    Vor ein paar Stunden war ich noch im Besitz eines Briefes gewesen, der aus mir wahrscheinlich einen Millionär gemacht hätte. Und jetzt stand ich mitten in einer fremden und sündigen Stadt, und drei mordlüsterne Desperados waren mir auf den Fersen. Und als wäre das noch nicht genug, trug ich auch noch kleine weiße Stiefeletten, eine Haube, ein rosafarbenes Kleid und Rüschenunterwäsche.
    »Bitte, lieber Gott, hilf mir«, betete ich.
    Dann hob ich meine Augen, und mir zeigten sich zwei Auswege.
    Auf der anderen Straßenseite sah ich ein Schild, das von einer Fackel beleuchtet war und mir so gelegen kam wie ein Wasserloch in der Wüste. ISAIAH COFFINS AMBROTYPIE- UND FOTOGRAFIE-STUDIO STAND DARAUF.
    Zu diesem sicheren Hafen steckte der Schlüssel in meinem Medizinbeutel. Ich dachte an das warme Büffelfell und das weiche Sofa. Wie sehr ich mich danach sehnte, mich sicher in das eine einzuwickeln & mich auf das andere zu legen.
    Auf einem anderen Schild, nur zwei Türen weiter, stand jedoch: COLOMBO RESTAURANT – Inhaber: Titus Jepson; separater Raum für Damen & Kinder.
    So hieß das Restaurant, in dem Belle Donne manchmal ihre Mahlzeiten einnahm.
    Ich konnte entweder meinen Schlüssel benutzen, um im Fotostudio Unterschlupf zu finden und dort bis zum Morgenauszuruhen, oder ich konnte meine Suche nach Belle Donne und dem Brief fortsetzen.
    Ich entschloss mich, mutig zu sein und mit der Jagd nach dem Brief weiterzumachen. Zuerst aber musste ich in Isaiah Coffins Ambrotypie- & Fotografie-Studio eine wichtige Sache erledigen.
    Die Mädchensachen ausziehen.

KONTOBUCHBLATT 23

    Öllampen auf den Tischen & an den Wänden verliehen dem Speisesaal des Colombo Restaurants einen behaglichen goldenen Glanz. Es roch nach Kohl & Schweinebraten & nach dem Rauch, der aus dem prallbäuchigen gusseisernen Ofen in einer Ecke kam. Der Raum war voller Tische, & jeder Platz war besetzt. Die meisten Männer trugen einen Bart. Als ich eintrat, lag das beruhigende Klappern von Besteck in der Luft, dann aber wurde es still, denn die Speisenden hörten mit dem Essen auf, wandten sich um & starrten mich an.
    Ich hatte mir ein neues Kostüm angezogen.
    Vielleicht bedienen die hier im Colombo Restaurant keine Leute, die so angezogen sind wie ich, dachte ich.
    Mein Verdacht wurde bestätigt, als sich ein mexikanischer Junge mit leeren Tellern in der Hand vor mir aufbaute.
    »Verschwinde!«, sagte er. »Hopp, hopp! Du darfst hier nicht rein!« Er machte mit seiner freien Hand eine scheuchende Geste in meine Richtung.
    Ich streckte mich und sagte mit gesenkter Stimme: »Ich suche nach Belle Donne. Ich habe eine wichtige Nachricht für sie.«
    Einige Augenblicke lang starrte mich der junge Kellner an, schaute sich nach den Gästen um und nickte dann. »Folge mir«, sagte er. »Für Frauen und Kinder haben wir einen eigenen Raum.« Dann fügte er mit leiser Stimme hinzu: »Wenn du das nächste Mal vorbeikommst, benutz den Seiteneingang neben dem Lokus.«
    Ich folgte ihm durch den überfüllten Speisesaal und durch eine Tür in einen weiteren, kleineren Speisesaal, der ebenfalls von einigen Öllampen beleuchtet & von einem Holzofen erwärmt wurde. An einem rechteckigen Tisch saß eine sechsköpfige Familie, und eine Frau in Schwarz hatte sich allein an einem kleinen runden Tisch niedergelassen.
    Der junge Kellner, der noch immer die Teller in Händen hielt, führte mich zu einem kleinen, quadratischen Tisch in einer Ecke, neben einem Farn in einem Blumentopf und einem Fenster, das nach Osten zeigte. Hier war es warm, und dankbar nahm ich Platz.
    Der junge Kellner sagte: »Warte hier. Ich hol den

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