Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lawrence
Vom Netzwerk:
Musik verrieten mir, dass ich mich in einem Saloon befand.
    Ich trat an das Geländer der Balustrade und schaute in einen großen, hell erleuchteten Raum hinab. Dort standen viele runde grüne Tische, an denen Männer saßen und Karten spielten. Es gab eine lange Bar aus Mahagoniholz am einen Ende des Raums und einen schwarzen Hurdy-Gurdy-Spieler sowie einige halb bekleidete Frauen am anderen.
    Einen Moment lang stand ich da und suchte nach einem Fluchtweg. Dann erblickte ich links von mir Treppenstufen.
    Als ich mich ihnen zuwandte, sah ich, wie Walt hinaufgestiegen kam.
    Als ich mich nach rechts umdrehte, öffnete sich eine Tür & Extra Dub trat heraus.
    Sie grinsten mich beide an und ließen sich Zeit. Sie wussten, dass sie mich in die Falle gelockt hatten.
    »Na, na, na«, sagte Walt. »Du musst Pinky sein. Siehtganz so aus, als hätte ich gerade die besseren Karten. Gib mir den Brief, und dir wird nichts geschehen.«
    »Ich hab ihn nicht«, sagte ich. »Eine gefallene Taube hat ihn mir gestohlen. Eine gefallene Taube namens Belle Donne.«
    Walt war an mich herangetreten. »Erzähl uns noch so eine Geschichte«, sagte er und spannte seinen Revolver, »und ich pump dich mit Blei voll.«
    Ich schaute über das Geländer der Balustrade. Direkt unter mir stand ein runder grüner Tisch. Die Männer, die um ihn herum saßen, blickten zu mir auf. In der Mitte des Tisches lagen ein Stapel Münzen & Spielkarten, auch einige Drinks standen darauf.
    Links von mir bedrohte mich Walt mit seiner Waffe & zu meiner Rechten zielte Extra Dub genau in meine Richtung.
    Viele Möglichkeiten hatte ich nicht.
    Eigentlich hatte ich nur eine.
    Ich hechtete über das Geländer und hinunter Richtung Tisch.
    Schon im nächsten Moment ertönten zwei Schüsse.
    Ich erwartete, auf den Tisch zu krachen. Ihr könnt euch meine Überraschung vorstellen, als ich mich sicher in den starken Armen eines Mannes wiederfand. Einer der Spieler war aufgesprungen und hatte mich aufgefangen. Dank seiner guten Reflexe war ich weder erschossen worden, noch hatte ich mich verletzt.
    Der Spieler und ich starrten uns in die Augen. Seine waren so dunkel, dass sie beinahe schwarz waren. Er zeigte keine Gefühlsregung.
    Der Hurdy-Gurdy-Spieler hatte zu spielen aufgehört, und einen Moment lang war alles still, abgesehen von den verklingenden Echos der Pistolenschüsse.
    Dann ertönte von der Balustrade aus Walts harsche Stimme: »Dub, du Idiot! Du hast mich erwischt! Ziel nicht auf mich! Ziel auf das Mädchen!«
    Noch mehr Schüsse ertönten, & einige Frauen fingen an zu schreien. Ich stellte fest, dass ich auf die Füße gesetzt wurde, woraufhin mein Retter seine eigene Waffe zog & begann, auf die Männer oben auf der Galerie zu schießen. Einen Augenblick später hatten auch alle anderen ihre Pistolen gezogen und begannen zu schießen.
    Soweit ich das beurteilen konnte, nahm eine Saloon-Schlägerei ihren Anfang.
    Ich wollte nicht bleiben, um zu sehen, wie das hier ausging.
    Schnell wie ein Telegramm rannte ich unter der Balustrade zur Bar und hinter ihr eilte ich geduckt weiter. Zwischen mir und den fliegenden Bleikugeln hatte ich so eine nützliche Barriere.
    Als ich das Ende der Bar erreicht hatte, das der Tür am nächsten war, hielt ich inne, rückte meine Haube zurecht, atmete tief durch und stürmte mit nach vorn gestreckten Armen auf die Schwingtür des Saloons zu.
    Wie die Vorsehung es wollte, knallte die linke Türhälfte einem Mann mitten ins Gesicht, der gerade hereinkam. Er krachte rückwärts auf den Gehweg – und blieb bewusstlos liegen. Das flackernde Licht der Fackeln zeigte mir, dass es sich um Walts Kumpan mit der gebrochenen Nase handelte: um den unglücklichen Boz.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag hatte ich ihn mitten im Gesicht erwischt.
    Ich konnte das Pistolenfeuer aus dem Saloon hören, aber bisher war noch niemand hinter mir hergestürmt. Ich hielt den Kopf gesenkt und humpelte die von Fackeln erleuchtete Straße hinunter, wobei ich es nicht wagte, mich zu sehr zu beeilen. Ich wollte nicht die Aufmerksamkeit der Leute auf mich ziehen.
    Während ich mich in den Schatten auf der Westseite der B Street hielt, begann ich immer schneller zu laufen, bis ich schließlich rannte. Ich spurtete über eine der steilen Seitenstraßen, schaute weder nach links noch rechts.
    Ich hatte Glück, nicht von einem Wagen oder Zweispänner überfahren zu werden. Ich war so benommen, dass ich auf den Schwanz eines alten braunen Hundes trampelte, der sich auf dem

Weitere Kostenlose Bücher