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Fluchtpunkt Aqualung

Fluchtpunkt Aqualung

Titel: Fluchtpunkt Aqualung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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anderen war es mit einem integrierten Lingusimultaner ausgerüstet, und Yaku ging davon aus, bald davon Gebrauch machen zu müssen; ja, er hoffte es sogar. Dabei war gar nicht ausgemacht, daß der Übersetzer das Idiom ausgerechnet des Kalosarenvolkes beherrschte, dem sie als erstem begegnen würden.
    Plutejo baute aus Ästen eine Art Schlittengestell, überzog es mit der Verkleidung eines der zwölf Beibootsitze und montierte das Gurtsystem des Sitzes an eine der Schmalseiten. Auf der Lasttrage befestigte er sein Gepäck und das seiner Schwester: Rucksäcke, Waffen, Überlebenssysteme, Proviant und Kleidung. Er selbst zog sich bis auf ein ärmelloses Hemd und eine knielange Leinenhose aus. Die Luft von Aqualung war sehr warm, und Wärme vertrug der jüngste Tigern-Sohn nicht.
    »Im Improvisieren seid ihr Meister.« Voller Anerkennung betrachtete der Mann von Doxa IV die Konstruktion.
    »Das haben wir eben seit unserer Geburt lernen müssen.« Mit einer Kopfbewegung deutete Venus auf die Lasttrage. »Los, Yakumann, leg deinen Koffer drauf.«
    Yaku ließ sich das nicht zweimal sagen. Er holte seinen Fauststrahler aus dem Koffer, warf einen wehmütigen Blick auf die leere Whiskyflasche und verstaute ihn zwischen den Bündeln des Geschwisterpaares. Danach aktivierte er das Controgravfeld des Beibootes, um es wenigstens für einen Teil der gängigen Ortungstechniken unsichtbar zu machen. Anschließend verschloß er es. Plutejo und Venus legten sich die Gurte um die Hüften. Yaku deutete in den Wald. »Da hinein.« Sie zogen los. Moses flog voraus.
    Am Waldrand blieben die Geschwister von Genna stehen und bestaunten die gigantischen Bäume. Die höchsten hatten eine graubraune, schrundige Rinde. Ihre ausladende Krone begann erst in einer Höhe von etwa sechzig Metern und hing voller sattgrüner Laubblätter.
    Die Bäume einer anderen Art bestanden aus vier, sechs oder mehr Stämmen, teilweise trennten sie sich erst in großer Höhe, teilweise schon knapp über dem Wurzelstock. Einige Stämme waren bizarr miteinander verflochten, andere wuchsen in flachen Winkeln vom Hauptstamm weg und verschränkten sich achtzig oder neunzig Meter weiter mit dem Geäst anderer Bäume. Die Rinde dieser Baumart war schwarz und glatt, ihre steif nach oben gereckten Laubblätter hellgrün, schmal wie Schwertklingen und ebenso lang. Sie sprossen schon in einer Höhe von zwei oder drei Metern. Es war unmöglich, die Spitzen der Kronen dieser vielstämmigen Bäume zu erkennen.
    Einer dritten Baumart gehörten die zehn bis zwanzig Meter durchmessenden lehmbraunen Stämme. Deren breite Blätter schimmerten rot und grün zugleich, ihre Kronen waren nicht ganz so hoch wie die der anderen Bäume – hundert bis hundertzwanzig Meter vielleicht –, aber derart ausladend, daß man wohl zweihundert oder zweihundertfünfzig Meter unter dem selben Baum entlangmarschieren konnte.
    Von solch gigantischen Pflanzen hatten Plutejo und Venus nie zuvor gehört, geschweige denn sie mit eigenen Augen gesehen.
    Yakubar blickte sich noch einmal nach dem Staudenfeld um.
    Dort, wo sie es verlassen hatten, richtete sich das Gras schon wieder auf. Mit bloßem Auge war der Sparklancer kaum zu entdecken. Der Weißhaarige machte kehrt und folgte den Geschwistern in den Wald. Er rechnete nicht ernsthaft damit, in absehbarer Zeit zu dem Sparklancer zurückzukehren.
    Dämmriges Zwielicht herrschte im Wald. Das dichte Laubdach ließ nur spärliches Sonnenlicht bis zum Boden durchdringen. Entsprechend kärglich wucherten dort vor allem Moose, niedrige Farne und Büsche, hin und wieder auch Hecken voller blauer oder roter Beeren. Wie Käfer kamen sie sich vor zwischen den turmhohen Stämmen und unter den gewaltigen Kronen. Durch die großen Abstände der Bäume und das fast geschlossene Laubdach hatte Yakubar bald das Gefühl, durch einen riesigen Saal zu laufen.
    Der Rabe flog voraus, landete in Sichtweite in einem Baum und flog weiter, sobald das Trio den Baum erreichte.
    »Wo gehen wir hin?« fragte Venus nach einer halben Stunde.
    »Erst einmal möglichst weit weg vom Beiboot.« Yaku trottete hinter der Lasttrage her. »Alles andere wird sich dann schon ergeben!«
    Nach Einschätzung des alten Reeders von Doxa IV würde sich eventuell eine Baumhütte an einem der sagenhaften Seen von Aqualung ergeben; ein Leben als Jäger und Fischer für die letzten zwanzig Jahre, pessimistisch geschätzt. War das nicht besser als der Tod? Bei Gott, das war es! Und was das Geschwisterpaar

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