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Fluchtpunkt Atlantis

Fluchtpunkt Atlantis

Titel: Fluchtpunkt Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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drückte ihn vor. Zugleich ging auch sie los, und beide betraten die Felshöhle. Sie wirkten wie zwei Personen, die von einer besonderen Ehrfurcht geleitet in einen hohen Dom hineingingen und die dort herrschende Stille nicht zerstören wollten.
    Mit der Stille stimmte es schon. Sie lastete zwischen den Innenseiten der Felsen und schien direkt greifbar zu sein. Kein Laut erreichte ihre Ohren, und auch sie versuchten, so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen. Sehr vorsichtig traten sie auf. Der Boden unter ihnen war nicht eben. Er setzte sich aus Buckeln und Mulden zusammen. In einigen dieser Vertiefungen schimmerte Wasser.
    Feuchtkalte Grabkammerluft umwehte sie. Irgendwo versteckt am Boden oder in den Wänden schienen sich Öffnungen zu befinden, aus denen die Luft hervorströmte.
    Es war auch nicht so finster in der Höhle wie sie es sich gedacht hatte.
    Sie konnten ihre Umgebung sehen, sich selbst auch, aber es gab keine direkte Lichtquelle.
    Das wenige an Helligkeit drang ihnen von vorn entgegen, und sie sahen auch, was sich dort erhob und ihnen einen Großteil der Sicht nahm. Eine mächtige Felswand innerhalb dieser großen Höhle. Unterschiedlich in der Höhe. An den Seiten niedriger als in der Mitte. Fast konnte man sie mit einer Orgel vergleichen. Auch die helleren Einschlüsse fielen ihnen auf. Sie waren die einzigen hellen Quellen in dieser ansonsten dumpfen und feuchten Finsternis. Arthur ging nicht mehr weiter. Er drehte den Kopf, um in die Runde zu schauen.
    »He, hast du was?«
    »Das kann ich dir nicht genau sagen!« flüsterte er. »Hier ist es mir nicht geheuer. Ich habe das Gefühl, von Geistern umgeben zu sein. Ja, von unsichtbaren, unheimlichen Gespenstern oder Geistwesen. Genau weiß ich das auch nicht zu erklären. Aber wir sind nicht allein, und es geht mir hier nicht um den Engel.«
    »Das kann ich mir denken.« Patty Prentiss spürte den leichten Ärger, weil die Rederei ihres Freundes sie eigentlich von den echten Problemen ablenkte. Sie dachte an den Engel, der diese Höhle betreten hatte. Noch hatten sie ihn nicht entdeckt.
    Das änderte sich. Es war Arthur, der einen Laut der Überraschung von sich gab. »He, da ist er!«
    Patty, die sich etwas von ihm entfernt hatte, blieb stehen und drehte den Kopf. Arthur Clifton hatte seinen rechten Arm nach vorn gestreckt und wies schräg zu Boden. Bisher hatten sich beide nur auf die hohe Felswand konzentriert, nun schauten sie auch zu Boden und sahen dorthin, was sich vor der Wand abzeichnete.
    Es war ein Körper, eine Gestalt, die aussah wie ein Mensch, aber um einiges größer war. »Das ist er!« hauchte Arthur, »dein Engel…«
    Patty gab ihm keine Antwort. Sie wollte es genau wissen, denn sie befürchtete, dass diese Person nicht mehr lebte. Wenn das tatsächlich eingetreten war, dann waren auch ihre letzten Chancen dahin. Deshalb lief sie so schnell wie möglich.
    Der Engel lag regungslos auf dem Boden. Er war auf den Rücken gefallen, hielt den Mund geschlossen und glotzte mit offenen Augen gegen die in der Dunkelheit verschwimmende Decke.
    Auch Arthur war gekommen. Beide Hände gegen die Oberschenkel gestützt, schaute er auf die Gestalt. »Und?«
    Patty Prentiss zuckte mit den Schultern. »Ich… ich… glaube, er ist tot…«
    ***
    Der Windstoß war plötzlich da und erwischte Kevins Gesicht wie ein heftig geschlagenes Tuch. Automatisch duckte er sich. Er drehte sich auch weg, weil er zum Eingang der Höhle hinschauen und seine beiden Freunde sehen wollte.
    Sie waren nicht mehr da. Die Höhle hatten sie längst betreten, und Kevin wusste nicht so recht, ob er sich über seine Lage freuen sollte oder nicht. Er war überhaupt mehr als unsicher. Noch immer hatte er nicht richtig begriffen, dass er sich nicht mehr in der normalen Zeit befand, sondern in einer anderen Spanne. Tief versteckt in der Vergangenheit. Dazu nicht einmal im eigenen Land, sondern auf einem Kontinent mit dem Namen Atlantis. An ihn glaubten sowieso die wenigsten Menschen, aber Kevin Kenbrock musste sich eingestehen, dass die Spinner oder Phantasten recht hatten, wenn sie auf Atlantis bauten.
    Er wollte und durfte nicht näher darüber nachdenken, denn dann erreichte er schnell einen Punkt, an dem er durchdrehte und einfach nur schreien wollte. Sein Leben war völlig auf den Kopf gestellt worden.
    Hier lief alles verkehrt, und er dachte auch daran, dass es möglicherweise eine Strafe für ihn und seine Freunde war. Ja, sie hatten die Gesetze überschritten.

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