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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Fall Theis auf dem Laufenden halten möchte und bei dieser Gelegenheit auch unsere neue Einsatzzentrale kennen lernt. Dieser Raum befindet sich im Sicherheitsbereich des Präsidiums, zu dem nicht einmal dreißig Prozent unserer eigenen Mitarbeiter Zutritt haben. Nach der Personenschleuse im Eingangsbereich, muss hier eine zweite, noch strenger überwachte Personenschleuse jeweils einzeln passiert werden. Wie ich schon sagte: Hier haben keine zwei Dutzend Leute Zutritt.« Er breitete beide Arme aus, wie ein Prediger bei der Ankündigung einer Offenbarung. »Jeder Platz ist mit abhörsicherem Telefon ausgestattet, dazu gibt es acht Rechner und eine Funkstelle, die mit der Einsatzleitung vor Ort in Direktkontakt verbunden werden kann. Wir können also von hier aus Verbindung mit Streifenwagen schalten, sehr effektiv eine Verfolgung oder einen Zugriff organisieren.« Stiermann nickte Grabbe zu.
    Walde überlegte, ob er seinen Chef mit der unberührten schmalen Westernkrawatte fragen sollte, seit wann er die Leitung der Ermittlungen in diesem Mordfall übernommen habe.
    Grabbe war neben ihm aufgestanden und betätigte den schnurlosen Präsenter in seiner Hand. Er saß auf einem mit Rechner ausgestatteten Platz.
    Über einen Beamer an der Decke wurde ein Foto auf die Leinwand an der Stirnwand projiziert, das das verschneite Anwesen bei Steineberg zeigte, in dem der Tote gefunden worden war. Grabbe erläuterte den Fall, zeigte Fotos der Leiche, das Bild aus Alfred Mendigs Personalausweis und verglich sie mit denen von Aloys Theis. Grabbe hatte sich Mühe bei der Präsentation der Ermittlungsergebnisse gegeben. Wichtige Fakten hatte er farbig markiert und Fotos dazwischengeschnitten. So wurde Quintus gezeigt, wie er aus dem Kofferraum von Waldes Wagen sprang. Nicht einmal Fotos der von Grabbe gefundenen Bonbonpapierchen fehlten.
    Es klopfte an der Tür.
    »Herein, herein, es wird ja wohl kein Schneider sein«, rief Gabi und trank aus ihrem Becher, aus dem es, im Gegensatz zu den anderen Plastikbechern, nicht dampfte. Entweder war ihr Kaffee bereits abgekühlt oder es befand sich Sekt darin.
    Die Tür wurde aufgerissen und eine mit Luftschlangen um den Hals geschmückte und die emporgereckten Arme vor sich im Takt schwenkende Frau hüpfte herein.
    »Hier fliegen gleich die Löcher aus dem Käse, denn nun geht sie los, unsere Polonaise …«
    Ein Lindwurm aus Uniformierten, Kostümträgern und Menschen in Zivil zog in den Raum ein. Mehr oder weniger im Gleichschritt bewegte sich der Zug um das große Tischkarree. Walde erkannte Kollegen aus Abteilungen, die an verschiedenen Standorten in der Stadt untergebracht waren. Sogar Politessen in Uniform waren darunter, die beim Ordnungsamt der Stadtverwaltung angestellt waren. Immer noch kamen Leute zur Tür herein, während die Spitze des Zuges sich bereits wieder aus dem Raum hinausschlängelte.
    »Wir ziehen los mit ganz großen Schritten, und der Erwin fasst der Heidi von hinten …«
    Es mussten über fünfzig Leute gewesen sein, die bisher an dem mit offen stehendem Mund glotzenden Polizeipräsidenten vorbeigehüpft waren. Der Zug der Feiernden, die ihre Finger in die Schultern der Vorderleute krallten, wollte kein Ende nehmen. Walde dachte schon, sie hätten draußen einen Kreis geschlossen, aber es waren immer wieder neue Gesichter, die an ihnen vorbeizogen. Endlich war der Letzte durch, und für einen Moment glaubte er, Gabi, die aufgestanden war, würde sich der Polonaise anschließen. Zu seiner Erleichterung schloss sie nur die Türen.
    »Können die nicht zählen? Hier haben doch nur zwei Dutzend Leute Zugang?«, flüsterte Gabi laut genug, dass es jeder im Raum verstehen konnte. Stiermann wurde rot.
    Grabbe fuhr fort, als sei nichts gewesen und ließ nach wenigen Minuten seinen Bericht damit enden, dass er dem Staatsanwalt anbot, ihm die Daten zu überlassen.
    Als dieser bejahte, reichte ihm Gabi den Datenstick: »Könnten wir den bei Gelegenheit wieder zurückhaben?«
    »Oh, eine neue Software?« Roth betrachtete verwundert das Teil, das ihm Gabi in die Hand gedrückt hatte.
    Gabis Hand glitt wieder in ihre Tasche. Da war noch der Stick, oh Gott! Sie hatte dem Staatsanwalt etwas ganz anderes in die Hand gedrückt, etwas, das sie ihm keinesfalls geben wollte.
    »Ein ganz gewöhnlicher USB-Stick«, erläuterte Grabbe. »Der müsste an Ihren Rechner passen.«
    »Ich hab da was vertauscht!« Noch bevor der Staatsanwalt ihn auf der flachen Hand im Raum herumzeigen konnte,

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