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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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griff Gabi nach dem Tampon und tauschte ihn gegen den Stick aus.
    Kurz darauf verließen Stiermann und der Staatsanwalt, freundlich den Anwesenden zunickend, den Raum.
     
    »Das war knapp«, sagte Gabi. Unter ihrem offenherzigen Dekolleté baumelte eine große Metallschere, die Walde an die des Schneiders aus Hoffmanns unsäglicher Bilderbuchgeschichte mit dem Daumenlutscher erinnerte.
    »Das hat Grabbe doch toll hingekriegt«, meldete sich Monika, die gleichzeitig ihr Handy checkte.
    »Ich meine, was wollte der Stiermann denn mit dem Roth hier?« Gabi beantwortete selbst ihre Frage: »Der wollte mal mit seiner neuen, hochmodernen Einsatzzentrale im streng gesicherten Sicherheitsbereich angeben.«
    »Mit Einzelpersonenabfertigung und Zutritt für höchstens vierundzwanzig Auserwählte«, ergänzte Monika.
    »Versteht sich.« Gabi versuchte mit der Schere, einen an ihr vorbeiwehenden Rauchring durchzuschneiden, dabei musste sie ihren Oberkörper recken, um in dessen Reichweite zu kommen.
    Walde fiel auf, dass außer Grabbe keiner am Tisch eine Krawatte trug.
    »Okay.« Gabi trank ihren Becher leer und erhob sich. »Dann widmen wir uns wieder dem Tagesgeschäft.«
    »Einen Moment, bitte!«, sagte Walde. »Ich denke, wir sollten die Gelegenheit nutzen, uns über den Stand der Ermittlungen auszutauschen.«
    »Kollege Faber hat vor sieben Jahren rund um den Goldfund in der Gräberszene ermittelt«, sagte Grabbe und schaute zu dem Mann auf der anderen Seite des Tisches, »und kann uns von damals berichten.«
    »Es gab den Verdacht, dass wertvolle Goldmünzen aus dem Fund unterschlagen worden waren. Ich habe alle elf an dem Fund beteiligten Leute befragt, es gab auch mehrere Hausdurchsuchungen«, erklärte Faber und schob Papiere, die aus einer Mappe ragten, zurück.
    »Was gefunden?«
    »Wenn Sie damit Goldmünzen meinen, nein.«
    »Gab es denn etwas anderes?«
    »Jede Menge antiker Funde, aber dieser Geschichte wurde nicht nachgegangen.«
    »Warum nicht?«
    »Laut Dr. Zelig lagen da keine Straftaten vor. Die Ermittlungen wurden von der Staatsanwaltschaft eingestellt, ohne dass es zu einem Verfahren gekommen wäre.«
    »Sie hatten unter anderem auch mit Aloys Theis zu tun?«
    Faber nahm einen dicken Stapel Papier aus der Mappe und blätterte ihn durch.
    »Muss das heute noch sein?«, murmelte Gabi.
    »Hier hab ich es.« Faber zog eine Brille aus der Brusttasche seiner Jacke. »Er
    hatte die ganze Woche in Erfurt gearbeitet, war also nicht am Fund beteiligt.«
    »Das stimmt mit unserer Befragung des damaligen Arbeitskollegen überein«, sagte Grabbe.
    »Gewohnt hat er damals bei einem privaten Zimmervermieter«, fuhr Faber fort.
    »Haben Sie das überprüft?«, fragte Walde.
    Faber nickte.
    »Und Sie waren sich sicher, dass Theis sich nicht doch da drüben abgesetzt hat und hier mitwirkte?«
    »Er soll morgens pünktlich zum Arbeitsbeginn in Erfurt gewesen sein.« Faber beugte sich über das Blatt. Sein Finger fuhr an den Zeilen entlang. »Hier ist es, er hatte eine Art Datscha gemietet.«
    »Theis scheint eine Vorliebe für Datschas gehabt zu haben«, sagte Gabi. »Viel mehr als eine Gartenlaube war das Häuschen bei Steineberg ja auch nicht.«
    »Wir sollten uns intensiv in der Gräberszene umhören«, schlug Grabbe vor, als keiner mehr eine Frage an Faber hatte.
    »Ein Dr. Joachim Ganz hat damals das Gefäß mit ungefähr zweitausend Goldmünzen in der Baustelle gefunden«, sagte Faber.
    »Ist das nicht Jo, dein großer, dicker Freund?«, fragte Gabi und sah Walde an.
    Walde nickte, während er in Gedanken wieder bei Quintus und dem Ärger war, den der Hund ihm bereitete.
    *
    Unter der Nummer des Tierheims meldete sich ein Anrufbeantworter.
    Walde machte sich zu Fuß in die Stadt auf. Es schien wieder kälter geworden zu sein, dabei zeigte die elektronische Tafel an einer Apotheke fünf Grad Plus. Unterwegs vermied er die Plätze, wo sich an Weiberfastnacht nach Schulschluss traditionell Jugendliche zum kollektiven Feiern versammelten. In einer Bäckerei am Kornmarkt kaufte er bei einer als Katze kostümierten jungen Frau eine große Tüte in Öl gebackene Mäuschen.
     
    »Hallo!« Eine von Doris’ Kolleginnen öffnete ihm die Tür. Sie war weder geschminkt, noch in irgendeiner Weise verkleidet. Soweit sich Walde an das erinnerte, was Doris ihm erzählt hatte, stammte die Frau aus Russland.
    Wahrscheinlich kannte man dort keine Weiberfastnacht. Während er sich in der Diele umsah, wo eine dicht mit dunklen Anzügen

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