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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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achtlos den restlichen Einkauf vom Band in den Wagen beförderte.
    »Nee, morgen reicht auch. Aber heute Nacht sollte da verstärkt Streife gefahren werden.«
    »Bis ein andermal, Hanni!«, sagte Jo zu dem Mann, dessen Mund offen stand, seitdem er gehört hatte, was Walde am Telefon angeordnet hatte.
     
    Während der Fahrt hatte sich Jo nach hinten zu Annika gesetzt, um sie am Einschlafen zu hindern. Ausgerechnet schlossen auch noch die Bahnschranken am Ende der Aachener Straße, um gleich zwei Züge passieren zu lassen.
    »Seid ihr heute mit euren Fräuleins zum Mond geflogen?«
    Das Kind antwortete nicht.
    »Ich glaube nicht, dass die heutzutage Fräuleins genannt werden«, rief Walde nach hinten.
    »Ist ja auch egal, wie die Tante heißt. Wart ihr mit einer Rakete zum Mond, Annika?«
    »Nein, wir haben einen Umzug gemacht.«
    »Aha, der Kindergarten ist also woanders hin gezogen«, sagte Jo. »Und ist es da schön, wo ihr hingezogen seid?«
    »Wir haben gerufen.«
    »Was habt ihr denn gerufen?«
    »Helau!« Annika riss beide Arme in die Höhe. »Helau.«
     
    Walde trug Annika, die kurz vor dem Einschlafen war, in die Wohnung.
    »Der redet so komisch«, flüsterte sie Walde ins Ohr und schaute zu Jo, der hinter ihnen die Lebensmittel hereinschleppte.
    »Der kann nichts dafür, der ist bescheuert«, flüsterte Walde.
    Annika lachte. Sie wirkte plötzlich putzmunter.
    »Glaubt ja nicht, ich hätte nicht verstanden, was ihr da tuschelt«, rief Jo und stapfte an ihnen vorbei in die Küche, wo er die Einkaufstüten hart auf den Tisch absetzte.
    »Pass auf, dass nichts kaputt geht«, mahnte Walde von der Diele aus, wo er Annika half, aus Anorak und Schuhen zu kommen.
    »Bescheuerte können das nicht«, grummelte Jo.
    Walde hörte, wie der Kühlschrank gefüllt wurde und rief: »Annika möchte noch ein Brot vor dem Schlafengehen, ich mach sie mal bettfein.«
    »Mal sehen, ob ich dafür nicht zu bescheuert bin«, brummte Jo.
    Vom Wohnzimmer her waren Scharrgeräusche zu hören. Jo sah Quintus’ großen Kopf hinter der Fensterscheibe.
    »Jetzt mach ja keinen Quatsch!«, ermahnte er den Hund, der heftig mit dem Schwanz wedelte, als er in die Wohnung durfte.
    Als Walde wenig später mit Annika zurückkam, hatte Jo den Tisch zum Abendessen gedeckt.
    »Tintus!«, rief das Kind, als es den Hund entdeckte, der es sich unter dem Tisch bequem gemacht hatte.
    Vor Annikas Hochstuhl stand ein Teller mit Käsebrot, das in kleine Stücke geschnitten und mit Gürkchenscheiben und Trauben garniert zu einem Herz angerichtet war.
    »Fastnachtskäse auf Witzbrot mit extra sauren Spaßgurken und Gute-Träume-Trauben«, verkündete Jo.
    Annika steckte eine Traube in den Mund und verzog wieder das Gesicht.
    »Sprudelsekt.« Jo goss Mineralwasser in ein Glas. »Wenn du alles aufisst, liest dir Papa eine Gute-Nacht-Geschichte vor.« Zu Walde gerichtet sagte er, bevor er sich eine große Gurke in den Mund schob: »Keine Bange, ich nehm den Neun-Uhr-Bus.«
    »War dieser Hanni nicht einer von den elf?« Walde hätte gerne ein Glas Wein getrunken, aber aus Rücksicht auf Jo schenkte er sich Wasser ein.
    Jo nickte.
    »Und stimmt das, was er von diesem Ali, dem Aloys Theis, erzählt hat?«
    Jo nickte wieder.
    »Mit dem Ehrenamt als Gräber war es also nicht so weit her.«
    Jo schluckte: »Überall gibt es schwarze Schafe.«
    »Interessant, was der Typ aus dem Supermarkt da angedeutet hat mit Fundunterschlagung, Gräber im Osten ausrauben und so.« Walde belegte sich ein Brot.
    »Zuerst geht es nur um den Kick, und bei manchen wird eine wahre Sucht daraus.«
    »Ich denke, du weißt, wovon du sprichst«, sagte Walde.
    »Ich habe alles im Griff, genau wie den Alkohol.« Jo trank einen Schluck Wasser. »Ich habe schon Gelände gesehen, wo Gräber von überall her wie die Heuschrecken eingefallen waren und nur noch eine Mondlandschaft zurückgelassen haben. Daran schuld ist auch der immer größere Einsatz von ausgefeilter Technik. Metalldetektoren reichen normalerweise bis dreißig Zentimeter tief ins Erdreich. Mit Sonden kannst du ein Schwert in bis zu sechs Metern Tiefe orten, die Koordinaten über GPS bestimmen, und wenn du ein Nachtsichtgerät hast, kannst du ganz dezent nach Mitternacht kommen.«
    »So wie du es in der Schwesternklinik gemacht hast«, sagte Walde.
    »Immerhin ohne Nachtsichtgerät und GPS.« Jo drehte den Kopf zu Annika und rief nach einem Blick auf ihren Teller: »Gut gemacht! Alles aufgegessen! Morgen gibt es schönes

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