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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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schaute zu, wie Waldes Einkauf langsam auf dem Band nach vorn ruckelte.
    »Nö, iss ja auch Winter.« Jo hatte absolut keine Lust, sich im Beisein von Walde mit Hanni auf eine Fachsimpelei einzulassen.
    »Das mit dem Ali ist ja wohl der Hammer.«
    Walde stellte die Ohren auf, als er den Namen hörte.
    »Der war doch ausgekocht wie nur was. Hätt mich auch gewundert, wenn der einfach so in Thailand im Meer verschwunden wäre. Hab ich mir doch gleich gedacht, dass der einen dicken Fisch auf die Seit geschafft hat.« An der Art wie Hanni sprach, erkannte Jo, dass er sich für heute schon ein ziemliches Pensum Alkohol hinter die Binde gekippt haben musste.
    »Der hat es wirklich am Besten von uns allen drauf, die Heinis vom Museum zu verarschen.«
    Jo schaute zu Walde hinüber. Die Kundin vor ihm zahlte mit Karte. Waldes Einkauf war als nächstes dran.
    Eine junge Frau mit einem Becher Joghurt in der einen und einer Tüte Äpfeln in der anderen Hand bat Hanni, sie vorzulassen. Der winkte sie mit einer ausladenden Handbewegung vorbei und auch Jo machte ihr Platz.
    »Weißt du noch, wie wir mit dem Ali in Bitburg an der Stadtmauer gegraben haben und der Zelig plötzlich antanzte?« Hanni sprach so laut, dass Walde jedes Wort verstehen konnte. »Ich hab mir fast in die Hose gemacht. Du weißt ja noch, was wir damals eingesackt hatten.« Der Mann bekam einen Hustenanfall. Er wartete einen Moment, bis er wieder zu Atem kam. »Und dann ist der Ali Bier holen gegangen und hat den Dr. Zelig vom Museum nach allen Regeln der Kunst abgefüllt.«
    Jo nickte. Er überlegte, wie er Hanni dazu bewegen könnte, endlich den Mund zu halten. Vorn an der Kasse schien es ein Problem zu geben. Die Kassiererin verließ mit einer Obsttüte in der Hand ihr Kassenhäuschen.
    Auch das noch, dachte Jo, sich vordrängeln und dann vergessen, das Obst abzuwiegen.
    »Weißt du noch«, fing Hanni wieder an.
    »Moment«, Jo wollte die Mitteilsamkeit seines Kumpels bremsen. Er hob Annika aus dem Wagen. »Sie hatte einen langen Tag und ist müde.«
    »Vom Fernsehgucken wird man auch müde. Ich geh kaum mehr raus«, sagte Hanni. »Man darf ja nirgends mehr graben, ohne gleich die Polizei am Hals zu haben.«
    Die Kassiererin kam zurück. Das Band ruckelte nach vorn. „
    Hanni griff in seinen Wagen und legte Toastbrot, Margarine, eingepackten Käse und eine Flasche Cognac aufs Band.
    »Der Ali hat nicht nur hier abgeräumt. Der war auch viel im Osten unterwegs. Wir haben ja hier auch nix anbrennen lassen.« Hanni grinste. »Aber der soll drüben ein Hügelgrab nach dem anderen ausgenommen haben.«
    Die junge Frau hatte ihre Einkäufe in ihrem Lederbeutel verstaut und suchte nun darin nach ihrem Geldbeutel.
    »Man soll ja nichts Schlechtes über die Toten sagen. Aber der Ali war trotz allem ganz schön neidisch. Weißt du noch, wie du den Bronzekopf unter der …«
    »Gleich sind wir fertig, dann fahren wir nach Hause, Annika«, sagte Jo in beruhigendem Ton, obwohl das Kind entspannt an seiner Schulter lehnte und zusah, wie die junge Frau in ihrem Geldbeutel nach Kleingeld suchte, es bis auf ein paar Cent schaffte und dann doch mit einem großen Schein bezahlte.
    »Du hattest ja immer Glück.« Hanni legte die Packung Zigaretten aufs Band. Dabei stützte er sich für einen Moment ab, weil er das Gleichgewicht zu verlieren drohte.
    Jo nickte. »So kann man es nennen.«
    »Dass du damals allein zur Baustelle abgehauen bist, ohne was zu sagen!«
    Jo wusste, was Hanni meinte. Dass er das Hauptgefäß gefunden hatte, hatten ihm seine Gräberkollegen nie so recht verziehen.
    Das Band ruckelte wieder an. Walde packte den Einkauf in eine Tüte. Sein Handy klingelte.
    »Hallo, Walde, wo steckst du?« Grabbes Stimme war durch den Lärm im Hintergrund kaum zu verstehen.
    »Im Supermarkt, was gibt’s?«
    »In Steineberg ist jemand auf dem …« Das Ende des Satzes ging im Lärm unter.
    »Was sagst du?« Walde war sich nicht bewusst, dass er selbst sehr laut sprach.
    »Vierundzwanzig achtzig«, sagte die Kassiererin.
    »Ich hab dich nicht verstanden«, wiederholte Walde mit zwischen Schulter und Ohr geklemmtem Telefon, während er einen Schein aus seinem Geldbeutel fischte.
    »In Steineberg war jemand auf dem Grundstück.« Grabbe hatte anscheinend einen Raum gefunden, in dem er besser zu verstehen war.
    »Schick eine Streife hin!«
    »Hab ich schon gemacht. Die kam leider zu spät.«
    »Dann soll die KTU mal nachsehen.«
    »Noch heute?«
    Walde überlegte, während er

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