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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Wohnung angelangt waren, führte Jo den Hund in den Garten, während Walde im Präsidium anrief.
    »Verein Christlicher Seefahrer, Mosel, Saar, Ruwer e.V., was kann ich für Sie tun?«, meldete sich eine Stimme an Grabbes Apparat.
    »Grabbe?«
    »Nee, heute wurden nur Aale und Heringe gefangen, Krabben waren leider nicht dabei.«
    »Hier ist Bock, Kommissar Bock, geben Sie mir bitte mal meinen Kollegen Grabbe.«
    »Wir haben hier Null Bock im Stock.« Dann wurde aufgelegt.
    Walde überlegte, ob er unter diesen Umständen heute noch ins Präsidium fahren sollte. Er musste noch einkaufen und Annika aus dem Hort abholen.
    »Alles klar, Herr Kommissar?« Jo’s Frage unterbrach seine Überlegungen.
    *
    Im letzten Moment bekam Walde den auf das schräge Obstregal zurasenden Einkaufswagen zu fassen. Annika, die darin zwischen den Einkäufen hockte, jauchzte auf.
    Nachdem Annika bereits eine anstrengende Karnevalsfeier im Hort hinter sich hatte, in dessen Folge sie zu aufgekratzt für einen Mittagsschlaf gewesen war, zog sie nun im Supermarkt die Fahrt in der Drahtkutsche dem Schieben des eigens für Kleinkinder angebotenen Miniwagens vor. Obwohl seine Tochter sich immer wieder über die müden Augen rieb, musste Walde auch heute die obligatorischen Renneinlagen und waghalsigen Fahrten mit in letzter Sekunde verhinderten Fastzusammenstößen einlegen.
    »Papa, kauf Trauben!«
    Walde wog eine Dolde der schweineteuren grünen Weintrauben ab. Als er die Tüte in den Wagen legte, tasteten Annikas Finger danach.
    »Die müssen erst gewaschen werden«, mahnte er.
    »Nur eine, Papa.«
    Er zupfte eine besonders dicke Traube ab und wischte damit über den Ärmel seiner Jacke, bevor er sie Annika gab. Das Kind steckte sie in den Mund und verzog gleich darauf angewidert das Gesicht. Walde beobachtete, wie ihr ganzer Körper erschauerte. Für einen Moment rechnete er damit, dass sie alles ausspuckte, aber dann kaute sie mit offenem Mund schmatzend weiter.
    Beim Rangieren an einer engen Stelle berührte ein Rad des Einkaufswagens seinen Schuh. Walde zuckte augenblicklich zusammen, als es ausgerechnet seinen lädierten Zeh traf.
    Die meisten Artikel vom Einkaufszettel türmten sich bereits links und rechts von Annika im Wagen, als Jo sich mit leeren Händen, wie Walde überrascht feststellte, aus der Weinabteilung wieder zu ihnen gesellte.
    »Wirklich ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und viele einheimische Weine.« Jo griff in die Tüte mit den Weintrauben, riss eine kleine Dolde ab und legte eine davon in Annikas ihm bettelnd entgegengestrecktes Händchen.
    »Die sind doch gespritzt!«, protestierte Walde.
    »Meinst du, das kriegst du alles weg, wenn du Wasser drüber laufen lässt?« Jo stopfte sich mehrere Beeren in den Mund. »Das ist wirklich harmlos.«
    »Vielleicht für jemanden, der das Zehnfache von Annika wiegt.« Walde steuerte eine Kasse an, an der weniger Süßigkeiten in Reichweite des Wagens angeboten wurden.
    Vor ihm spuckte Annika aus. Waldes Blick verfolgte die Flugbahn eines Traubenkerns, der in einem Karton mit Kaugummi im Regal neben dem Band landete.
    »Getroffen!« Die Feststellung des Kindes drückte tiefste Zufriedenheit aus.
    »Annika, wo hast du das denn gelernt?« Jo klang derart begeistert, als habe das Kind ein Hole-in-one auf dem Golfplatz erzielt.
    »Alexander kann noch viel weiter.« Annika langte in die offene Tüte und steckte sich, bevor Walde es verhindern konnte, eine weitere Traube in den Mund.
    »Du solltest mal die Personalien der Familie von diesem Alexander in deinem Rechner prüfen. Man kann nicht früh genug die Freunde der Kinder im Auge behalten!« Jo half Walde dabei, die Einkäufe aufs Band zu legen. Zuletzt tat er so, als wolle er Annika aus dem Wagen heben.
    »Wo finde ich denn bei dir das Preisschild?« Er hob Annikas Kapuze hoch und kitzelte sie am Nacken.
    »Jetzt weiß ich auch, warum man dich so lang nicht mehr gesehen hat«, sagte ein Mann, der seinen spärlich bestückten Einkaufswagen hinter Jo stoppte. »Wie alt ist denn die Kleine?«
    Jo blickte hoch und erkannte seinen ehemaligen Gräberkollegen Hanni.
    »Annika, zeig meinem Kollegen Hanni mal, wie alt du bist.« Jo formte aus Zeige- und Mittelfinger ein V.
    Das Kind schaute den unrasierten fremden Mann, der beim Versuch, es anzulächeln, eine Zahnlücke im Unterkiefer zeigte, ernst an.
    »Läuft nicht mehr viel mit der Gräberei?« Der Mann langte an Jo vorbei in das Kassenregal und zog eine Packung Zigaretten heraus.
    Jo

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