Fluchtpunkt Mosel
Marke?«
»Vielleicht steht es unter der Sohle, jedenfalls hat der Ahnung von so was, sonst würde er es nicht sagen. Du weißt doch, bei ihm zählen nur Fakten.« Grabbe hob ein Blatt hoch, das auf seinem Schreibtisch lag. »Was ist das?«
»Weitere Fakten. Eine Liste mit Nummern, die Theis vor seinem Tod von seinem Mobiltelefon angerufen hat. Sattler hat den Pin des Telefons geknackt. Ich habe die Namen ergänzt, soweit ich sie herausfinden konnte.«
»Oha, er hat mit seiner Frau telefoniert«, rief Grabbe, als er die Liste studierte.
»Das gibt’s doch nicht!« Walde trat zu ihm und schaute ihm über die Schulter. »Und wen hat er im Landesmuseum angerufen?«
»Die Durchwahl habe ich gerade überprüft. Und wer war’s?« Gabi machte eine bedeutsame Pause und beantwortete ihre Frage selbst: »Mein Freund, Dr. Zelig.«
»Die Nummer aus Steineberg stammt wahrscheinlich vom Hausvermieter«, sagte Grabbe, während er einen Finger an den Nummern entlanggleiten ließ und weiterlas: »Max van Sweelik, Antikenhändler, mit Handynummer, die Nummer von der Visitenkarte, die wir bei Theis im Haus gefunden haben. Diesen van Sweelik habe ich übrigens erreicht. Er wohnt oben in der Eifel in Monschau. Er behauptet, Theis nicht zu kennen. Ich treffe ihn am Sonntag.«
»Fährst du zu dem Antiquitätenhändler nach Monschau?«
»Er nennt sich Antikenhändler und kommt hierher, nach Konz zur Petermännchen-Messe. Das ist die größte Münzmesse weit und breit. Er hat da einen Stand.« Grabbe sah wieder auf das Blatt und rief aus. »Oha! Gerd Frohnen, den Kassenwart des Münzvereins, hat er auch angerufen.«
»Bei dem sollten wir uns mal die Wohnung genauer anschauen«, sagte Gabi. »Ich hab alles soweit für die Staatsanwaltschaft vorbereitet.«
»So, so, bei dem kleinen Gräber beantragst du sofort einen Durchsuchungsbefehl. Und der feine Herr Museumsdirektor wird wahrscheinlich in seinem Büro befragt und bekommt nicht mal eine Vorladung«, meckerte Grabbe.
»Zelig ging, so viel ich weiß, nicht bei der Frau des Opfers ein und aus. Frohnen und Carola Theis könnten gemeinsame Sache gemacht haben, da ist ein Motiv vorhanden.«
»Vielleicht handelte es sich bei dem Anruf von Theis bei Frohnen nur um einen Kontrollanruf aus Eifersucht oder so«, versuchte es Grabbe.
»Umso schlimmer. Dann hätte das Opfer von der Beziehung zwischen Frohnen und seiner Frau etwas geahnt. Er hat sich bestimmt nicht bei Frohnen dafür entschuldigt, dass er in den letzten fünfzehn Monaten seinen Mitgliedsbeitrag nicht überwiesen hat.«
*
Kurz vor der Einfahrt zum Südbahnhof parkte ein Kleinlaster den halben Bürgersteig der Saarstraße zu, sodass sie hintereinander gehen mussten. Gabi gelangte als Erste zur Haustür. Dort wich sie einer jungen Frau mit Rucksack aus, die gerade das Haus verließ, und hinderte die Tür im letzten Moment am Zuschnappen.
Nach dem Klingeln an der Wohnungstür im dritten Stock dauerte es eine Weile, bis Schritte aus dem Wohnungsinnern zu hören waren.
Frohnen, unrasiert und offensichtlich nicht gekämmt, äugte misstrauisch aus der nur einen Spalt geöffneten Tür. Er konnte nur Gabi sehen, die unmittelbar davor stand.
»Herr Frohnen, ich möchte mich gern noch mal mit Ihnen unterhalten.«
»Gehen wir was trinken? Ich komme in fünf Minuten rüber ins Café.«
»Können wir den Kaffee nicht bei Ihnen trinken?«, fragte Gabi.
»Tut mir Leid, ich hab grad keinen im Haus.«
Gabi verhinderte mit ihrem in die Tür gestellten Fuß, dass sie zugeschlagen wurde. Walde, der neben Gabi stand, hätte dies mit seinem verletzten Zeh nicht gewagt.
»Machen Sie es uns nicht unnötig schwer. Wir haben einen Durchsuchungsbefehl.«
Der Mann war sichtlich überrascht, als Gabi ihm die gerichtliche Verfügung unter die Nase hielt und er zusehen musste, wie weitere vier Polizisten den Flur betraten.
Zwei Minuten später hatten sich die ungebetenen Besucher auf Küche, Bad, Wohnzimmer und das dahinter liegende kleine Schlafzimmer verteilt. Frohnen saß zusammengesunken auf einem dunklen Holzstuhl mit hoher Lehne am Küchentisch. Walde stand vor einem alten Schrank mit Glastüren. Vorsichtig nahm er Sammeltassen vom obersten Regalbrett. In die Moccatassen auf den beiden darunter liegenden Etagen konnte er dank seiner Größe hineinschauen.
Im Unterschrank befanden sich neben einer Tüte Mehl und Zucker nur eine Dose Ravioli, eine kleine Fischkonserve und ein Glas Marmelade. Der Kühlschrank enthielt einen halb
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