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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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aufgebrauchten Aldikäse in Originalfolie, eine Packung Margarine und eine flache Plastikdose. Die Fleischwurst darin machte nicht mehr den frischesten Eindruck, wie Walde nach dem Öffnen des Deckels feststellte.
    Frohnen sagte mehr zu sich selbst: »Ende des Monats reicht es halt nur noch zu Hartkäse und Brot. Zum Glück ist der Februar bald vorbei.«
    »Kann ich mal die Schlüssel zu Ihrer Garage haben?« Sattler kam in die Küche.
    »Für mein Fahrrad brauche ich keine Garage. Das steht im Keller.«
    »Dann begleiten Sie uns bitte dahin«, schlug Sattler vor, was Frohnen dazu brachte, sich so schwerfällig zu erheben, als wäre alle Kraft aus ihm gewichen. Er folgte den beiden Technikern ins Treppenhaus.
    »Und wenn er abhaut?«, rief Gabi von der Diele her in die offene Küchentür, als die drei verschwunden waren.
    »Der macht nicht den Eindruck, als könne er heute weit laufen«, sagte Walde. »Bei dem, was der noch zu essen im Haus hat, ist er froh, wenn er sich auf den Beinen halten kann.«
    »Er hat uns letztes Mal gut drangekriegt, als er uns rüber ins Café gelotst hat.« Walde schaute sich um. »Von Renovierung keine Spur, obwohl ein neuer Anstrich nicht schaden könnte.«
    »Seine Klamotten könnten auch aus der Kleidersammlung stammen.«
    »Eine ganz arme Socke.« Walde öffnete die Kühlschranktür und zeigte hinein.
    »Warst du schon im Museum?«, fragte Gabi.
    »Wo?«
    »Wohnzimmer kann man das nicht nennen.«
    Walde folgte ihr in einen Raum, der mit Vitrinen vollgestellt war. Sie enthielten Tontöpfe in verschiedenen Größen, teils bemalt, mit einem oder zwei Henkeln, tönerne Öllampen mit verschiedenen Verzierungen, ein von grüner Patina überzogenes Schwert, Scherben, Spangen, Fibeln, Münzen.
    In einer Schublade befanden sich Münzen, einige einzeln in Hüllen, andere unkenntlich verschmutzt, abgegriffen, korrodiert.
    »Scheint nicht viel wert zu sein, sonst hätte er den Kram schon verkauft«, bemerkte Gabi.
     
    Walde ging mit Gabi in das dahinter liegende Schlafzimmer. Die Türen zum Kleiderschrank standen offen, auf dem Messingbett häuften sich Kleiderstapel.
    »Räumst du das wieder zurück?«, fragte er.
    »Herr Frohnen macht das bestimmt ordentlicher als ich.«
     
    Frohnen kam mit den beiden Technikern zurück, die einen großen Plastikkorb trugen, den sie auf den Küchentisch stellten.
    »Das sieht da unten aus wie in einer Museumswerkstatt«, berichtete Sattler. »Regale voller Hypokaustenziegel, alter Keramik, Metalldetektoren in verschiedener Qualität, einem Nachtsichtgerät aus russischen Armeebeständen, Elektrolytbad zum Reinigen von Metallen, Kartons voller Zeugs, das wohl als Beifang bei Grabungen abgefallen ist, und Wanderschuhe, Größe 45 von Meindl.«
    »Ich denke, das genügt«, sagte Gabi und wandte sich an Frohnen, »Sie sind vorläufig festgenommen.« Dann klärte sie ihn über seine Rechte auf und legte ihm Handschellen an.
    *
    Grabbe musste auf einem unbequemen Stuhl im Sekretariat warten. Dr. Zelig wollte ihn laut Auskunft der geschäftigen Dame mit dem goldenen Bändchen um die Brillenbügel gleich empfangen.
    Es wurde dann doch länger, was dazu beitrug, Grabbes Stimmung weiter zu drücken. Bei der Aufgabenverteilung vorhin war er Opfer seines eigenen Vorschlags geworden und zusammen mit Monika auf den Museumsleiter angesetzt worden. Monika war im letzten Moment von einer angeblich dringenden Presseanfrage abgehalten worden. Inzwischen waren die anderen zu Frohnen unterwegs.
    Nun war Grabbe auf sich selbst gestellt, hatte weder den gewünschten Durchsuchungsbefehl noch etwas Konkretes in der Hand, um Zelig unter Druck setzen zu können. Weiß der Teufel, welche Erklärung sich der Mann bereits zurechtgelegt hatte, falls er mit dem Telefonkontakt zu Theis konfrontiert wurde.
    Grabbe seufzte lang und vernehmlich.
    Das Erste, was er von Zelig sah, der durch die Verbindungstür zum Nebenraum kam, war ein sich über dem Gürtel wölbender Bauch, der die untersten Knöpfe des weißen Hemdes auf eine Belastungsprobe stellte.
    »Kommen Sie bitte herein«, sagte der Direktor »Herr, äh, wie war noch der Name?«
    »Grabbe.«
    Seit der letzten Begegnung vor einem Jahr schien Zelig deutlich an Gewicht zugelegt zu haben. Sein Händedruck war schlapp.
    Kaum hatten sie sich gesetzt, klingelte der altertümliche Apparat auf Zeligs Schreibtisch.
    Er hätte wenigstens dafür sorgen können, dass während des Gesprächs keine Telefonate zu ihm durchgestellt wurden, dachte

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