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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Kühlschrank, weil ich Vegetarier bin?« Der Tonfall des Mannes blieb fast gleich, obwohl die Aufregung deutlich in seinem Gesicht zu erkennen war. »Wovon soll ich denn einen Anwalt bezahlen?« Der Mann hatte keinerlei Modulation in seiner Stimme.
    »Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern.«
    »Okay. Hab ich verstanden«, unterbrach sie Frohnen. »Kann ich rauchen?«
    Als sie nickte, nahm er den Tabakbeutel aus seiner Jacke und drehte sich eine Zigarette.
    »Welche Schuhgröße haben Sie?«
    »Fünfundvierzig.«
    Noch bevor er den ersten tiefen Zug aus den Lungen ließ, stellte Gabi die Wanderschuhe hart auf den Tisch. »Sind das Ihre? Die waren bestimmt nicht billig.«
    »Die hab ich gebraucht bei ebay ersteigert, von jemanden, der angeblich nur einmal drin gelaufen ist. So was mach ich nie wieder. Hätten eine Nummer größer sein können.«
    »Das Profil der Schuhe ist mit den Spuren identisch, die wir am Tatort in Steineberg gefunden haben.« Gabi ließ Frohnen nicht aus den Augen. Auch Walde, der bisher noch nichts gesagt hatte, beobachtete sein Gegenüber aufmerksam.
    »Ich wollte mal sehen, was der Theis da oben rumliegen hatte.«
    »Ach, wenn das so ist, dann wäre ja alles geklärt«, sagte Gabi. »Herr Frohnen, dann müssen Sie entschuldigen, dass wir den ganzen Aufwand betrieben haben.« Sie blickte ihm mehrere Sekunden lang direkt in die Augen. Dann schlug sie mit der flachen Hand auf den Tisch und registrierte zufrieden, wie Frohnen zusammenzuckte. »Wiederholen Sie das beim Haftrichter, und er wird Ihnen viel ungestörte Zeit zum Nachdenken verschaffen.«
    »Frau Theis hat mich gefragt, ob ich mich vielleicht um den Nachlass ihres Mannes kümmern könnte.«
    Walde machte sich eine Notiz.
    »Aber doch nicht, solange der Tatort versiegelt ist!«, sagte Gabi. »So blöd kann man doch nicht sein!«
    »Ja, da war ich ein wenig voreilig. Das geb ich zu. Die fehlende Geduld ist so eine Unart von mir. Manchmal hab ich Dinge im Kopf, die mir keine Ruhe lassen, bis ich sie in Angriff genommen habe.«
    »Wie sind Sie überhaupt da hoch gekommen, wohl nicht mit dem Fahrrad?«
    »Frau Theis hat mir ihr Auto geliehen.«
    »Ich habe den Eindruck, Ihnen ist nicht bewusst, in welch ernster Situation Sie sich befinden«, meldete sich Walde zu Wort. »Herr Frohnen, es geht nicht darum, dass Sie sich eines Einbruchs schuldig gemacht haben, was nicht heißen soll, dass deshalb kein Strafverfahren auf Sie zukommt. Aber Sie sind hier bei der Mordkommission!«
    »Aber nur, weil ich auf dem Gelände da oben war, bin ich doch noch kein Mordverdächtiger!«, protestierte Frohnen.
    »Und ob«, rief Gabi. »Wer sagt uns denn, dass Sie erst nach der Tat da oben waren?«
    »Ja, aber das war wirklich so.«
    »Das sagen Sie, aber es gibt noch einen zweiten Umstand, und dieser war für den Richter Grund genug, eine Hausdurchsuchung bei Ihnen zu verfügen.« Walde beobachtete, wie Frohnen vor Spannung das Atmen vergaß. »Herr Theis hat Sie kurz vor seiner Ermordung angerufen.«
    »Das kann nicht sein!«
    »Erzählen Sie nichts. Wir haben die Telefondaten mit Tag und genauer Uhrzeit.«
    »Was weiß ich, vielleicht hat er ja angerufen. Bei mir rufen ständig Idioten an, die mir alles Mögliche andrehen wollen.«
    Walde wusste, dass es kein großes Problem war, Frohnen zu knacken. Der Mann war keiner von der harten Sorte. Der gehörte zu denen, die kleine Dinger drehten und sich dabei ihr gutes Gewissen bewahrten. Wenn sie dann erwischt wurden, brach ihr Kartenhaus aus halb garen Ausflüchten meist schnell zusammen.
    »Ich denke, wir legen eine Pause ein.« Walde erhob sich. »Sie sollten sich in Ruhe Gedanken machen, bevor wir uns weiter unterhalten.«
    »Kann ich jetzt gehen?«
    »Nein.«
    »Aber ich hab Ihnen alles gesagt!«
    »Der Meinung bin ich nicht.«
    Wenig später erschien ein Polizist. Um Frohnens Handgelenke klickten die Handschellen.
    »Aus dem ist noch mehr herauszuholen«, sagte Gabi, als Frohnen aus dem Raum geführt worden war. »Ich muss kurz weg.« Walde ging ebenfalls zur Tür. »Wohin, und was heißt kurz?«, rief Gabi ihm nach. »Ich möchte bald heim. Ach so«, sie schlug sich an die Stirn. »Ich hatte vergessen, dass du auf den Hund gekommen bist!«
    *
    Als Walde einparkte, stand vor seiner Haustür ein bärtiger Mann. Schlagartig wurde ihm klar, welche Örtlichkeit gemeint war, in die der Mann gelegentlich zum Essen ging: die Armenküche im Nebengebäude des Krankenhauses.
    Als Walde näher kam, erkannte

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